Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
blockiert.
»Prima Idee«, lobte Svetlana, die zu ihrer Ausgeglichenheit zurückfand.
»Was jetzt?«, fragte Pascal, der sich gleichzeitig um Lars kümmerte, der jetzt erst realisierte, was er getan hatte. Zitternd lehnte er sich an eine Wand, hinter der das Maschinenhaus der Klimaanlage lag. Er schien völlig abwesend zu sein und bekam nicht einmal mit, dass Svetlana telefonierte.
»Wir sind auf dem Dach«, informierte sie Kaspar.
»Ich hab euch gesehen. Haltet ein oder zwei Minuten aus. Hilfe ist unterwegs«, sagte Kaspar.
Svetlana hatte zwar keine Idee, wie diese Hilfe aussehen mochte, wusste aber wenigstens, das Kaspar in der Nähe war, der sie sonst kaum auf dem Dach bemerken konnte. Sie ging etwas dichter an die Kante und blickte hinunter. Zum ersten Mal sah sie die Menschenmasse. Als die Demonstranten auf sie aufmerksam wurden, fingen sie zu grölen an, schwenkten wild ihre Plakattafeln und streckten große Transparente in die Höhe. Svetlana konnte aus der Entfernung nicht entziffern, was darauf stand, aber sie ahnte es. Als sie auch von Schaulustigen und von Polizisten bemerkt wurde, wich sie zurück.
»Da unten ist die Hölle los«, berichtete sie den anderen. »Übertragungsfahrzeuge habe ich auch gesehen. DieBilderberger haben also einen Teil unserer Forderung erfüllt«, freute sie sich, ging zu Lars hinüber und stellte sich dicht neben ihn.
»Wie geht es dir?«, fragte sie besorgt.
»Geht schon wieder«, antwortete er leise. »Tut mir wirklich leid, Svetlana.«
»Ist schon gut.«
»Und? Was sagt Kaspar? Holt er uns hier herunter?«
»Sicherlich«, antwortete sie und hoffte, es möge so sein.
»Was ist mir Torge?«, fragte Lars, »wir können ihn doch nicht zurücklassen.«
Svetlana antwortete nicht und ging ein paar Schritte weg. Ihr ging es genauso an die Nieren, wenn nicht sogar mehr als jedem anderen. Sie erinnerte sich, wie er mit ihr in die Pathologie eingebrochen war, an die Reise nach Moskau und das Erlebte in der Villa in Eindhoven. Sie dachte außerdem daran, dass ausgerechnet er es war, der sie darüber aufklärte, dass die Eurogendfor Rädelsführer sofort erschießen durfte. War Torge womöglich erschossen worden? Sie behielt ihre wirren Gedanken für sich. Ein solches Ende hatte niemand gewollt. Sie hatte bereits Floyd verloren und nun auch noch einen sehr guten Freund und Weggefährten? Das war einfach zu viel. Sie kämpfte mit Tränen, konnte ihre Gefühle jedoch nicht mehr zurückhalten.
Lars kam herbei und legte seinen Arm um ihre Schulter.
»Was ist los, Svetlana? Hat dich das so sehr mitgenommen, was ich gerade getan habe?«
Sie wischte sich ihre Tränen ab und sah ihn an.
»Das hat nichts mit dir zu tun – wirklich nicht. Mir ging gerade Floyd durch den Kopf.« Sie verschwieg, dass sie auch daran dachte, Torge könne nicht mehr am Leben sein.
Die Zeit wurde knapp. Als Svetlana sich wieder gefangen hatte, warf sie einen besorgten Blick zur Dachluke hinüber. Der Schlauch, der die Verriegelung blockierte, bewegte sich etwas. Offensichtlich waren die Verfolger bereits da und versuchten, die Luke zu öffnen. Es ließ sich nicht leugnen, dass alle einen erhöhten Herzschlag hatten, bis auf Lars, der mit Adrenalin vollgepumpt war und sich somit in einem Zustand befand, von dem sich sagen ließ: Ihm war alles egal. Vielleicht hatten alle inzwischen innerlich aufgegeben, ohne es sich selbst einzugestehen. Schließlich befanden sie sich in einer Sackgasse und von Hilfe war weit und breit keine Spur. Der Schlauch an der Luke würde sicherlich in den nächsten Minuten nachgeben und keiner wusste, was dann geschehen würde.
Auf der Straße waren mehrere Fernsehreporter damit beschäftigt, ihre Berichterstattung zu beginnen. Hatte es die Weiße Rose
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