Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
sie vorher eingeweiht. Aber so war Torge. Sie kannte seine Spontanität. Wahrscheinlich hatte er seinen Plan erst entwickelt, als sie schon auf dem Grundstück waren.
»Wir haben ein Problem, besser gesagt, ein Freund von uns hat eins«, begann Torge eine Geschichte zu erfinden. »Wir kommen aus Deutschland und Sie wissen ja, es ist Ausländern verboten, in Holland einen Coffeeshop zu betreten.«
»Das ist nicht ganz richtig«, unterbrach die Sekretärin Torge, »betreten dürfen Sie diese Läden schon, jedoch kein Cannabis kaufen.«
»Das wollte unser Freund auch nicht. Weder handelt er mit Drogen, noch nimmt er selbst welche. Er war einfach nur neugierig. Trotzdem ist es passiert, es gab eine Razzia und er wurde festgenommen. Jetzt benötigen wir die Hilfe eines Anwalts, um ihn aus der Untersuchungshaft zu bekommen.«
Die Sekretärin schmunzelte. »Er wird wohl nicht gleich in Untersuchungshaft gekommen sein, bestenfalls in einerPolizeistation im Gewahrsam sitzen und morgen nach Deutschland abgeschoben werden.«
»Meinen Sie? Uns wäre trotzdem wohler, wenn sich ein Anwalt um unseren Freund kümmert.«
»Wieso kommen Sie damit ausgerechnet in diese Kanzlei?«, wollte die junge Frau wissen, die keinerlei Verdacht schöpfte. Sie schloss aus, Torge und Svetlana könnten Journalisten sein, mit denen sie es täglich zu tun hatte und die sie stets mit Erfolg abwimmelte, worin sozusagen ihre Hauptaufgabe bestand.
»Wir haben zufällig das Schild gesehen. Wir kennen hier ja sonst niemanden, erst recht keine Anwälte.«
Jetzt stutzte die Frau zum ersten Mal, denn das Schild an der Türklingel war so klein, dass die Aufschrift auf keinen Fall von der Straße aus entziffert werden konnte.
»Zufällig, ja?«, hakte sie nach. »Sie haben gedacht, gehen wir doch mal zu dieser Villa, es könnte ja eine Anwaltskanzlei sein?«
»Wir haben jemanden auf der Straße gefragt, ob er einen Anwalt kennt und uns empfehlen kann«, versuchte Torge die Situation zu retten. Ihm war bewusst, wie absurd seine Geschichte klingen musste.
»Ein Passant erklärte uns, dass hier in der Straße ein Anwalt sei«, mischte sich Svetlana ein, »und da Anwälte sehr oft in solch schönen Villen arbeiten, sind wir an die Tür gegangen und haben das Firmenschild entdeckt.«
Die junge Sekretärin war über diese ungewöhnliche Geschichte zwar irritiert, glaubte aber Svetlana. Immerhin konnte sie nicht ausschließen, dass es sich so verhalten haben könnte. Auf jeden Fall machten Svetlana und Torge auf sie nicht den Eindruck lästiger Journalisten.
Torge, der bis jetzt links neben Svetlana am Tresen stand, wechselte die Seite. Er wollte nicht nur für ein wenig Unruhe sorgen, sondern viel mehr einen besseren Blick auf den Schreibtisch und besonders auf den Computermonitor erreichen, auf dem ihm bereits etwas Interessantes aufgefallen war.
Er stieß Svetlana kurz an, als die rote LED eines Anrufbeantworters zu leuchten begann. Das Gerät auf dem Schreibtisch hatte sich eingeschaltet, obwohl kein Telefon geklingelt hatte. Die Sekretärin bemerkte es ebenfalls und warf unbewusst einen schnellen Blick zum Schreibtisch. Torge war sich sicher, dass irgendjemand gerade dieselbe Ansage hörte, wie er kurz zuvor: Das Büro sei nicht besetzt und man möge es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen. Ihm wurde einiges klar. Die Telefonnummer diente lediglich dazu, neugierigen Journalisten einen ablenkenden Köder zu bieten. Wahrscheinlich war es einfacher, den Privatanschluss des amerikanischen Präsidenten herauszufinden, als die wahre Telefonnummer, unter der die Zentrale der Bilderberger zu erreichen war.
Erst jetzt fiel auf, dass die ganze Zeit über kein einziges Mal
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