Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Millionengeschäft abwickeln. Diese Aussicht, über Nacht Multimillionär zu werden, ließ über alles hinwegsehen. Noch nie ließ er sich durch Schuldgefühle aufhalten, welche ihm völlig fremd waren. Für ihn zählte nur ein ordentlicher Kontostand, wodurch ihm ein sorgenfreies Leben gesichert wurde. Dabei war es ihm völlig gleichgültig, dass andere Menschen darunter leiden könnten.
Ein schlechtes Gewissen kannte Grabowski nicht. Abgesehen von den Millionen, die jedes Gewissen schön redeten, vertrat er die Meinung, ein paar Kilogramm Plutonium würden nichts mehr großartig verschlimmern, war die Welt doch sowieso schon flächendeckend verstrahlt. Außerdem, was machte es schon aus, wenn in einigen Jahrzehnten nur noch geringe Landflächen bewohnbar wären? Er dachte an das, woran er immer dachte und nicht daran, welche Probleme zukünftige Generationen haben mochten.
»Sie haben einen solventen Interessenten?«, fragte Kurochkin, während die freundlich lächelnde Kellnerin eine Flasche Wodka auf den Tisch stellte und dazu Gläser, die Grabowski normalerweise als Wasserglas benutzen würde. Voller Absicht beugte sie sich zu Grabowski herüber, um ihm einen tiefen Einblick in ihr reizvolles Dekolleté zu gewähren.
Er nahm sich vor, am Wodka lediglich zu nippen und diesen in unbeobachteten Momenten in einen Pflanzenkübel zu kippen, der in Reichweite neben ihm stand. Nüchtern zu bleiben, hielt er für unabdingbar. Auf keinen Fall durfte er es sich leisten, unbedacht potentielle Auftraggeber zu nennen und damit zu riskieren, dass Kurochkin das Geschäft alleine abwickeln könnte. Eindeutige Fragen bestätigten seine Vermutung, Kurochkin könne dies versuchen. Außerdem hielt er es für angebracht, seinem russischen Partner nicht grundsätzlich zu vertrauen.
»Libyen?«, hakte Kurochkin nach.
»Nein.«
Pavel Kurochkin schwieg einen Moment, ließ Grabowski aber nicht aus den Augen. Er musterte ihn sehr genau, seine Mimik, die Art, wie er ihn ansah, seine Körpersprache, alles bewies, dass Kurochkin seinen Gesprächspartner beherrschte. Er konnte bis ins Innere seiner Seele schauen.
»Korea?«
»Bei allem Respekt, ich werde meine Auftraggeber nicht nennen.«
»Oh, es sind also mehrere? Es wimmelt nur so von Abnehmern, wenn Sie mich fragen. Wir müssen es nur richtig anpacken. Iran, Irak, Libyen, Korea, um nur einige zu nennen. Selbst Europa und die USA dürfen nicht vernachlässigt werden. Überall besteht Bedarf an Plutonium, auch wenn es niemand zugeben will.«
Jetzt nahm Grabowski doch einen etwas kräftigeren Schluck Wodka. Hatte er sich verhört, oder machte Kurochkin ihm gerade das Angebot, generell ins Geschäft einzusteigen? Ihm war klar, dass das Syndikat ein weltweites Vertriebsnetz unterhielt, welches ständig erweitert wurde.
Kurochkin trank den Wodka wie Wasser, ohne den Hauch einer Betrunkenheit zu zeigen. Ganz im Gegenteil, es schien so, als würde er mit zunehmender Alkoholisierung klarer. Wieder sah er mit zusammengekniffenen Augen Grabowski an.
»Ich mache Ihnen ein Angebot. Aber Sie müssen sich sofort entscheiden. Mein Waffenhändler in Mitteleuropa ist einem bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen.«
Grabowski schluckte. Er wusste genau, was Kurochkin meinte. In diesen Kreisen hatte das Wort Unfall eine ganz eigene Bedeutung.
»Sie verfügen offensichtlich über gute Kontakte und wie ich erfahren habe, sind Sie verschwiegen und loyal«, fuhr Kurochkin fort. »Wie wäre es, wenn Sie dem Syndikat beitreten und die Geschäfte in Mitteleuropa leiten? Sie erhalten für jede Lieferung zehn Prozent und vergessen sofort
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