Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
das falsch?«
»Unterschätzen Sie es nicht«, legte Grabowski ihm nahe.
»Außerdem, wenn es eine Bedrohung gibt, dann gilt sie doch wohl eher den Bilderbergern als meiner Person. Weshalb bekomme also ich dann diese weiße Rose?«
»Ganz einfach«, erwiderte Grabowski, »Sie sind derzeit der einzige Verantwortliche und man will Sie einschüchtern, damit Sie genau das tun, was von Ihnen verlangt wird, zum Beispiel verschlossene Türen aufsperren, Personalaufgänge zeigen und so weiter.«
Der Direktor würde die Sachlage sicherlich anders einschätzen, wüsste er, was sich in Kürze abspielen würde. Auch wusste er nicht, dass Svetlana nicht einfach nur die Rose abgab, sondern sich mehr als eine Stunde sehr genau im Gebäude umgesehen hatte. Selbst Grabowski würde sehr viel unruhiger sein, hätte er bemerkt, wie Svetlana in seiner Kanzlei Fotos vom Grundrissplan des Hotels gemacht hatte und diese Fotos nun benutzte, um sich ein genaues Bild von der Hotelanlage zu machen. Welchen Grund sollte es dafür geben, als einen Anschlag zu planen.
Als Grabowski das Hotel verließ, überlegte er, ob er zu Svetlana fahren sollte, um sie mit seinen Kenntnissen zu konfrontieren. Keine gute Idee, entschied er. Unter keinen Umständen durfte er sich jetzt selbst in Gefahr begeben und er wusste nicht, ob er womöglich mehrere Mitglieder der Weißen Rose antreffen würde, die ihn mühelos überwältigen und kaltstellen könnten, bis die Konferenz beziehungsweise der Anschlag vorüber wäre. Das durfte er auf gar keinen Fall riskieren. Nur in Freiheit sah er eine Chance, der ganzen Sache entgegenzuwirken. Wenn er nur wüsste, wie er es anstellen sollte. Ohne Kenntnis, was genau die WeißeRose plante, würde es schwierig werden. Er entschied sich, Svetlana zu observieren. Jeden ihrer Schritte wollte er bis zur Konferenz überwachen. Vielleicht gab es eine Chance, sie und die gesamte Weiße Rose zu stoppen. Das war es ihm wert, selbst wenn er erst einmal kaum mehr Schlaf finden würde. Als er seinen Wagen vor Svetlanas Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte, von wo aus er die Haustür und die Fenster der Wohnung beobachten konnte, kam ihm eine Idee.
Er nahm sein Handy und wählte eine Nummer, die er vorsorglich eingespeichert hatte. Als der Ruf rausging, erschien auf dem Display seines Mobiltelefons der Name Alexej Petrenko, sein Mittelsmann zu dem Moskauer Paten, mit dem er kürzlich verhandelt hatte.
»Hier spricht Grabowski«, sagte er, als sich Petrenko meldete. »Sind Sie in Bremen und haben Sie Zeit?«, fragte der Anwalt ohne zu zögern. »Es soll nicht Ihr Schade sein.«
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Russe, der schon viele Jahre in Bremen lebte und dort eine Im- und Exportfirma leitete. Sein Hauptkunde war Pavel Kurochkin. Nach seinem Besuch in Moskau konnte sich Grabowski lebhaft vorstellen, was in den Containern tatsächlich verpackt war, die täglich auf dem Betriebsgelände im Hafen eintrafen oder diesen verließen.
»Ich benötige Hilfe bei einer Observation und Sie sind in diesem Fall der Einzige, dem ich Vertrauen schenken kann.« Grabowski schilderte in kurzen Worten, worum es ging.
»Dafür habe ich Spezialisten«, sagte Petrenko, »ich schicke jemanden vorbei.«
Zufrieden hängte Grabowski ein. Die Observation rund um die Uhr war gesichert. Als er hinüber zum Wohnhaussah, stellte er fest, dass in Svetlanas Wohnung immer noch Licht brannte, obwohl es mittlerweile spät geworden war. Auch gegen Mitternacht änderte sich nichts. Grabowski überlegte, was sich in der Wohnung abspielen könnte. Waren die übrigen Mitglieder der Weißen Rose anwesend und besprachen die letzten Details eines Anschlags?
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