Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
möchte, dass Sie sich das anhören.«
Mark Peters war einer der best bezahlten Fotografen in der Branche. Seine Fotos, mit denen er eine Auszeichnung nach der anderen gewann, waren bereits in diversen Galerien ausgestellt worden. Im krassen Gegensatz dazu stand sein lockerer Lebenswandel, der durch viel Whiskey und massenhaft Zigaretten geprägt war. Trotz seines hohen Einkommens besaß er nie Geld, was sicherlich damit zu tun hatte, dass er sich zu oft in einschlägigen Bars und Spielkasinos herumtrieb.
An diesem Morgen, während Svetlana im Arbeitszimmer ihres Chefs saß, schlief Mark Peters in einem komfortablen Bett eines First-Class-Hotels in Dallas, Texas. Sein Notebook war eingeschaltet, da er Kaspars Anruf erwartete. Obwohl er deshalb nur leichten Schlaf finden würde, stellte er das Rufzeichen der Skype-Software auf ein schrilles Telefonläuten ein, was auf gar keinen Fall zu überhören wäre.
Es war eher ein Zufall, dass sich Peters ausgerechnet jetzt in Dallas aufhielt, als eine aus Moskau kommende Maschine beim Landeanflug verunglückte. Eins musste man Peters bei seiner Lebensweise zugutehalten: Er war stets bereit und mit seiner Kamera zur Stelle. So fotografierte er die Unglücksmaschine, ohne zu ahnen, dass ihm dabei etwas Ungeheuerliches vor die Linse kommen würde. Immer wieder betrachtete er sich ein bestimmtes Foto und konnte nicht fassen, was darauf zu sehen war. Im Laufe der Jahre hatte er schon so manches sonderbare und rätselhafte Motiv festgehalten, doch diesmal spielte ihm der Zufall etwas zu, was alles Bisherige in den Schatten stellte.
Viermal läutete das elektronische Telefon, ehe Peters zur Besinnung kam, sich über die Augen rieb und auf seineBreitling sah, die er auch nachts nicht ablegte. Es war mitten in der Nacht und obwohl er den Anruf erwartete, ärgerte er sich jetzt darüber.
»Verdammt«, murmelte er grimmig, während er sich aus dem Bett wälzte.
»Let it ring«, säuselte das Mädchen neben ihm schlaftrunken. Sie drehte sich zu Mark hinüber und griff nach seinem Arm, als ob sie ihn ins Bett zurückziehen wollte.
»Lass mich in Ruhe. Es ist wichtig.«
Als er den Anruf entgegennahm, erschienen auf dem Display Hauke Kaspar und Svetlana Petrova, die dicht nebeneinander standen. Mark gähnte ungenierlich.
»Wisst ihr eigentlich, wie spät es hier ist. Es ist mitten in der Nacht?«, beschwerte er sich. »Hättet ihr nicht noch zwei bis drei Stunden warten können?«
»Du hast es so eilig gehabt«, rechtfertigte sich Kaspar, »also, was ist los?«
»Es geht um den Absturz. Die Fotos habe ich gestern auf den Server hochgeladen. Ihr könnt also in der nächsten Ausgabe einen Bericht drucken.«
»Deshalb machst du so eine Welle?«
»Natürlich nicht, du kennst mich doch. Ich habe ein paar Fotos zurückbehalten, die ich auf gar keinen Fall kommentarlos schicken wollte. Ich sende sie gleich per E-Mail. Dann reden wir weiter.«
Peters tat es und wartete ab, bis Kaspar den Empfang bestätigte. In der Zwischenzeit konnte sich Svetlana nicht verkneifen, Mark zu der Frau zu befragen, die sie im Hintergrund längst entdeckt hatte.
»Wieder eine Schönheit aufgerissen?«, scherzte sie lächelnd. Mark verkniff sich einen Kommentar und drehtedas Notebook ein Stück zur Seite, sodass die Webcam das Bett nicht mehr erfasste.
Auf den ersten Blick war auf den Fotos nichts ungewöhnliches zu entdecken: verstreute Trümmer, Gepäckstücke und Rettungskräfte. Auf dem Rücken einiger Männer war in sehr großen Buchstaben FBI zu erkennen. Auch das war nichts Besonderes. Erst bei genauerer Betrachtung fiel etwas abseits eine Gruppe in gelben Schutzanzügen auf, die Atemschutzmasken trugen und mit Geräten akribisch den Boden absuchten.
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