Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
gab dem Piloten über seinen Helmfunk die Anweisung, aufzusteigen und abzudrehen. Genauso schnell wie er gekommen war, verschwand der Helikopter wieder und mit ihm die Weiße Rose. Nur Torge blieb zurück und keiner kannte sein Schicksal.
Diese Aktion, die kaum länger als fünf Minuten gedauert hatte, wurde von allen Schaulustigen, Demonstranten und von der Eurogendfor beobachtet, wobei keiner der Polizisten einen Funkspruch absetzte, um den Hubschrauber verfolgen zu lassen. Sie ließen es einfach zu, dass die Weiße Rose entkam. Alles andere hätte wohl auch so viel zusätzlichesAufsehen erregt, dass nicht nur die Bilderberger, sondern auch diese Spezialeinheit in Erklärungsnot geraten wäre. Schließlich wurde auch um die European Gendarmerie Force ein Geheimnis gemacht.
Im Helikopter herrschte allgemeine Erleichterung.
»Wo fliegen Sie uns hin«, fragte Svetlana den Mann mit der Fliegermontur, wobei sie ihre Stimme stark anheben musste, um gegen den Lärm anzukommen. Es war unerträglich laut. Erst als sie Kopfhörer bekamen, über die sie am Bordfunk angekoppelt wurden, wurde es besser.
»Wir setzen Sie gleich wieder ab und fliegen sofort weiter. Sollten wir verfolgt werden, verfolgen sie einen leeren Hubschrauber. Sie sind dann auf sich allein gestellt, aber Hauke wird mit Ihnen Kontakt aufnehmen.«
»Wissen Sie vielleicht, was mit unserem Freund ist?«
»Tut mir leid, ich habe keine Ahnung.«
Für den Rest des Fluges schwiegen sie, aber alle dachten an Torge.
21
Zwei Tage war die Konferenz jetzt her, ohne dass sich die Aufgeregtheit gelegt hatte. Svetlana war zu ihrer besten Freundin gezogen, da sie sich in ihrer eigenen Wohnung nicht mehr sicher fühlte. Grabowski kannte ihre Adresse und sie hatte ihm einen Wohnungsschlüssel überlassen. Er hatte ihr den Schlüssel zwar zurückgegeben, aber konnte davon ausgegangen werden, dass er keinen Nachschlüssel angefertigt hatte? Für Svetlana war es ein unerträglicher Gedanke, er könne zu jeder Tages- und Nachtzeit plötzlich in ihrer Wohnung vor ihr stehen.
Für sie war er ein skrupelloses und unberechenbares Scheusal geworden. Zweifellos würde er seinen Kampf gegen die Weiße Rose nicht so einfach aufgeben. Seit dem Vorfall im Hotel, als Lars auf ihn geschossen hatte, war er allerdings nicht mehr gesehen worden. Die Kugel hatte ihn verfehlt, denn sonst hätte er nicht unmittelbar nach dem Schuss verschwinden können, ohne eine Spur zu hinterlassen.
»Die Weiße Rose trifft sich heute zum ersten Mal nach ihrer Aktion«, sagte Svetlana zu ihrer Freundin. Celine war besorgt und wünschte sich, dass alles wieder so wäre wie früher. Svetlana hatte sich in den letzten Tagen stark verändert. Was will man auch erwarten, wenn sich ein Mensch von heute auf morgen einer Widerstandsbewegung anschließt, noch dazu einer Gruppe, die sich mit den Mächtigsten der Welt anlegte.
»Du weißt, was du zu tun hast?«, fragte sie Celine.
»Ja, du hast es mir oft genug erklärt. Wenn du bis Mitternacht nicht zurück bist, dann soll ich die Polizei anrufen. Richtig so?« Celine wirkte genervt. Sie war zwar Svetlanas beste Freundin, wollte aber in die Geschichte der Weißen Rose nicht hineingezogen werden. Sie glaubte sowieso nicht, was Svetlana ihr über die Bilderberger erzählt hatte. Es passte einfach nicht in ihre kleine unberührte Welt. Aus Svetlanas Sicht gab sie ein perfektes Muster ab, wie sich die Bilderberger das einfache Volk vorstellte: Der Tag verläuft nach einem strengen Ablaufplan. Die wenige Freizeit wird zumeist vor dem Fernseher verbracht, um sich eine Realityserie nach der anderen anzusehen mit dem Resultat, dass keine Zeit zum Nachdenken bleibt. Es ist ja auch
Weitere Kostenlose Bücher