Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Erster?«
»Lasst Svetlana zuerst fahren«, schlug Torge vor, »damit sie auf jeden Fall in Sicherheit ist. Sie ist außerdem die leichteste von uns. Ich fahre als Letzter, da ich wohl der schwerste bin. Sollte die Kiste zusammenbrechen, seid ihr wenigstens oben.«
Svetlana kroch in den Förderkorb. Mit eng angezogenen Beinen und nach vorne geneigten Kopf fand sie gerade Platz.
»Nicht gerade gemütlich«, scherzte sie. Ihr war nicht ganz geheuer, da es während der Fahrt stockfinster sein würde und sie nicht wusste, ob sie oben überhaupt herauskäme.Die Schiebetür zum Schacht könnte verschlossen sein. Für Pessimismus war jetzt jedoch keine Zeit.
»Wir sehen uns oben«, sagte sie und drückte selbst auf den Knopf, der den Förderkorb in Bewegung setzte. Die Geräusche flößten ihr nicht unbedingt Vertrauen ein und die Enge machte ihr sehr zu schaffen, obwohl sie keineswegs unter Platzangst litt. Außerdem gab es die Ungewissheit, ob möglicherweise ein Kontrolllämpchen darüber Auskunft gäbe, das der kleine Fahrstuhl in Bewegung war. Im Keller gab es kein Signal, was jedoch nicht heißen musste, dass es in den Etagen ebenso war. Svetlana stellte sich gerade vor, wie ein Polizist oder gar Grabowski das Aufflammen eines solchen Kontrolllämpchens beobachtete und nun genüsslich auf die Ankunft des Förderkorbes wartete.
Als sie in der obersten Etage ankam, versuchte sie, möglichst leise die Schachttür nach oben zu schieben. Zu ihrer Erleichterung ließ sie sich öffnen. Zunächst begnügte sie sich mit einem Spalt von wenigen Zentimetern, um sich einen Überblick zu verschaffen. Vor dem Schacht war niemand zu sehen und soweit sie nach links und rechts sehen konnte, auch nicht. Schnell öffnete sie den Schacht vollständig, kletterte hinaus und schickte den Korb gleich wieder hinunter.
Einer nach dem anderen fuhr nach oben, was einige Zeit in Anspruch nahm. Zeit, die sie eigentlich nicht hatten. Aber was sollten sie machen? Wenigsten gab es kein aufleuchtendes Signal, was Svetlana beruhigt zur Kenntnis nahm. Es war anzunehmen, dass es in den übrigen Stockwerken auch keins gab. Was sie allerdings alarmierte, war das unüberhörbare Geräusch des fahrenden Korbes. Es war zwar sehr leise, aber immerhin hörbar. Wenn sich jetzt jemand inder Nähe des Schachtes aufhielt, würde er das verräterische Geräusch ohne Zweifel wahrnehmen.
Als Timo ankam, fühlte sich Svetlana erleichtert. In Gesellschaft ließ sich Angst deutlich leichter ertragen und sie hatte Angst, auch wenn sie es nicht zugab.
»Ich bin schon bequemer Fahrstuhl gefahren«, meinte er, als er sich aus dem engen Korb herausquälte.
»Such du schon mal den Ausgang auf das Dach«, forderte Svetlana ihn auf, während der Korb wieder nach unten fuhr.
»Wollen wir hoffen, dass wir ihn finden und auch öffnen können«, sagte Timo, der sich gleich auf den Weg machte.
Alles klappte bestens. Der Förderkorb ächzte zwar gewaltig unter der Last der Männer, schaffte es aber problemlos. Zum letzten Mal ließ Svetlana ihn wieder hinunter. Sobald Torge angekommen war, wollten sie weiter auf das Dach.
Der Förderkorb war schon wieder zu hören, Torge war also unterwegs. Doch als der Korb in der obersten Etage ankam, versteinerten sich die Gesichter und die eintretende Blässe trat in einen direkten Wettstreit mit der weißen Wandfarbe. Torge saß nicht im Förderkorb, stattdessen lag eine weiße Rose darin. Es musste sich um die Rose handeln, die Svetlana kurz zuvor auf den Bistrotisch gelegt hatte.
Grabowski hatte den Spieß umgedreht.
Als er aus der Küche herausgekommen war und dicht am Versorgungsschacht vorbeikam, wurde er auf das Geräusch aufmerksam, welches aus dem Schacht kam. Hektisch hatte er versucht, die Klappe aufzuschieben, was
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