Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Kurochkin die Initiative ergriff.
»Ich bin darüber informiert, welches Geschäft Sie mit mir abwickeln möchten.«
Grabowski tat so, als sei er überrascht. Natürlich hatte ihn Alexej Petrenko, mit dem er bereits in Deutschland verhandelt hatte, längst informiert.
Kurochkin beugte sich näher zu Grabowski hinüber und kniff die Augen zusammen. Litt er unter einer Sehschwäche oder war es seine Art, seine Macht zum Ausdruck zu bringen? Grabowski entschied sich, Letzteres anzunehmen.
»Plutonium. Hochangereichertes Plutonium 239. Das Geschäft der Zukunft«, sagte Kurochkin leise mit einer inneren Überzeugung, als spräche er von einem hochkarätigen Diamanten.
Grabowski zuckte zusammen. War das ein Manöver, um ihn zu testen, oder verwechselte Kurochkin ihn mit einem anderen Geschäftspartner? Er war wegen etwas ganz anderem nach Moskau gereist. Zwar war Grabowski seit Jahren in illegale Waffengeschäfte verwickelt und hatte zahlungskräftige Kunden auf seiner Liste, die durchaus an waffenfähigem Plutonium interessiert sein könnten, doch das war es nicht, was er wollte. Er dachte nach und sah Kurochkin kritisch an, der sich sehr genau über ihn informiert haben musste. Grabowski entschied, sich zunächst auf dieses Spielchen einzulassen, um seinerseits Kurochkin auf die Probe zu stellen. Ihm war absolut klar, in welch brisanter Situation er sich befand. Der erste Fehler könnte zugleich sein letzter sein. Mit einem so hochkarätigen Mafiapaten zu verhandeln, war alles andere als eine routinemäßige Besprechung.
»Unmöglich, niemand kommt an Plutonium heran!«, sagte Grabowski skeptisch.
»Das lassen Sie meine Sorge sein.« Kurochkin lehnte sich selbstsicher zurück, zündete sich genussvoll eine dicke Zigarre an und winkte die Kellnerin herbei, der er den Auftrag gab, eine Flasche Wodka mit zwei Gläsern zu servieren, was Grabowski gar nicht gefiel. Er ahnte, wie trinkfest Kurochkin sein mochte, im Gegensatz zu ihm, der sich schon durch zwei Gläser Krimsekt ziemlich alkoholisiert fühlte. Er durfte nichts riskieren, immerhin ging es um ein Millionengeschäft, wenn nicht gar um Milliarden.
Pavel Kurochkin wusste, wovon er sprach. Nichts war in Russland leichter, als illegale Geschäfte abzuwickeln, insbesondere solche, die mit atomaren Stoffen zu tun hatten. Atomwaffensperrvertrag hieß der Schlüssel zum großen Geschäft. Vernichtung aller Atomraketen, Einstellung der Atomtests, Einstellung der Produktion von waffenfähigem Plutonium und Uran. Die Welt sollte aufatmen können, die Angst vor einem Atomkrieg verlieren. Seitdem blühte das Geschäft mit Plutonium und bekam gerade erst einen neuen Boom, nachdem die japanische Reaktorkatastrophe weltweite Diskussionen ausgelöst hatte. Und Plutonium gab es dort in unvorstellbaren Mengen.
Jeder wollte an diesen Stoff, aus dem die Bombe ist, kommen, solange es ihn noch gab. Kunden gab es genug, selbst Al-Qaida und Taliban standen auf der Liste des Syndikats. Aktuell gab es sogar Gerüchte, wonach sie erst kürzlich beliefert worden seien und einen nuklearen Terroranschlag planen würden.
Grabowski dachte über Kurochkins Ausführungen nach. Jeder Mensch hat seine Schwächen und seine war unzweifelhaftdas Geld. Angesichts hohen Reichtums wurde er schwach und sah sich bereits im Geld schwimmen, was ihm wichtiger war als die zweifelhafte Tatsache, was seine Kunden mit dem Plutonium im Schilde führen könnten. Ob es nun für eine Bombe sei oder um in terroristischer Absicht die Metropolen dieser Welt zu verstrahlen, – weshalb sollte er Skrupel haben? Wenn nicht er, dann würde jemand anderer das
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