Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
verabreichst.«
»Wie lange dauert es, bis sie wach wird?«, fragte Svetlana.
»Keine zehn Minuten«, antwortete der Arzt, der von Maurice in eine Ecke gedrängt wurde, nachdem er die Spritze gesetzt hatte. Es waren endlose Minuten.
Svetlana stellte sich neben die Pritsche, nahm Celines Hand und redete auf sie ein, in der Hoffnung, den Aufwachvorgang dadurch beschleunigen zu können. Ihre Hand fühlte sich kalt an. Sie mochte gar nicht daran denken, dass sie womöglich eine tödliche Injektion bekommen haben könnte. Doch dieser schreckliche Gedanke verflog, als Svetlana eine Reaktion spürte. Celine bewegte sich. Svetlana atmete erleichtert auf und bekam Tränen in den Augen. Eine Minute später wachte Celine auf, eine weitere Minute verging, bis sie ganz leise zu sprechen begann.
»Wo bin ich?«, fragte sie mit verschwommener Stimme, während sie ihre Freundin ansah.
»Wir erklären es dir später. Erst einmal bringen wir dich in Sicherheit«, sagte Svetlana, die sich wahnsinnig freute, dass Celine lebte.
»In Sicherheit!?«, stammelte sie. Offenbar hatte sie keinerlei Erinnerung daran, was passiert war. Als Svetlana die Decke wegnahm, mit der Celine zugedeckt gewesen war, sah sie, dass sie nur ihren BH trug.
»Wo ist deine Bluse?«, fragte Svetlana erstaunt.
»Woher soll ich das wissen«, sagte Celine, der das Sprechen immer noch schwer fiel. Svetlana sah sich um, aber die Bluse lag nirgends.
»Warum trägt sie nur ihre Unterwäsche?«, fragte Svetlana verärgert den Arzt. »Hast du sie etwa angefasst?«
»Wenn das der Fall ist, dann zieh dich warm an«, sagteKaspar, der sich fast vergaß.
»Ich hab ihr nichts getan und ihre Kleider liegen dort im Schrank«, versicherte der Arzt und deutete auf einen schmales Möbelstück, vor dem Maurice stand. Zumindest, was die Kleider anging, sagte er die Wahrheit. Der Rest ließ sich erst klären, sobald Celine wieder klar denken konnte und sich an alles erinnern würde.
Als Svetlana ihrer Freundin beim Anziehen helfen wollte, entdeckte sie unterhalb des linken Rippenbogens eine frische Narbe. Sie warf Torge einen schnellen Blick zu und deutete kurz auf die Stelle. Als er die zwei Zentimeter lange Narbe sah, wurde ihm flau im Magen. Svetlana erging es nicht besser. Beide dachten an die Agenda, und zwar an eine bestimmte Passage. Celine sagten sie nichts, um sie nicht zu beunruhigen. Es schien so, also ob sie gar nichts von einem Eingriff wusste. Svetlana entschloss sich, sie erst später danach zu fragen.
24
Etwa zwei Stunden blieben Kaspar noch, um einen waghalsigen Plan in die Tat umzusetzen. Sein Büro im Redaktionsgebäude wurde gewissermaßen zur Zentrale der Weißen Rose, die sich bis dahin im Hinterzimmer einer Hafenkneipe getroffen hatte. Neben Kaspar, der sich mittlerweile dazugehörig fühlte, waren Svetlana und Torge anwesend.
»Bist du dir wirklich darüber im Klaren, was es für dich und die Zeitung nach sich ziehen kann?«, fragte Svetlana, die sich für das ganze Dilemma verantwortlich fühlte und nicht noch mehr Menschen hineinziehen wollte.
Kaspars Entschluss stand fest.
»Ich weiß, was ich tue«, antwortete er ruhig und gelassen, »und ich übernehme jegliche Verantwortung. Ein entsprechendes Schriftstück habe ich heute Morgen verfasst und bei meinem Anwalt hinterlegt. Sollte mir etwas zustoßen, übergibt er die Erklärung der Staatsanwaltschaft.«
»Doch nicht etwa bei unserem Freund Grabowski?« Svetlana schmunzelte, doch Kaspar war alles andere als zum Scherzen aufgelegt.
»Natürlich nicht. Alles, was in den nächsten vierundzwanzig Stunden geschieht, nehme ich auf meine Kappe und ihr seid aus der Verantwortung heraus. Gegen euch wird es also keine
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