Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
ein Telefon läutete, keine Tür aufging, kein Fax einging, nicht einmal auf dem Monitor der Eingang einer E-Mail signalisiert wurde. Es sah so aus, als ob überhaupt keine Aktivitäten stattfanden, völlig gegensätzlich zu einem normalen Büroalltag. Alles deutete darauf hin, dass diese Villa nur dem einen Zweck diente, von der wahren Zentrale der Bilderberger abzulenken, bis auf die Kleinigkeit, die Torge auf dem Monitor entdeckt hatte.
»Außer mir ist niemand im Hause«, sagte die Sekretärin, »und es ist auch nicht zu erwarten, dass in den nächstenTagen einer der Anwälte hereinkommen wird. Außerdem sind wir Fachanwälte für Wirtschaftsrecht. Sie benötigen einen Anwalt für Strafrecht. Wir können Ihrem Freund also sowieso nicht helfen. Darf ich Sie bitten, die Kanzlei jetzt zu verlassen?«, sagte sie völlig unerwartet.
Das kam für Torge zu früh. Er musste Zeit gewinnen und eine Gelegenheit schaffen, um an den Computer zu gelangen. Schnell legte er sich eine neue Strategie zurecht und hoffte, Svetlana würde verstehen und selbst einen geeigneten Weg finden. Ihr musste etwas einfallen, um die Sekretärin wirkungsvoll abzulenken und möglichst für einen Moment in eines der Büros zu locken. Nur so konnte es gelingen, sich unbemerkt am Computer zu schaffen zu machen. Und es musste schnell gehen, bevor möglicherweise ein passwortgeschützter Bildschirmschoner Torges Vorhaben durchkreuzen würde.
»In Ordnung«, sagte Torge und zu Svetlana: »Lass uns nach Bremen zurückfahren und Rechtsanwalt Grabowski um Hilfe bitten. Das ist unsere einzige Chance.«
Torges Erwartung wurde erfüllt. Auch wenn sich die Sekretärin unter Kontrolle behielt, war ihr anzumerken, dass Torges Bemerkung in ihr etwas ausgelöst haben mochte. War es, weil Torge den nächsten Konferenzort nannte, oder kannte sie Rechtsanwalt Grabowski? Vielleicht war es auch beides, was sie in Unruhe versetzte.
»Setzen Sie sich doch bitte«, sagte sie und wies auf eine Sesselgruppe, die in der Nähe des Tresens angeordnet war. »Vielleicht kann ich doch etwas für Sie tun.«
Sie verschwand hinter einer der wuchtigen Türen und machte damit einen folgenschweren Fehler, in dem sie ihren Arbeitsplatz verließ, ohne zuvor den Computer vorFremdzugriff zu schützen. Torge hingegen sah darin seine Chance gekommen. Jetzt musste alles klappen, nichts durfte schiefgehen.
»Hör zu«, flüsterte Torge, »mach jetzt einfach, was ich sage und stell keine Fragen. Sie ruft entweder die Polizei oder eine eigene Security an. Wir müssen jetzt schnell sein. Mir ist etwas aufgefallen. Geh du ihr hinterher und beschäftige sie irgendwie. Sie darf auf keinen Fall in den nächsten zwei drei Minuten zurückkommen. Hast du verstanden?«
»Ich bin ja nicht blöd!«, antwortete Svetlana etwas schnippisch. Torge ging hinter den Tresen an den Schreibtisch.
»Was hast du vor?«, fragte sie, die ebenfalls aufstand und sich auf den Weg zu der Tür machte, hinter der die Sekretärin verschwunden war.
»Frag jetzt nicht«, flüsterte er und deutete mit einer Kopfbewegung zu der Tür, die jeden Moment wieder aufgehen konnte, was seine Pläne zunichtemachen würde.
Entschlossen klopfte Svetlana an diese Tür und öffnete sie sofort einen Spalt, ohne eine Reaktion abzuwarten. Sie sah in eine geräumige Teeküche. Am Fenster stand die Sekretärin und telefonierte mit ihrem Handy. Sie hatte noch nicht bemerkt, dass Svetlana sie beobachtete. Sie sagte, es sei dringend, bevor sie das Gespräch beendete und beim Umdrehen erschreckte, als sie Svetlana in der Tür stehen sah.
»Was machen Sie hier?«, fragte die Frau energisch, während Svetlana die Küche betrat und heftige
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