Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
viel bequemer, alles einfach als gegeben hinzunehmen und zu sagen: Ändern kann ich sowieso nichts.
Die kleine Billardkneipe im Hafenviertel war gewissermaßen zum Hauptquartier der Weißen Rose geworden. Als sich die Freunde dort versammelten, war die Stimmung bedrückt. Svetlana lehnte am Billardtisch, Lars und Pascal standen in der Nähe des Queueregals, Bastian und Timo pendelten unruhig von einer Ecke in die andere. Zwischendurch schubsten sie mit der Hand eine Billardkugel an und ließen sie über die Bespannung des Tisches rollen. Die Tür zu diesem Nebenzimmer war wie immer geschlossen.
»Es nützt nichts, wenn wir jetzt Trübsal blasen«, brach Svetlana das Schweigen. »Natürlich bin ich genauso traurig darüber, dass wir Torge verloren haben. Wenn wir deshalb aufgeben, war alles erfolglos. Dann ist auch Floyd umsonst gestorben.«
»Wer spricht denn vom Aufgeben?«, sagte Pascal. »Wirwaren uns alle darüber im Klaren, dass etwas schiefgehen kann. Jeden von uns hätte es treffen können.«
»Habt ihr vorgestern die Nachrichtensendungen gesehen?«, fragte Lars, der nicht länger über Torge sprechen wollte.
»Natürlich«, sagten alle fast gleichzeitig.
»Was die gebracht haben, war ja wohl zu erwarten, oder?«, sagte Svetlana.
Alle Sender hatten die gleiche Lüge berichtet, als hätten sie sich abgesprochen. Vom wahren Inhalt der Konferenz hatte niemand auch nur ein Wort erwähnt, sondern hatten von einem Treffen gesprochen, bei dem es um die Energiewende ging. Die Demonstration war so dargestellt worden, als sei es eine Anti-Atomkraft-Demonstration gewesen. Von den Plakaten und Transparenten war in der Berichterstattung nichts zu erkennen. Die Kameras hatten die Spruchbänder nie frontal aufgenommen. Es waren aber Transparente in Großaufnahme zu sehen, auf denen das Atomsymbol und der Slogan ›Atomkraft – Nein danke!‹ zu sehen waren. Allerdings stammten diese Aufnahmen aus dem Archiv und wurden einfach in den aktuellen Bericht einmontiert.
Auch war in den Filmberichten keine Sekunde ein Polizist der Eurogendfor zu sehen. Man hatte peinlichst darauf geachtet, die Regularien der Bilderberger nicht zu verletzen, um politisch korrekt zu berichten.
Als der Helikopter kurz ins Bild gekommen war, wurde von einem Moderator kommentiert, dass Polizisten auf dem Dach abgesetzt worden seien mit der Aufgabe, ins Hotel eingedrungene Demonstranten einzukesseln. Natürlich wurde nicht gezeigt, dass genau das Gegenteil auf dem Dach passierte.
»Das war doch wieder typisch«, regte sich Lars auf, »jede Silbe war gelogen. Jeder glaubt es und keiner überlegt, ob es vielleicht ganz anders gewesen sein könnte. Wir müssen das aufklären und dieser Zensur einen Riegel vorschieben. Wenn das Volk darüber aufgeklärt wird, dass es systematisch belogen wird, ist das der erste Schritt zurück zur Wahrheit.«
»Das ist unser Ziel«, erinnerte Svetlana. »Wir müssen die Bilderberger weiter unter Druck setzen. Sie dürfen nicht denken, dass unsere Aktion im Hotel einmalig war und sie so wie bisher weitermachen können.«
»Die nächste Konferenz wird erst in einem Jahr stattfinden«, meinte Lars. »Bis dahin haben die uns längst vergessen.«
»Wer sagt denn, dass wir bis zur nächsten Konferenz warten müssen?« Svetlana hielt den Zettel hoch, auf dem der Chairman eine Telefonnummer geschrieben hatte.
Pascal lachte. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass du unter dieser Nummer den Chairman oder einen seiner Generalsekretäre erreichst?«
»Warum nicht!?«
»Wie naiv bist du denn?«, fragte Lars.
»Ich finde das gar nicht naiv«, beschwerte sich Svetlana. »Wir haben sie immerhin mächtig unter Druck
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