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Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Titel: Das 500 Millionen Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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viel­leicht ein Brief für mich ein­ge­trof­fen?«
    Tat­säch­lich be­fand sich im Post­fach des Zim­mers 304 ein ver­schlos­se­nes Cou­vert, adres­siert an Adri­an Gra­bow­ski, Ho­tel Ritz-Carl­ton, Mos­kau. Wort­los nahm er den Um­schlag ent­ge­gen und über­prüf­te sei­ne Un­ver­sehrt­heit.
    »Spa­si­bo«, sag­te er lächelnd, nahm sei­nen Zim­mer­schlüs­sel und ver­schwand. Ein Page küm­mer­te sich um sein Ge­päck, während er selbst hin­ter ei­ner Säu­le den Brief öff­ne­te: Er­war­te Sie um 23 Uhr in der Bar ›Kras­ny ĭ An­gel‹. Mehr ent­hielt die Nach­richt nicht, worin Gra­bow­ski ein untrüg­li­ches Pro­blem sah. Da er sei­nen Ge­schäfts­part­ner nicht kann­te, wuss­te er nicht, wie er ihn er­ken­nen soll­te, ver­schwen­de­tedar­über je­doch kei­ne wei­te­ren Ge­dan­ken. Er zer­riss das Pa­pier und ver­teil­te die win­zi­gen Fet­zen un­auf­fäl­lig in ver­schie­de­nen Ab­fall­kör­ben, wohl be­dacht, nicht be­ob­ach­tet zu wer­den.
    Als er am sel­ben Abend pünkt­lich um 23 Uhr die Bar be­trat, ras­te sein Puls. Zum ers­ten Mal soll­te es zu ei­nem Tref­fen mit dem Mann kom­men, den er bis­her le­dig­lich über einen Schat­ten­mann kon­tak­tiert hat­te. Sei­ne Ner­vo­si­tät war durch­aus be­rech­tigt, im­mer­hin han­del­te es sich um kei­nen ge­rin­ge­ren als einen der mäch­tigs­ten Wirt­schafts­bos­se, der kei­nen Hehl dar­aus mach­te, gleich­zei­tig Pate der rus­si­schen Atom­ma­fia zu sein, die in Fach­krei­sen das Syn­di­kat ge­nannt wur­de. Glaub­te man sei­nem Ruf, war er ei­ner der ein­fluss­reichs­ten Män­ner Russ­lands und er ge­hör­te ei­ner welt­um­span­nen­den Ge­hei­m­or­ga­ni­sa­ti­on an, der Bil­der­ber­ger­grup­pe, die als wah­rer Draht­zie­her der Welt­macht galt.
    Fach­leu­te sag­ten ihm so­gar nach, er hät­te mehr Ein­fluss als der rus­si­sche Prä­si­dent. Viel­leicht be­traf dies we­ni­ger die Po­li­tik, in wirt­schaft­li­chen Be­lan­gen stimm­te es al­le­mal, wo­bei es längst kein Ge­heim­nis mehr war, dass der wirt­schaft­li­che Ein­fluss auf die Po­li­tik als nicht un­er­heb­lich galt, was sich nicht al­lein auf Russ­land be­schränk­te. Je­der, der hin­ter die Ku­lis­sen se­hen konn­te, wuss­te von den Bil­der­ber­gern, die die Welt­po­li­tik maß­geb­lich be­ein­fluss­ten.
    »Adri­an Gra­bow­ski?«, be­grüßte ihn eine hüb­sche Kell­ne­rin im Mi­ni­rock und tie­fem De­kol­leté. Sie lächel­te und mit schnel­lem Blick be­merk­te sie einen sil­ber­nen Sie­gel­ring mit den In­itia­len ›AG‹ an Gra­bow­skis lin­kem Ring­fin­ger.
    »Sie ken­nen mich?«
    »Ge­stat­ten Sie, dass ich Sie zu Ih­rem Tisch be­glei­te?«,rea­gier­te die Kell­ne­rin aus­wei­chend. Sie führ­te ihn zu ei­nem run­den Tisch un­mit­tel­bar vor der Büh­ne. Spätes­tens jetzt wur­de Gra­bow­ski be­wusst, in wel­cher Art Bar er sich be­fand, als er die gra­zi­le, leicht be­klei­de­te Schön­heit sah, die mit ab­so­lu­ter Kör­per­be­herr­schung an der Stan­ge tanzte. Es war mehr als nur eine ero­ti­sche Dar­bie­tung, es war Akro­ba­tik.
    Als die freund­li­che Kell­ne­rin ver­schwand, sah sich Gra­bow­ski ein we­nig um. Die gan­ze Um­ge­bung wirk­te durch den vie­len ro­ten Samt sehr plü­schig. Selbst die Tisch­decke war aus die­sem Ma­te­ri­al. Kein Zwei­fel, er be­fand sich in ei­nem Nacht­klub, der von den obe­ren Zehn­tau­send be­sucht wur­de. Wod­ka floss in Strö­men und Geiz oder Spar­sam­keit schi­en im Wort­schatz der Gäs­te nicht vor­zu­kom­men, be­trach­te­te man die vie­len Dol­lar- und Eu­ro­no­ten, die im De­kol­leté der Tän­ze­rin steck­ten. Im­mer wie­der ka­men gut ge­klei­de­te Män­ner an die Büh­ne und steck­ten ihr neue Schei­ne zu. Gra­bow­ski konn­te nicht ver­heim­li­chen, dass er sich in ge­wis­ser Wei­se wohl­fühl­te. Das Ein­zi­ge, was ihn stör­te, war die ver­rauch­te Luft. Es stank ge­ra­de­zu nach Zi­ga­ret­ten und Zi­gar­ren und ge­nau­so un­an­ge­nehm wür­de am nächs­ten Mor­gen sein An­zug rie­chen. Al­lein der Ge­dan­ke dar­an war für ihn ab­scheu­lich.
    Sein Nach­den­ken ver­lor sich, als die Kell­ne­rin mit ei­nem Eis­kü­bel

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