Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
immer noch keine Miene.
»Wir sind nicht zusammengekommen, um über Inhalte der Agenda zu streiten. Davon verstehe ich zwar mehr als Sie, aber nicht genug. Meine Aufgabe ist es, mit Ihnen über Ihre Forderungen zu sprechen.«
»Das eine schließt das andere nicht unbedingt aus«, sagte Svetlana.
»Wir machen Ihnen folgendes Angebot: Sie erhalten fünfzigtausend Euro in bar. Bedingung ist, dass Sie undjeder Ihrer Freunde absolutes Stillschweigen bewahren. Außerdem verlangen wir die sofortige Zerschlagung der Weißen Rose.«
»Das soll wohl ein Witz sein«, reagierte Svetlana, lehnte sich zurück und sah für einen kurzen Moment demonstrativ zur Seite. Die Unterhändlerin ließ sich nicht provozieren. Sie befand sich in einer eindeutig besseren Verhandlungsposition. Svetlana hatte längst verdrängt, dass es ihr so ergehen könnte, wie bereits unzähligen Menschen zuvor, die plötzlich spurlos verschwunden waren.
»Für Studenten ist es eine Menge Geld. Sie sollten es sich überlegen«, sagte die Unterhändlerin.
»Viel Geld? Da muss ich aber lachen. Das wären pro Kopf gerade mal zehntausend Euro. Sie wissen ja wohl am besten, wie weit man damit kommt. Außerdem habe ich schon einmal gesagt, wir wollen uns nicht persönlich bereichern, sondern den Opfern helfen – Ihren Opfern.«
»Sie können es sich überlegen. Egal, wie Sie sich entscheiden, wir erwarten die Aushändigung der Agenda einschließlich des Datenträgers, auf dem die Datei gespeichert ist. Und das jetzt sofort! Kommen Sie unserer Forderung nicht nach, haben Sie sich die Konsequenzen selbst zuzuschreiben.«
»Meinen Sie, ein Stück Papier und ein Stick ändern alles?«
»Warten wir es ab.« Die Unterhändlerin sah Svetlana mit scharfem Blick an.
»Sie können gerne alles haben, den Stick und den Ausdruck«, sagte Svetlana selbstsicher. »Glauben Sie wirklich, dass wir uns nicht mehrfach abgesichert haben? Von dem Material existieren natürlich mehrere Kopien, die an unterschiedlichen Orten versteckt sind. Sollte ich michnicht regelmäßig bei bestimmten Leuten melden, werden diese Duplikate an die Presse weitergeleitet.« Svetlana bluffte. In Wirklichkeit hatte sie nur einen einzigen Stick und den auch noch bei sich. Sie musste unbedingt Kopien ziehen und diese tatsächlich an verschiedenen Orten deponieren. Es könnte eine Art Lebensversicherung werden.
»Sieht so aus, als hätten Sie uns in der Hand«, sagte die Unterhändlerin.
»Tja, da hat die Weiße Rose eindeutig die besseren Karten«, freute sich Svetlana. Doch die Freude währte nicht lange, denn die Unterhändlerin wusste etwas, wovon Svetlana jetzt erst erfahren sollte.
»Schach, aber noch lange nicht schachmatt«, sagte die Frau. Zum ersten Mal begann sie zu lächeln, wobei es eher als ein diabolisches Grinsen zu deuten war. »Wie geht es Ihrer Freundin Celine?«, fragte sie.
»Woher kennen Sie Celine?«, fragte Svetlana erstaunt.
»Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.« Aus ihrer Tasche holte sie ein Smartphone hervor, ließ ein Foto anzeigen und zeigte es Svetlana. Ihr fehlten die Worte. Auf dem Display wurde ein Foto von Celines Gesicht angezeigt. Es sah so aus, als ob sie auf einer Art Pritsche lag und schlief.
»Was haben Sie mit ihr gemacht«, wollte Svetlana wissen. Sie war plötzlich aufgeregt.
»So schnell wendet sich das Blatt, nicht wahr? Gerade dachten Sie noch, gewonnen zu haben, und jetzt haben wir die besseren Karten.«
»Was ist mit Celine?«, fragte Svetlana noch einmal, diesmal viel energischer. Wenn es um ihre beste Freundin ging, verstand sie keinen Spaß.
»Herr Grabowski hat sie vorübergehend in seine Obhutgenommen, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Wenn Sie nach
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