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Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Titel: Das 500 Millionen Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin de Wolf
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be­deu­te­te wie: Ich ver­traue dir nicht wirk­lich. Mit eher ge­misch­ten Ge­fühlen ak­zep­tier­te Gra­bow­ski sei­nen zwei­fel­haf­ten Auf­trag, was in die­sem Mi­lieu mehr be­deu­te­te als je­der Ver­trag.
    Ir­ri­tiert über sich selbst ver­ließ er die Bar. Er war durch­ein­an­der und fand kei­ne Ant­wor­ten mehr auf im­mer mehr Fra­gen, die ihn be­schäf­tig­ten. Ir­gend­wie war er in den Sog der Macht­ha­ber ge­ra­ten, die das wohl schreck­lichs­te Ver­bre­chen an der Mensch­heit plan­ten und er wur­de zu ih­rem Hand­lan­ger. Bis zu die­sem Zeit­punkt hat­te er nie auch nur einen Ge­dan­ken dar­an ver­schwen­det, einen Mord be­ge­hen zu müs­sen. Doch seit nicht ein­mal ei­ner hal­b­en Stun­de be­fand er sich in die­ser Si­tua­ti­on und je mehr er dar­über nach­dach­te, de­sto kla­rer wur­de ihm, kei­ne an­de­re Wahl zu ha­ben, wenn er sich nicht selbst zum Ge­jag­ten ma­chen woll­te. Er dach­te an sein Op­fer, das si­cher­lich ge­nau­so un­schul­dig in die­se Sa­che hin­ein­ge­ra­ten war wie er selbst.
    Gra­bow­ski kann­te sich mit den Ge­pflo­gen­hei­ten in Mos­kau ei­ni­ger­maßen aus und wuss­te, wie schwer es sein wür­de, um die­se Zeit ein of­fi­zi­el­les Taxi zu be­kom­men. Das war aber nicht wei­ter schlimm, denn ei­gent­lich war je­des Fahr­zeug in ge­wis­ser Wei­se ein Taxi. Kaum hat­te er die Hand ge­ho­ben, hielt auch schon ein al­ter Lada, der Gra­bow­skis Ein­schät­zung nach min­des­tens zwan­zig Jah­re auf dem Buckel hat­te. Er beug­te sich et­was her­un­ter undhan­del­te durch die of­fe­ne Sei­ten­schei­be mit dem Fah­rer den Preis aus, der sich ein paar Ru­bel da­zu­ver­die­nen woll­te. Ge­nau wie sein Lada schi­en er die bes­ten Jah­re sei­nes Le­bens längst hin­ter sich zu ha­ben. Si­cher­lich schraub­te er den Ta­rif kräf­tig nach oben, als er das Fahrt­ziel hör­te: das Ritz-Carl­ton-Ho­tel.
    Gra­bow­ski sah auf sei­ne Arm­band­uhr, während der ge­schwät­zi­ge Fah­rer, der ein tief zer­furch­tes Ge­sicht hat­te, sei­nen Lada auf eher un­or­tho­do­xe Wei­se durch den nächt­li­chen Straßen­ver­kehr ma­növrier­te. Gra­bow­ski war froh, dass zu die­ser Stun­de we­nig los war. Er glaub­te, ge­ra­de die gan­ze Le­bens­ge­schich­te des Fah­rers zu er­fah­ren, der sich oft zu ihm um­dreh­te und dar­über klag­te, wie teu­er al­les ge­wor­den sei: Le­bens­mit­tel, Ben­zin, Re­pa­ra­tu­ren, ein­fach al­les. Er müs­se il­le­gal Taxi fah­ren, um sei­ne große Fa­mi­lie durch­zu­brin­gen. Seit Glasnost sei es so und er be­gann, auf die rus­si­sche Po­li­tik zu schimp­fen, wo­bei kein Staats­prä­si­dent der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit glimpf­lich da­von­kam.
    Gra­bow­ski hör­te gar nicht mehr zu. Er kann­te die Ma­sche, die auf die Trä­nen­drü­se drück­te, in der Hoff­nung auf ein großzü­gi­ges Trink­geld. Sei­ne Ge­dan­ken kreis­ten eher um die Tän­ze­rin, die er in sei­nem Ho­tel er­war­te­te. Er über­leg­te, wie er ihr scho­nend bei­brin­gen soll­te, dass er nichts von ihr woll­te. Und er muss­te sie dazu brin­gen, dem Syn­di­kat ge­gen­über zu schwei­gen und statt­des­sen zu erzählen, dass sie sich die gan­ze Nacht mit ihm ver­gnügt hät­te. Für Kuro­ch­kin muss­te es so aus­se­hen, als sei er tat­säch­lich schwach ge­wor­den. Mög­li­cher­wei­se war sie eine Art Spit­zel mit dem Auf­trag, Gra­bow­ski im Auge zu be­hal­ten. Er muss­te mit al­lem rech­nen und ent­spre­chend vor­sich­tig sein.
    Als er das Foy­er des Ritz-Carl­ton be­trat, wur­de er von ei­nem Por­tier mit ei­nem ver­schmitzten Lächeln be­grüßt.
    »Eine Dame er­war­tet Sie.« Gra­bow­ski war es pein­lich, denn es lag auf der Hand, was die­sem Men­schen ge­ra­de durch den Kopf ging. Völ­lig da­ne­ben lag er ja auch nicht. An­de­rer­seits, wes­halb soll­te es pein­lich sein? Je­der wuss­te, wie die Pros­ti­tu­ti­on in Mos­kau­er Ho­tels der ge­ho­be­nen Klas­se blüh­te.
    In Er­war­tung, eine leicht be­klei­de­te jun­ge Frau an­zu­tref­fen, die of­fen ihre weib­li­chen Rei­ze zur Schau trägt, be­trat Gra­bow­ski die Ho­tel­bar. Er er­kann­te die Tän­ze­rin so­fort, die mit über­ein­an­der­ge­schla­ge­nen

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