Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
vielleicht ein Brief für mich eingetroffen?«
Tatsächlich befand sich im Postfach des Zimmers 304 ein verschlossenes Couvert, adressiert an Adrian Grabowski, Hotel Ritz-Carlton, Moskau. Wortlos nahm er den Umschlag entgegen und überprüfte seine Unversehrtheit.
»Spasibo«, sagte er lächelnd, nahm seinen Zimmerschlüssel und verschwand. Ein Page kümmerte sich um sein Gepäck, während er selbst hinter einer Säule den Brief öffnete: Erwarte Sie um 23 Uhr in der Bar ›Krasny ĭ Angel‹. Mehr enthielt die Nachricht nicht, worin Grabowski ein untrügliches Problem sah. Da er seinen Geschäftspartner nicht kannte, wusste er nicht, wie er ihn erkennen sollte, verschwendetedarüber jedoch keine weiteren Gedanken. Er zerriss das Papier und verteilte die winzigen Fetzen unauffällig in verschiedenen Abfallkörben, wohl bedacht, nicht beobachtet zu werden.
Als er am selben Abend pünktlich um 23 Uhr die Bar betrat, raste sein Puls. Zum ersten Mal sollte es zu einem Treffen mit dem Mann kommen, den er bisher lediglich über einen Schattenmann kontaktiert hatte. Seine Nervosität war durchaus berechtigt, immerhin handelte es sich um keinen geringeren als einen der mächtigsten Wirtschaftsbosse, der keinen Hehl daraus machte, gleichzeitig Pate der russischen Atommafia zu sein, die in Fachkreisen das Syndikat genannt wurde. Glaubte man seinem Ruf, war er einer der einflussreichsten Männer Russlands und er gehörte einer weltumspannenden Geheimorganisation an, der Bilderbergergruppe, die als wahrer Drahtzieher der Weltmacht galt.
Fachleute sagten ihm sogar nach, er hätte mehr Einfluss als der russische Präsident. Vielleicht betraf dies weniger die Politik, in wirtschaftlichen Belangen stimmte es allemal, wobei es längst kein Geheimnis mehr war, dass der wirtschaftliche Einfluss auf die Politik als nicht unerheblich galt, was sich nicht allein auf Russland beschränkte. Jeder, der hinter die Kulissen sehen konnte, wusste von den Bilderbergern, die die Weltpolitik maßgeblich beeinflussten.
»Adrian Grabowski?«, begrüßte ihn eine hübsche Kellnerin im Minirock und tiefem Dekolleté. Sie lächelte und mit schnellem Blick bemerkte sie einen silbernen Siegelring mit den Initialen ›AG‹ an Grabowskis linkem Ringfinger.
»Sie kennen mich?«
»Gestatten Sie, dass ich Sie zu Ihrem Tisch begleite?«,reagierte die Kellnerin ausweichend. Sie führte ihn zu einem runden Tisch unmittelbar vor der Bühne. Spätestens jetzt wurde Grabowski bewusst, in welcher Art Bar er sich befand, als er die grazile, leicht bekleidete Schönheit sah, die mit absoluter Körperbeherrschung an der Stange tanzte. Es war mehr als nur eine erotische Darbietung, es war Akrobatik.
Als die freundliche Kellnerin verschwand, sah sich Grabowski ein wenig um. Die ganze Umgebung wirkte durch den vielen roten Samt sehr plüschig. Selbst die Tischdecke war aus diesem Material. Kein Zweifel, er befand sich in einem Nachtklub, der von den oberen Zehntausend besucht wurde. Wodka floss in Strömen und Geiz oder Sparsamkeit schien im Wortschatz der Gäste nicht vorzukommen, betrachtete man die vielen Dollar- und Euronoten, die im Dekolleté der Tänzerin steckten. Immer wieder kamen gut gekleidete Männer an die Bühne und steckten ihr neue Scheine zu. Grabowski konnte nicht verheimlichen, dass er sich in gewisser Weise wohlfühlte. Das Einzige, was ihn störte, war die verrauchte Luft. Es stank geradezu nach Zigaretten und Zigarren und genauso unangenehm würde am nächsten Morgen sein Anzug riechen. Allein der Gedanke daran war für ihn abscheulich.
Sein Nachdenken verlor sich, als die Kellnerin mit einem Eiskübel
Weitere Kostenlose Bücher