Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Verantwortung zu tragen hatte. In der Hand hielt sie eine kleine Aktentasche.
Svetlana traf sie im Säuleneingang zu einem Café, das im Seitentrakt eines Museumsgebäudes lag. Gewohnt selbstbewusst streckte Svetlana ihr zur Begrüßung die Hand entgegen, aber die Frau reagierte mit kühler Zurückhaltung.
»Gehen wir hinein?«, fragte sie, was eine rein rhetorische Frage gewesen war. Die beiden Frauen setzten sich an einen kleinen Tisch in einer Ecke des Cafés. Svetlana bestellte sich einen Cappuccino, die Unterhändlerin begnügte sich mit Mineralwasser. Sie sah streng aus, was sie aber auch sein musste, sollte die Vermutung zutreffen, dass sie in führender Position eines Wirtschaftsunternehmens tätig war. Svetlana versuchte sich zu erinnern, ob sie die Frau unter den Teilnehmern der Bilderberger-Konferenz gesehen hatte. Leider hatte sie ein schlechtes Personengedächtnis.
»Kommen wir zur Sache«, sagte die Frau, die sich nicht namentlich vorgestellt hatte. »Ich hasse es, Zeit mit viel Vorgeplänkel zu verschwenden. Sie sind also dieRädelsführerin der Weißen Rose?«
»Kann man so sagen«, bejahte Svetlana, die die Frau sehr genau beobachtete. Sie war kein bisschen nervös, sondern eher das, was man als ›über den Dingen stehend‹ bezeichnen würde.
»Sie wollen also 50 Millionen Euro erpressen?«
»Jährlich«, ergänzte Svetlana frech, »aber erpressen ist ein hässliches Wort.«
»Sie haben Humor«, sagte die Frau, ohne eine Miene zu verziehen. »Glauben Sie wirklich, wir werden dieser Forderung einfach so nachkommen?«
»Die Agenda ist schon ein gewaltiger Hammer. Gerät sie in falsche Hände, wird es die Bilderberger sehr viel mehr kosten«, sagte Svetlana.
Die Frau musste lachen, wobei es kein herzliches Lachen war.
»In falsche Hände geraten? Die Agenda befindet sich doch schon in falschen Händen. Oder wollen Sie das Gegenteil behaupten?«
»Ja, das will ich«, antwortete Svetlana entschlossen. Sie schätzte die Unterhändlerin auf Mitte vierzig ein, also knapp doppelt so alt wie sie selbst. Demzufolge konnte Svetlana ihr in puncto Lebenserfahrung nichts entgegensetzen. Umso mehr erfüllte es sie mit Stolz, dem Gespräch gewachsen zu sein. Jedenfalls fühlte sich Svetlana so. Es konnte jedoch auch Taktik sein, ihr erst einmal die Sicherheit zu geben, sich in einer überlegenen Position zu befinden.
»Sie wollen mir jetzt nicht erzählen, dass Sie bei erfolgter Zahlung die Agenda vernichten werden? Wer garantiert uns, dass Sie das Schriftstück nicht doch an die Presse weitergeben?«, fragte die Unterhändlerin, die scheinbar über keinerleiGesichtsmuskeln verfügte. Nicht einmal ein leichtes Zucken war zu erkennen, geschweige denn der Ansatz eines Lächelns.
»Das ist eine Frage des Vertrauens«, sagte Svetlana.
»Wie sollen wir jemanden vertrauen, der mit seiner Widerstandsgruppe Mitglieder der Bilderberger als Geisel genommen hatte?«
»Wie sollen wir jemanden vertrauen, der skrupellosen Völkermord plant?«, konterte Svetlana.
»Sie verstehen von der ganzen Problematik nichts. Deshalb sollten Sie nicht mit mir darüber diskutieren. Sprechen Sie außerdem nicht von Völkermord, denn es hat einen negativen Beigeschmack und davon distanzieren wir uns ausdrücklich.«
»Wie würden Sie es denn nennen? Natürlich, es wird keine Gaskammern geben, aber auch schleichende Vergiftungen bezeichne ich als Mord. Und wie nennen Sie es, wenn Ihr toller Computer einen Impuls an einen eingepflanzten Chip sendet, der eine tödliche Herzattacke auslöst? Mein Freund wurde durch Aspartam vergiftet. Er hat das Gift nicht freiwillig geschluckt, es wurde ihm verabreicht. Mord? Oder kein Mord?«
Die Frau verzog
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