Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Oder war gar niemand mehr in der Wohnung? Svetlana könnte das Licht absichtlich nicht gelöscht haben und durch einen Hinterausgang verschwunden sein. Grabowski überlegte, ob er einfach an der Haustür schellen sollte, um diese Frage zu klären.
Als weitere zehn Minuten verstrichen waren, entschied er sich, dies tatsächlich zu tun. Auf dem Weg über die Straße ließ er die Fenster nicht aus den Augen. Jetzt wäre ein sehr ungünstiger Moment, um aus dem Fenster zu sehen. Svetlana durfte ihn unter keinen Umständen bemerken. Wie sollte er erklären, weshalb er mitten in der Nacht vor ihrem Haus steht und noch dazu bei ihr klingelt?
»Ja bitte?«, hörte er Svetlanas Stimme, »nachdem er den Klingelknopf gedrückt hatte. Grabowski reagierte nicht. »Hallo – wer ist denn da?«, fragte sie.
»Entschuldigen Sie«, sagte Grabowski mit verstellter Stimme, »ich habe versehentlich die falsche Klingel gedrückt. Tut mir leid.«
»Kein Problem, ich war sowieso noch wach«, sagte Svetlana. Die Gegensprechanlage verstummte, Svetlana hatte den Hörer eingehängt.
Vorsichtig entfernte sich Grabowski, wobei er sich dicht an der Häuserwand entlangdrückte. Er rechnete damit, dass Svetlana jetzt aus dem Fenster schauen würde. Als er auf der anderen Seite seinen Wagen stehen sah, lief es ihm eiskaltden Rücken herunter. Svetlana kannte seinen Wagen. Würde sie ihn bemerken und somit wissen, wer zu dieser Nachtzeit bei ihr geläutet hatte? Wenigstens wusste er nun, dass sie immer noch in ihrer Wohnung war. Vorsichtshalber ließ er einige Minuten verstreichen, bis er zu seinem Wagen hinüberging und sich hineinsetzte. Wenig später erlosch das Licht.
Grabowski war kurz davor einzunicken, als jemand an die Seitenscheibe klopfte. Neben seinem Wagen stand eine Gestalt, die er in der Dunkelheit nicht richtig erkennen konnte. Außerdem hatte es zu regnen begonnen und die Wassertropfen auf der Scheibe erschwerten die Sicht. Er ließ die Scheibe ein Stück herunter.
»Herr Grabowski?«, fragte der Mann, den Grabowski rein äußerlich als nicht besonders sympathisch empfand. Er trug einen Hut, den er tief ins Gesicht gezogen hatte. Von der Krempe tropfte Regenwasser herunter.
»Wer will das wissen?«, fragte Grabowski.
»Petrenko schickt mich.« Grabowski war erleichtert. Viel länger hätte er es nicht mehr geschafft, gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Er erklärte dem Mann, welche Fenster zu Svetlanas Wohnung gehörten und zeigte ihm ein Foto von ihr.
»Sobald sie das Haus verlässt, erwarte ich sofort Ihren Anruf«, forderte Grabowski.
»Sie können sich auf mich verlassen«, sagte er und ging zu seinem Wagen zurück, der wenige Meter entfernt parkte. Für den Rest der Nacht übernahm er die Observation.
15
In der Morgendämmerung erhielt Grabowski den erwarteten Anruf. In Sorge, diesen eventuell zu überhören, war er kaum in den Schlaf gekommen und fühlte sich entsprechend gerädert. Er bekam die Information, dass Svetlana das Haus nicht verlassen hatte, dafür mehrere junge Männer erschienen wären, die sich immer noch in ihrer Wohnung aufhielten. Auf einen von ihnen passte die Beschreibung von Torge Desmond.
Es geht los, dachte Grabowski. Er musste jetzt unbedingt einen kühlen Kopf bewahren, was man von ihm als Anwalt generell erwartete, jedoch nicht gerade seine große Stärke war. Schon so manche Gerichtsverhandlung hatte er nur deshalb verloren, weil die Staatsanwaltschaft seine Verteidigungsstrategie auseinandergenommen hatte.
Zu gern wäre er in Svetlanas Wohnung gewesen, wo ohne Zweifel gerade eine Art Lagebesprechung stattfand. Die Mitglieder der Weißen Rose gingen sicherlich jedes Detail ihres Plans noch
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