Das 8. Gestaendnis
Leichenhalle - versammelten sich die mit der Aufklärung des Falls betrauten Teams in Chief Anthony Tracchios Büro mit Blick auf die tief unterhalb verlaufende Bryant Street und dem großen Panoramafoto von der Golden Gate Bridge an der Wand gegenüber seines Mahagonischreibtisches.
Tracchio war durch und durch Bürokrat und nur aufgrund politischer Überlegungen zum Polizeichef ernannt worden. Er hatte nie auf der Straße gearbeitet, war in der Körpermitte eher schwabbelig und versuchte, mithilfe einiger weniger Haare und etwas Haarspray seine Glatze zu kaschieren. Das sah zwar ziemlich komisch aus, aber so langsam wusste ich es zu schätzen, dass er ein gewiefter Politiker war. Das war etwas, was mir vollkommen abging.
Ich hatte ihn selten so aufgeregt erlebt. »Leute, sagt euren Frauen und Kindern Bescheid, dass ihr erst dann wieder nach Hause kommt, wenn wir diesen Fall in trockenen Tüchern haben. Hängt euch rein! Wer immer diese Sache aufklären kann, wird zum Helden werden. Oder zur Heldin«, fügte er in meine Richtung gewandt hinzu.
Die einzelnen Teams berichteten und Tracchio, Hampton und ich befragten sie, bevor wir ihnen neue Aufgaben mit auf den Weg gaben.
Conklin und ich notierten die Namen sämtlicher Personen, die bereits zu Sara Needlemans Tod befragt worden waren, und kehrten an unsere Schreibtische zurück, um sie mit der Liste abzugleichen, die wir für die Baileys angelegt hatten.
Jedes Mal, wenn wir einen Treffer landeten, hieb Conklin
mit der flachen Hand auf den roten Plastikbuzzer, der immer auf seinem Schreibtisch lag, und quakte: »War doch leicht«.
Um neun Uhr abends war unsere leere Pizzaschachtel in der Ablage P wie Papierkorb gelandet. Wir hatten das Hauspersonal der Baileys ebenso ausgeschlossen wie eine Vielzahl anderer Personen, aber trotzdem bestand die Liste noch aus Dutzenden weiterer Namen.
Die Baileys und Sara Needleman hatten dasselbe Fitnesscenter besucht, waren Mitglieder der Gemeinschaft zur Förderung der Oper gewesen, hatten dieselben Restaurants und Clubs frequentiert und sogar ihre Schmutzwäsche in dieselbe Wäscherei gebracht.
»Sara Needleman war dreiunddreißig, genau wie Isa Bailey. Ich wette, sie haben dieselbe Schule besucht.«
Ich nickte. Das war wenigstens etwas.
Etwas, das den Kreis für unsere Suche noch einmal erweiterte.
Ich leerte meine Mineralwasserdose, warf sie in den Mülleimer und sagte: »Ich habe mal etwas über ein Experiment gelesen. Sie haben mit Ratten angefangen. Zwei Lampen, eine grüne und eine rote. Jeweils an der Lampe, die aufleuchtet, gibt es Futter. Und in acht von zehn Fällen leuchtet die grüne auf.«
»Und weiter?«
»Die grüne Lampe leuchtet so oft, dass die Ratten einfach immer dorthin gehen. Warum auch nicht? Sie haben ja eine achtzigprozentige Erfolgsquote.
Dann haben die Verhaltensforscher dasselbe Experiment mit Menschen durchgeführt.«
»Also, ich war noch nie besonders scharf auf Rattenfutter.«
Ich lachte. »Die Menschen haben Smarties gekriegt.«
»Du willst doch bestimmt auf irgendwas raus«, meinte mein Partner.
»Die Leute haben versucht, vorauszuahnen, welche Lampe aufleuchten würde. Sie haben nach bestimmten Mustern gesucht - so und so viele rote vor einer grünen und so weiter. Und ihre Erfolgsquote betrug lediglich siebenundsechzig Prozent.«
»Was beweist, dass Ratten schlauer sind als Menschen.«
Ich schüttelte den Kopf.
Conklin versuchte es noch mal. »Was beweist, dass wir alle Personen, die auf einer dieser Listen stehen, noch einmal befragen sollten, ganz egal ob sie rot oder grün sind?«
Ich lachte. »Es beweist, dass die Menschen zu viel denken.«
»Du bist müde, Linds.«
»Gehen wir die Listen noch einmal durch. Aber dieses Mal denken wir nicht zu viel dabei. Wir ziehen einfach die Namen der Ratten heraus, die einen Schlüssel für die Häuser der Opfer hatten.«
Rich schlug auf den roten Buzzer. »War doch leicht«, quakte der.
52
Pet Girl übergab gerade Sara Needlemans Hunde an den Hauswart, als der Streifenwagen an der Bordsteinkante hielt und zwei Polizisten ausstiegen, die sie bereits kannte. Die Frau war groß, blond und sah aus, als hätte Sheryl Crow einen Platz bei Promi-Bullen im Einsatz ergattert.
Der Typ war ein ganzes Stück größer als die Blondine, gut aussehend, vielleicht so um die dreißig.
Sheryl Crow zeigte ihre Dienstmarke, stellte sich als Sergeant Boxer und ihren Partner als Inspektor Conklin vor und wollte wissen, ob Pet Girl vielleicht bereit
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