Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
angeblichen Schmerzen zu hören war, stand nichts zu befürchten. Trotzdem stieg mit jeder Sekunde die Anspannung und Nervosität.
Immer wieder sah Torge zum Monitor hinauf, auf dem der Verlauf angezeigt wurde. 72%, 74%, 75% - es schien, als ob sich der Computer gegen ihn verschworen hätte. Er überlegte, was er als Ausrede gebrauchen könnte, sollte er vor dem Schreibtisch hockend erwischt werden. Ihm fiel nichts ein, außer, dass er blitzartig reagieren müsse, den Stick herausziehen und aus der Kanzlei herausrennen. Er hoffte, dass Svetlana gleiches tun würde. Alleine durfte er jedenfalls nicht flüchten. 86% stand jetzt auf dem Monitor. »Blöde Kiste, kopiere schneller«, murmelte er leise vor sich hin und dachte daran, dass unter Umständen die Speicherkapazität seines Sticks gar nicht ausreichend sein könnte. Das wäre fatal, so kurz vor dem Ziel.
Wieder sah er zur Tür und konzentrierte sich darauf, was sich in der Küche zutrug. Er hörte einen Wasserhahn laufen.
»Hier haben Sie etwas zu trinken«, hörte er die Sekretärin sagen. Alles schien glatt zu laufen, doch dann: »Ich hole Ihnen eine Decke und rufe einen Notarzt«, sagte die besorgte Sekretärin zu Svetlana und war schon im Begriff, die Küche zu verlassen.
»Nein, warten Sie«, rief Svetlana. »Helfen Sie mir zum Fenster. Ich brauche einfach nur frische Luft. Dann wird es sicherlich gleich besser.«
Torge durchzog es wie ein Blitz und er wäre bei dem Gedanken fast gestorben, die Sekretärin könne jeden Moment neben ihm stehen. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er ihr als plausible Erklärung auftischen sollte.In der Büroinsel hatte er nichts verloren und egal, was er sagen würde, sie würde ihm nicht glauben und sofort die Polizei verständigen.
Zu seinem Glück ließ sich die Sekretärin erneut ablenken und stützte Svetlana auf dem Weg zum Fenster, das sie weit öffnete. Die Küche lag auf der Straßenseite. Niemand war in der Nähe der Villa zu sehen. Svetlana stützte sich auf der Fensterbank ab und atmete tief ein und aus. Dabei schätzte sie die Höhe ein, die das Hochparterre vom Boden entfernt war.
Dann dachte sie an Torge und hoffte, er würde sie schnell erlösen. Lange würde sie diese Nummer nicht mehr durchhalten, geschweige denn die Sekretärin daran hindern, die Küche zu verlassen. Mit jeder Sekunde wurde die Situation schwieriger und unberechenbarer. Ihr Zeitgefühl hatte sie längst verloren. Alles kam ihr viel länger vor, als es tatsächlich dauerte und was ihr am meisten Kopfzerbrechen bereitete, war, was Torge in der Zwischenzeit machte und wie lange er für was auch immer noch benötigen würde. Für einen kurzen Moment durchdachte sie sogar das Schreckensszenario, Torge könne längst von Sicherheitskräften überwältigt worden sein, was die Ruhe erklären würde. Auf jeden Fall beunruhigte sie, dass Torge nicht kam und nach ihr fragte. Dadurch sah sie ihren ganzen Plan des Zusammenbruchs gefährdet. Niemand würde solange ruhig bleiben, wenn seine Freundin plötzlich derartige Schmerzen hat. Sie sah die Sekretärin an und hoffte, in ihren Augen lesen zu können, was ihr durch den Kopf ging.
»Geht es wieder?«, fragte sie besorgt, die mittlerweile alles andere ausblendete. Sie kam nicht auf den Gedanken, dass alles nur gespielt war und Torge dabei war, Daten vonihrem Computer zu kopieren. Sie hielt beide einfach nur für naive Touristen, die sich auf das Abenteuer Coffeeshop eingelassen hatten und Svetlanas Zustand ordnete sie längst als Entzugserscheinungen ein, wodurch sie wenig Mitleid empfand. Sie dachte sogar schon darüber nach, sie einfach rauszuschmeißen.
Svetlana verspürte geradezu eine Erlösung, als sie auf einmal Torges
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