Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Ihres Magazins würde explodieren. Vergessen Sie es! Es wird keinen Artikel geben, nicht einmal zwei Zeilen. Haben Sie mich verstanden?«
»Ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir wollen«, sagte Kaspar gelassen. »Haben Sie schon einmal etwas von Pressefreiheit gehört?«
»Pressefreiheit? Sie sollten doch wissen, dass die Presse längst nicht mehr alles unverblümt schreiben darf. Und wenn es um die Bilderberger geht, herrscht absolutes Presseverbot. Ich kann Ihnen nur dringend raten, sich daran zu halten, sonst …«
»… sonst was?«, unterbrach Kaspar. »Muss ich um mein Leben fürchten oder gibt es einen Brandanschlag auf das Redaktionsgebäude?«
Der Hoteldirektor setzte sich. Er konnte nicht fassen, was hier geschah und wünschte, die Konferenz wäre schon wieder vorüber und der normale Alltag zurückkehren. Er bekam ein ungutes Gefühl.
Grabowski verzichtete darauf, diese Frage zu beantworten. Irgendetwas würde zweifellos geschehen, aber das sollte sich Kaspar selbst ausmalen. Andernfalls könnte er sich durch geeignete Gegenmaßnahmen wirkungsvoll schützen und der Druck gegen ihn wäre erloschen.
»Und jetzt händigen Sie mir bitte Ihre Speicherkarten aus«, forderte Grabowski und streckte seine Hand Peters entgegen. Dieser dachte nicht daran, die Chips seinen Kameras zu entnehmen.
»Na los!«, wiederholte Grabowski energisch, »oder möchten Sie heute schon unangenehmen Besuch in der Redaktion empfangen?«
»Gib sie ihm«, sagte Kaspar, der es einsah, zumindest im Moment nachzugeben. Er dachte an Floyds Ermordung und wusste von daher, zu was unbekannte Kräfte imstande waren, wenn es darum ging, die Bilderberger zu schützen. Der Ausdruck ›um jeden Preis‹ bekam eine ganz neue Dimension. Er ahnte nicht, dass er gerade Floyds Mörder gegenüberstand, gleichwohl unklar war, wer letztendlich für den Mord zur Verantwortung zu ziehen sei.
Widerwillig entfernte Peters die Speicherkarten aus seinen Kameras. Niemand nahm Notiz davon, als er sich kurz zur Seite drehte und dabei schnell in seine Manteltasche griff. Er war Profi, lange genug im Geschäft und nicht selten ähnlichen Situationen ausgesetzt. Geschickt vertauschte er die Speicherkarten und händigte Grabowski leere aus, die dieser zufrieden einsteckte. Peters warf seinem Chef einen kurzen Blick zu und grinste. Kaspar verstand und war zufrieden. Er wusste, er konnte sich auf seinen Fotografen verlassen.
»Wir dürfen uns dann verabschieden?«, fragte Kaspar und drehte sich zur Tür.
»Ich muss wohl nicht extra betonen«, warf Grabowski hinterher, »dass dieses Gespräch niemals stattgefunden hat?«
»Niemals«, sagte Kaspar im Gehen. Grabowski überhörte die Zweideutigkeit. Niemals im Sinne von ›hat niemals stattgefunden‹ oder ›niemals halten wir uns daran‹? Wüsste Grabowski von Kaspars großzügiger Spende an die Weiße Rose, hätte er ihn sicherlich nicht so einfach gehen lassen.
»Keine neuen Fotos! Ich hab Sie im Auge!«, rief Grabowski hinterher, als Kaspar und Peters den Raum verließen.
»Ich muss schon sagen, ich bin alles andere als begeistert«, sagte der Direktor. »Darf ich wenigstens erfahren, worüberkonferiert wird? Als Direktor habe ich ein Recht darauf zu erfahren, was in meinem Hotel vor sich geht. Schließlich bin ich für das Haus und meine Angestellten verantwortlich. Sollte etwas passieren, wodurch die Sicherheit meines Personals gefährdet wird, muss ich darauf bestehen, dass ein anderer Tagungsort gewählt wird.«
»Ich sagte schon«, antwortete Grabowski, »aus logistischen Gründen ist dies nicht möglich. Verlassen Sie sich darauf, Ihrem Personal wird nichts geschehen,
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