Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
zurückkam, in dem sich eine Flasche Krimsekt befand.
»Auf Kosten des Hauses, mein Herr. Sie sind unser Gast.«
Grabowski war überrascht und nahm dies schweigend zur Kenntnis. Nur keine falsche Bescheidenheit, dachte er sich. Schließlich ließ er sich von der bezaubernden Schönheit aufder Bühne fesseln, die ihren wohlgeformten Körper zur Schau trug. Grabowski versuchte sich darauf zu konzentrieren, weshalb er dort war. Nichts durfte ihn ablenken.
Er fühlte sich zunehmend beobachtet, nicht nur von der hübschen Tänzerin. Kein Irrtum, am Nachbartisch saß ein elegant gekleideter Herr, der wie fast alle Russen nach einem auffälligen Parfüm duftete. Sein äußeres Erscheinungsbild ordnete Grabowski in der Kategorie ›Übertriebenes zurschaustellen neurussischen Reichtums‹ ein. Die meisten dieser Menschen waren Angehörige der Mafia, zumindest, wenn sie ihre Geschäfte in solchen Etablissements abwickelten. Er musste es sein: Pavel Kurochkin, der mächtige Syndikatsboss.
Grabowski prostete seinem Tischnachbarn vorsichtig zu. Kurochkin nippte ebenfalls an seinem Glas, ließ es aber erst einmal dabei bewenden. Gleichwohl er seinem Kontaktmann blind vertraute, war er misstrauisch. Schließlich kannte er Grabowski ebenso wenig wie dieser ihn.
Für einen Moment ließ sich Grabowski wieder von der unbeschreiblich schönen Tänzerin ablenken.
Pavel Kurochkin hatte sich längst von der Kellnerin bestätigen lassen, dass es sich bei dem Gast am Tisch neben ihm um Adrian Grabowski handelte. Sein auffälliger Siegelring ließ keinen Zweifel offen.
»Gestatten Sie, dass ich mich zu Ihnen setze?«, hörte Grabowski den etwas fülligen Herrn fragen, der gerade noch am Nachbartisch gesessen und ihm zugeprostet hatte. Grabowski deutete wortlos auf den Plüschsessel neben sich.
»Ein schönes Mädchen, nicht wahr?«, begann Kurochkin. »Soll ich sie heute Nacht auf Ihr Zimmer schicken? Ichkann es arrangieren.« Mit einem selbstgefälligen Lächeln sah er Grabowski erwartungsvoll an.
Grabowski schluckte. Er wollte den Russen unter keinen Umständen in seiner Ehre verletzen, sich aber genauso wenig von seiner Sache ablenken lassen. Außerdem lag es ihm absolut fern, sich in der Nacht mit einer Prostituierten zu vergnügen. Allerdings fühlte er sich in einer Zwickmühle, denn er wusste Kurochkins Angebot nicht einzuordnen. War dies bei Geschäften in russischen Mafiakreisen üblich? Er wollte es auf gar keinen Fall vermasseln und durfte Kurochkin deshalb nicht beleidigen.
»Vielleicht später«, antwortete er mit einem gezwungenen Lächeln und hoffte, angemessen diplomatisch zu sein.
»Gut«, antwortete Kurochkin zufrieden, »wir können uns ungestört unterhalten. Die Kellnerin gehört zu meinen Leuten und die Tische um uns herum sind nicht mehr besetzt. Wir haben also keine unliebsamen Zuhörer.«
Tatsächlich saß kein Gast mehr in unmittelbarer Nähe, bemerkte Grabowski, als er sich umsah. Die Kellnerin hatte alle Nachbartische räumen lassen und niemand beschwerte sich darüber. Anscheinend war dies keine Seltenheit, wenn der große Syndikatsboss anwesend war, um Geschäfte abzuwickeln. Immerhin gehörte die Bar niemand anderem als Kurochkin selbst.
Trotzdem fühlte sich Grabowski unsicher und beobachtet. Zum ersten Mal verhandelte er mit einem russischen Mafiaboss und hatte keine Ahnung von seinem Geschäftsgebaren. Der Mittelsmann hatte ihm geraten, ohne Umschweife zum Kern der Sache zu kommen. Alles andere kostete Zeit und Kurochkin hasste es, durch unnötiges Geplänkel aufgehalten zu werden. Grabowski fiel einegewisse Last von der Schulter, als
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