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Das 8. Gestaendnis

Das 8. Gestaendnis

Titel: Das 8. Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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in den zu beiden Seiten eine hüfthohe Nische mit Votivkerzen eingelassen war, holte mein
Handy hervor und rief mir ein Taxi, noch bevor ich auf der Straße stand.
    Dann stand ich da im Mission District, mitten im Feindesland. Zuerst war ich außer mir vor Wut, dann kam ich mir dämlich vor, und schließlich war ich wahnsinnig wütend auf mich selbst.
    Ich hatte mich genauso benommen, wie es dem Klischee der blöden Blondine entsprach, das ich so sehr verachtete.

10
    Ich schimpfte mich selbst eine blöde Ziege, beugte mich nach unten, gab dem Taxifahrer einen Fünfer und schickte ihn wieder weg.
    Dann marschierte ich den ganzen, romantisch erleuchteten, zehn Meter langen Korridor wieder zurück, durchquerte das Restaurant und gelangte in den Garten.
    Als ich ankam, war der Kellner gerade dabei, die Teller abzuräumen.
    »Hinsetzen, da vorn!«, rief der Mensch, der mich vorhin schon angeschrien hatte. »Du da! Ja, genau, du!«
    Ich setzte mich Joe gegenüber und sagte: »Das war dämlich von mir, und es tut mir leid.«
    Ich sah ihm an, dass er tief getroffen war. Er sagte: »Mir tut es auch leid. Ich hätte dich nicht so damit überfallen sollen, aber ich hätte nicht gedacht, dass du so reagieren würdest.«
    »Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast alles richtig gemacht, und ich habe mich absolut idiotisch aufgeführt. Joe. Kannst du mir bitte verzeihen?«
    »Schon passiert. Aber, Lindsay, jedes Mal, wenn wir uns streiten, wird mir wieder bewusst, auf welch dünnem Eis wir uns bewegen.«
    »Wieso, findest du’s hier irgendwie rutschig?«, erwiderte ich. Ich wollte ihm nur behilflich sein.
    Joe lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln.
    »Du gehst auf die vierzig zu.«
    »Das weiß ich bereits. Vielen Dank.«
    »Und ich werde, wie du ganz richtig bemerkt hast, morgen siebenundvierzig. Letztes Jahr habe ich dich gefragt, ob du mich heiraten möchtest. Ich habe dir einen Ring geschenkt,
aber der steckt immer noch nicht an deinem Finger, sondern liegt in einer Schublade. Was ich mir zum Geburtstag wünsche? Ich wünsche mir, dass du dich entscheidest, Lindsay.«
    Mit dem untrüglichen Instinkt für den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, wie ihn Kellner überall auf der Welt zur Perfektion entwickelt haben, traten nun drei junge Männer an unseren Tisch. Sie hielten einen kleinen Kuchen mit brennenden Kerzen in der Hand und sangen für Joe »Happy Birthday«. Genauso, wie ich es geplant hatte.
    Dann fielen andere Gäste ein, und wir ernteten eine Menge Blicke. Joe lächelte und blies die Kerzen aus.
    Dann schaute er mich an, und sein Gesicht war von Liebe erfüllt. »Du brauchst gar nicht erst zu betteln, Blondie. Ich verrate dir nicht, was ich mir gewünscht habe.«
    Ob ich mich schlecht fühlte, weil ich unseren Abend versaut hatte?
    Ja.
    Ob ich wusste, was ich in Bezug auf Joes Wunsch und diesen Diamantring in der schwarzen Samtschatulle machen sollte?
    Nein.
    Aber ich war mir ziemlich sicher, dass meine Unentschlossenheit nichts mit Joe zu tun hatte.

11
    Wir wachten noch vor dem Morgengrauen auf und liebten uns stürmisch und ohne Worte. Da wurde an Haaren gezogen, auf Lippen gebissen, flogen Kissen auf den Boden.
    Dieser wilde Liebesakt war nichts anderes als das ehrliche, tief empfundene Eingeständnis, dass wir in einer Sackgasse angelangt waren. Dass wir uns nichts mehr zu sagen hatten, was der andere nicht schon längst wusste.
    Mit schweißglänzender Haut lagen wir anschließend nebeneinander, die Hände fest ineinander verschränkt. Der Hightechwecker auf dem Nachttischchen projizierte die Uhrzeit und die Außentemperatur in großen roten Zahlen an die Decke.
    5.15 Uhr.
    Elf Grad Celsius.
    Joe sagte: »Ich habe etwas Schönes geträumt. Alles wird gut.«
    Wollte er mir Sicherheit geben? Oder nur sich selbst vergewissern?
    »Was hast du geträumt?«
    »Wir waren zusammen schwimmen, nackt, unter einem Wasserfall. Wasser. Das heißt doch Sex, oder?«
    Er ließ meine Hand los. Die Matratze vibrierte. Er schüttelte die Decke aus und breitete sie über mich.
    Ich hörte die Dusche, lag in der Dunkelheit und fühlte mich angespannt, weinerlich und unsicher. Ich döste weiter, bis Joe mir über den Kopf streichelte.
    »Ich gehe jetzt, Lindsay.«
    Ich streckte die Arme aus und schlang ihm die Arme um den Hals. Dann küssten wir uns im Dunkeln.

    »Gute Reise. Und vergiss nicht zu schreiben.«
    »Ich ruf dich an .«
    Es war nicht richtig, Joe in solch einem kühlen Ton zu verabschieden. Die

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