Das 8. Gestaendnis
Sara Needlemans Tod und dass Jacobi Cindy praktisch geknebelt hatte, um zu verhindern, dass unser Schlangen-Killer sich in irgendeiner Spalte verkriechen konnte.
»Irgendwelche Hinweise auf den Täter?«
»Zu viele und gar keine«, erwiderte ich. »Ich denke mal, wir fangen demnächst an, mit Wurfpfeilen auf das Telefonbuch zu werfen. Ach, übrigens: Wann kommst du nach Hause?«
Ich ging immer im Kreis um Cappy McNeils Schreibtisch herum, während Joe mir sagte, dass er hoffte, in einer Woche oder so zurück zu sein und dass wir uns dann etwas Schönes vornehmen sollten, uns schick machen, um seine Rückkehr zu feiern.
Ich küsste die kleinen Löcher in meinem Handy, hörte Küsse an meinem Ohr, und dann ging ich zurück in Jacobis Büro. Ich setzte mich direkt neben Conklin auf die billige Kommode,
dicht an dicht. Die Wärme seiner Hüfte und seines Arms lenkten meine Gedanken auf ihn und auf Joe, und ich fragte mich wieder einmal, warum jeder dieser Männer mich so sehr in seinen Bann zog, dass die Gefühle für den anderen dann jedes Mal im Nebel verschwanden.
Conklin beugte sich nach vorn, bis er mit der Nase beinahe in Cindys Haaren steckte, und sagte zu ihr: »Wie du gesagt hast: Könnte sein, dass sich der Killer von damals aus dem Ruhestand zurückmeldet. Oder vielleicht ein Nachahmer .«
»So oder so, es ist jedenfalls ein Wiederholungstäter«, grollte Jacobi. »Wir dürfen ihn nicht vorwarnen. Wir brauchen jeden noch so kleinen Vorteil, Cindy, weil wir nämlich keinen Schimmer haben, und ich gehe jede Wette ein: Wenn irgend möglich, dann bringt dieser Kerl bald noch jemanden um.«
61
Yuki war fast verrückt vor Angst.
Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie sich jemals so besonders gefühlt hatte wie in Gegenwart von John »Doc« Chesney. Und sie hatte den Eindruck, als beruhe dieses Gefühl auch noch auf Gegenseitigkeit.
Oh, Gott. Jetzt hatte er sie schon zum zweiten Mal so lange angesehen, bis ihre Wangen brannten und sie gezwungen war, etwas zu sagen, einfach irgendetwas , weil so viel Aufmerksamkeit schlichtweg nicht zu ertragen war.
Doc und sie hatten sich schon ziemlich früh heute Morgen am Strand getroffen. Der marineblaue Parka über seiner Jeans ließ seine Augen noch blauer und seine Haare noch blonder leuchten als sonst. Seine ganze, atemberaubende Erscheinung hätte selbst Brad Pitt vor Neid erblassen lassen.
Yuki hatte sich fest vorgenommen, bei ihrem ersten richtigen Date nicht allzu sehr ins Schwärmen zu geraten, ihn nicht allzu verträumt anzuhimmeln, hatte sich in Erinnerung gerufen, dass sie sich bei ihrer ersten Begegnung mit Doc ziemlich zickig benommen und dass ihm das gefallen hatte.
Also hatte sie sich zusammengerissen, und sie hatten den Tag im Crissy Field verbracht, einem sehr hübschen Park, der sich von Marina Green bis zum Fort Point, einer Festung aus dem Bürgerkrieg unterhalb der Golden Gate Bridge, am Pazifikufer erstreckte.
Sie war ein wenig schneller gejoggt als Doc, hatte ihn ausgelacht, weil er nicht mit ihr Schritt halten konnte, bis er in einem kleinen Sandsturm an ihr vorbeigesprintet war und ihr über die Schulter zugerufen hatte: »Hey, Girlie, fang mich doch.«
Sie hatte sich auf eine verwitterte Bank gerettet, lachend und keuchend, und er war zu ihr zurückgekommen, ebenfalls außer Atem, hatte sich neben sie gesetzt, sodass sie erfüllt war von seinem Duft und ihre Knie anfingen zu zittern.
»Du bist eine Angeberin, weißt du das?«, hatte er gemeint und sie unentwegt angeblickt, so lange, bis sie »Oh, schau mal« gesagt und auf die auf und ab hüpfenden Köpfe draußen in der Bucht gezeigt hatte.
»Kokosnüsse?«
»Du willst dich über mich lustig machen, oder? Das sind Seelöwen !«
»Gefällt dir dieser ganze Naturquatsch eigentlich?«, hatte er gesagt, während er seine Reeboks ausgezogen und den Sand herausgeschüttet hatte. »Dieser ach so weite Himmel, diese unheimlichen Lebewesen …«
»Krabben und Quallen …«
»Wie gesagt, du Öko-Tussi …«
»Aaaautsch, Doc, das tut echt weh.« Yuki lachte. »Ach, übrigens, New York ist nicht die einzige Stadt mit Wolkenkratzern. Ich mag die Großstadt genauso sehr wie du.«
»Ach ja? Beweise.« Er hatte gegrinst und ihr gezeigt, dass diese ganzen neckischen Spielereien genau das waren - nichts weiter als neckische Spielereien eben.
Aber sie hatte ihm trotzdem Beweise geliefert, hatte ihm ihre zehn Lieblingsarchitekten aufgezählt, von denen sieben auch auf der Liste seiner
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