Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
steinerne Stufen führten zum Eingang hinauf, der in einer Nische lag. Svetlana empfand alles als sehr unheimlich. In ihrem Gedächtnis erschienen die Bilder, als sie in das pathologische Institut eingedrungen waren. Da war sie taff gewesen, während Torge eher zurückhaltend war und sich unwohl fühlte. Jetzt schien es genau umgekehrt zu sein.
»Was ist, wenn die uns einsperren oder gar umbringen?«, flüsterte Svetlana und sah Torge dabei etwas ängstlich an.
»Nun mach aber mal halblang«, kritisierte er sie. »Wir haben es schließlich nicht mit Terroristen zu tun. Wir gehen da jetzt rein und sehen, was uns erwartet – okay?«
»Schon gut«, antwortete Svetlana mit einer besänftigenden Handbewegung. Torge hatte sich mittlerweile genauso in die Sache hineingesteigert wie sie selbst. Ein Zurück gab es auch für ihn nicht mehr, gleichwohl seine Interessen gegenüber denen von Svetlana anders gelagert waren. Er wollte vornehmlich der Todesursache auf die Spur kommen, während Svetlana schlichtweg den Mörder ihres Freundes suchte und den Grund seiner Ermordung.
An der Türklingel fanden sie ein unscheinbares Schild, auf dem in sehr kleinen Buchstaben ›De Bilderberg – Advocaat – Law Firm‹ stand.
»Das ist eine Kanzlei und der Rechtsanwalt heißt zufällig De Bilderberg. Pech gehabt«, stellte Svetlana fest.
Torge schüttelte den Kopf. »De Bilderberg hieß das holländische Hotel, wo die erste Konferenz stattfand. Von daher haben die Bilderberger ihren Namen. Es ist kein Zufall,dass hier genau dieser Name steht.« Torge hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als er entschlossen seinen Finger auf den Klingelknopf presste.
»Bist du verrückt?«. Svetlana war entsetzt. »Du kannst doch nicht einfach da hineinspazieren, ohne vorher zu überlegen, was wir sagen sollen.«
»Hab ich doch.«
»Super, würdest du dann vielleicht die Güte haben, mich von deinem Plan in Kenntnis zu setzen?«
»Da steht, es ist eine Anwaltskanzlei und die empfangen Klienten, oder etwa nicht? Was soll uns also passieren? Lass mich nur machen.«
»Idiot«, murmelte Svetlana. Torge überhörte es geflissentlich.
Es dauerte nur Sekunden, bis der Summer ertönte. Niemand fragte vorher über eine Gegensprechanlage, wer dort sei. Während Svetlana erstaunt war, hielt es Torge für nicht ungewöhnlich. Immerhin war es eine Kanzlei, bei der täglich Klienten ein- und ausgingen. Da wäre es müßig zu fragen, wer jedes Mal an der Tür steht, zumal es sicherlich einen Empfang gab.
Entschlossen drückte Torge die massive Eichentür auf und betrat selbstbewusst das Treppenhaus. Svetlana hielt sich dicht hinter ihm. Sie gingen knarrende Treppenstufen empor ins Hochparterre, wo sie in einer großen Diele mit sehr hoher Decke empfangen wurden, einem Foyer und Sekretariat zugleich. Inmitten dieses Raumes befand sich ein Tresen aus dunklem Holz mit vielen Schnitzereien, der eine Art offenes Büro umschloss. An einem Schreibtisch, der mit seiner Nüchternheit im Vergleich zum Tresen und den umliegenden Türen geradezu einen Stilbruch darstellte, saßeine junge Frau. Als sie Torge und Svetlana heraufkommen sah, stand sie auf und kam an den Tresen.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie lächelnd. Es schien so, als ob die Situation absolut normal war. Fremde Menschen schroff abzuweisen wäre wahrscheinlich auch die falsche Reaktion gewesen, denn das würde erst recht neugierig machen. So erweckte es den Eindruck, als gäbe es nichts zu verbergen.
Svetlana war angespannt und musste sich jetzt völlig auf Torge verlassen. Mehr noch, sie musste sich auf ihn konzentrieren, um rechtzeitig und passend in seinen Plan einsteigen zu können. Sie wünschte einmal mehr, er hätte
Weitere Kostenlose Bücher