Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
ein Arzt hier niedergelassen hat, sind wir spontan hereingekommen. Wir stören hoffentlich nicht?«
»Keineswegs«, sagte der Arzt, dem eine kostenlose Werbung durchaus willkommen war. Er beantwortete einige belanglose Fragen, die Kaspar sich einfallen ließ, ohne Verdacht zu schöpfen. Vertrauen aufzubauen, war Kaspars große Stärke. Wenn es darauf ankam, wickelte er jeden um den Finger.
»Wäre es möglich, dass Sie uns Ihre Räumlichkeiten zeigen?«, fragte Kaspar, als er ihn so weit hatte. Der Arzt zögerte etwas, willigte aber schließlich ein.
»Den Empfangsbereich kennen Sie schon«, begann er seine Führung. »Dies ist mein Büro«, sagte er, öffnet die Tür und ließ die Besucher bedenkenlos hineinsehen. Svetlana hatte keinen Blick für die vielen Fachbücher und die medizinischen Objekte. Sie suchte nach Hinweisen, die darauf hindeuten könnten, dass Celine in diesem Raum gewesen sein musste. Aber sie entdeckte nichts.
Der Arzt erlaubte einen Blick in einen Behandlungsraum. Es war ihm anzumerken, dass er stolz auf seine Praxis war. Sicherlich sah er den Artikel schon vor sich, der ihm eineMenge neuer Patienten bringen könnte. Auch in diesem Raum war nichts zu sehen, was auf Celines Anwesenheit schließen ließ.
Torge entdeckte eine Tür, auf der mit großen Lettern ›Behandlungsraum 2‹ stand.
»Dürfen wir dort auch hineinschauen?«, fragte er.
»Ein Behandlungsraum ist wie jeder andere«, sagte der Arzt und drängte darauf weiterzugehen. Es war eindeutig, dass er von diesem Zimmer ablenken wollte.
»Jeder Raum ist interessant«, sagte Kaspar, »ich würde trotzdem gern hineinsehen.«
»Es geht nicht«, sagte der Arzt, der leicht nervös wurde. »Dort wird gerade eine Patientin behandelt.«
»Es handelt sich also um eine Gemeinschaftspraxis?«, hakte Kaspar nach.
»Nein, ich bin der Einzige. Meine Arzthelferin nimmt gerade Blut ab«, versuchte er sich herauszureden.
»Hier stimmt was nicht«, flüster Torge Svetlana ins Ohr.
»Das sehe ich auch so«, sagte Svetlana ganz leise. Sie gab Kaspar ein Zeichen und stieß Lars an.
Jetzt ging alles ganz schnell. Torge eilte zum Empfang, um die Sprechstundenhilfe daran zu hindern, die Polizei anzurufen. Lars richtete die Pistole auf den Doktor, während Kaspar die Tür zum zweiten Behandlungsraum aufstieß. Er und Svetlana stürmten hinein und glaubten, ihren Augen nicht zu trauen. Mitten im Raum stand eine Pritsche, auf der Celine lag.
»Was haben Sie mit ihr gemacht!?«, brüllte Svetlana, schon fast hysterisch.
Angesichts der Waffe, die auf ihn gerichtet wurde, war der Arzt erstarrt, kreidebleich und brachte keinen Ton heraus.Maurice legte einen Finger auf Celines Halsschlagader.
»Sie lebt«, stellte er beruhigt fest. Svetlana fiel ein Stein vom Herzen. Sie hätte es nicht verkraftet, wenn Celine ihretwegen gestorben wäre.
»Was ist mit ihr?«, brüllte Svetlana den Arzt an.
»Ich hab ihr ein Narkotikum gespritzt«, stammelte er.
»Wozu? Und was haben Sie noch mit ihr angestellt?« Svetlana war außer sich. Kaspar versuchte, sie zu beruhigen.
»Mein Auftrag war, sie für eine Zeit ruhigzustellen.«
»Wer hat Ihnen diesen Auftrag erteilt?«, fragte Kaspar, der den Arzt dabei sehr grimmig ansah.
»Das kann ich nicht sagen«, antwortete er und warf einen ängstlichen Blick zu Lars, der immer noch die Pistole auf ihn richtete.
»Wer!?«, fragte Lars und nahm beide Hände an die Waffe, als wollte er jeden Moment abdrücken. Es war dem Arzt anzusehen, dass er mächtig unter Druck stand und der Situation nicht gewachsen war. Wahrscheinlich kreisten seine Gedanken jetzt darum, für eine Körperverletzung belangt werden zu können, wodurch er seine Approbation verlieren würde.
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