Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
betrachtete.
»Zeitgleich zur Konferenz in Moskau fand in Camp David ein G8-Treffen statt«, berichtete Torge, »und hier, die Bilderberger-Konferenz in Istanbul. Das war der Termin des G8-Treffens in Heiligendamm an der Ostsee.«
»Was bedeutet das?«, fragte Svetlana, die den Zusammenhang nicht so recht verstand.
»Ist doch klar. Der ganze Medienrummel konzentriert sich auf die G8-Gipfel und niemand interessiert sich für die wahren Konferenzen. Geheimhaltung pur. Während bei den G8-Gipfeln nur wenige hauptsächlich Frühstücksdirektorenzusammenkommen, treffen sich ganz woanders sechzig, siebzig Schwergewichte der Weltpolitik und niemand merkt es. Man könnte sagen, während unter den Augen der Medien der Zirkus seine Zelte öffnet, tagen –zigtausend Kilometer entfernt die Zirkusdirektoren, völlig unbehelligt von der Weltöffentlichkeit.«
»Das ist ja Wahnsinn«, wusste Svetlana lediglich zu sagen.
»Es kommt noch besser. In Moskau war tatsächlich unsere Bundeskanzlerin Gast der Bilderberger. Sie hat für einen Tag den G8-Gipfel verlassen und ist anschließend nach Camp David zurückgeflogen.«
»Und das will niemand mitbekommen haben?«
»Tja, die Eurokrise macht es möglich. Niemand von den Journalisten hat es angezweifelt, sie müsse wegen der Krise unbedingt den Gipfel unterbrechen. Jeder glaubt es natürlich, dass sie dringend in Berlin gebraucht wird. Ein Staatschef lügt schließlich nicht, oder?«
»Ich kann mich an die Nachrichten sogar noch erinnern und muss zugeben, ich habe es geglaubt.«
»Siehst du. Und jetzt weißt du, wo sie wirklich war.«
»Lass uns hier verschwinden«, sagte Svetlana. Plötzlich fühlte sie sich in diesem Hotel unwohl und beobachtet. Ihr kam es so vor, als lauerte überall jemand, hinter den Säulen, hinter dem Brunnen, in den Sitzgruppen getarnt als Zeitungsleser. Als sie zur Rezeption hinübersah, war der Arbeitsplatz des Concierge nicht mehr besetzt. Er hatte sich in ein Büro zurückgezogen und telefonierte gerade mit Pavel Kurochkin, dem er von Svetlanas Fragen erzählte. Ihm war es egal, sie damit zu verraten. Es ging ihm einzig um seine eigene Sicherheit und die hielt er für garantiert, wenn er persönlich Kurochkin von dem Vorfall berichtete.So geriete er selbst nicht in den Verdacht, Geheimnisse ausgeplaudert zu haben. Für Svetlana war es jedoch eine fatale Entscheidung, doch das konnte sie nicht wissen, wusste sie doch nichts von dem Telefongespräch. Erst recht konnte sie nicht ahnen, wie groß bereits die Gefahr für sie und Torge war.
»Das ist nicht alles, was ich herausgefunden habe«, sagte Torge mit einem freudigen Gesicht. Er war stolz darauf, was er alles mit seinem iPhone anstellen konnte. Er präsentierte Svetlana eine weitere Liste, die mit ›Weiße Rose‹ überschrieben war und offenbar Namen enthielt, die allerdings verschlüsselt waren.
»Meinst du, es handelt sich um unsere Weiße Rose?«
»Na klar«, antwortete Torge sicher. »Sieh dir das Datum an. Die Liste wurde erst vor wenigen Monaten erstellt.«
»Das sagt nichts. Der Verfasser kann ein Historiker gewesen sein.«
»Welchen Grund sollte es geben, die Namen von damals zu verschlüsseln? Wer die Geschwister Scholl unterstützt hatte, ist sowieso bekannt.«
»Dann müssen wir versuchen, den Code zu knacken. Hast du da Ahnung?«
»Nicht die Bohne. Ich frag mal unsere Informatiker an der Uni, wenn wir zurück sind.«
»Mir fällt gerade etwas ein, Torge. Wenn es eine zeitliche Übereinstimmung zwischen den Bilderberger-Konferenzen und G8-Gipfeltreffen gibt, lässt sich doch die nächste Konferenz vorhersehen, oder?«
»Was nützt uns das?«
»Na ja«, zögerte Svetlana, »wenn es uns
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