Das 8. Gestaendnis
Zentimeter hohen Leitplanken gesäumt, die mit Dellen übersät waren, überall dort, wo übermütige Autofahrer die Bodenhaftung verloren hatten.
Wir kamen näher, während Wallis sich mit Höchstgeschwindigkeit dem Glen Clayton Park entgegenstürzte, einen steilen Schlangenlinienhang hinab, der meine Eingeweide kräftig durcheinanderwirbelte. Ich klammerte mich so fest an das Mikrofon,
dass meine Fingernägel Druckstellen im Plastik hinterließen.
Dann meldete ich erneut unsere Position: Wir waren auf dem Weg in die Upper Haight, eine Wohngegend mit zahlreichen Häusern aus der Tudor- und der viktorianischen Zeit. Die vornehmen, baumgesäumten Straßen wurden vor allem von jungen Familien bevölkert.
Ein Kind, eine Frau und ein Hund tauchten vor unserer Windschutzscheibe auf. Ich kreischte: » Neeeeiiiin! « Conklin rammte den Fuß auf die Bremse und die Hand auf die Hupe, lenkte uns auf den Bürgersteig. Unsere Räder krachten über die Bordsteinkante, und unsere Sirene jaulte wie ein wild gewordener Feuerwerkskörper, während wir wieder zurück auf die Straße donnerten.
Conklin knurrte: »Alles unter Kontrolle.«
Wen wollte er damit eigentlich verarschen?
Ich drehte mich um und sah keine leblosen Körper auf der Straße liegen, aber mein Herz baumelte immer noch irgendwo zwischen meinen Knien herum. Würden wir diese Achterbahnfahrt überleben? Würden wir heute noch jemanden ins Grab bringen?
»Wo führt dieses Arschloch uns bloß hin?«, brummte ich vor mich hin.
»In die Hölle. Er führt uns direkt in die Hölle «, erwiderte Conklin.
Wusste er es?
Ich glaube schon. Irgendwie wusste Conklin instinktiv, welches Ziel Henry Wallis ansteuerte.
Es dauerte noch einen Moment, bis auch ich es begriffen hatte.
65
Ich klammerte mich an das Armaturenbrett und starrte hinaus, während die Straßen an uns vorbeisausten und unschuldige Passanten zur Seite spritzten. War Henry Wallis unser Mann? Hatte er letzte Woche drei Menschen ermordet?
Hatte er insgesamt sieben Todesopfer auf dem Gewissen? Wie viele würde er noch umbringen, bevor wir ihn aufhalten konnten?
»Festhalten, Linds«, sagte Conklin und riss das Lenkrad herum. Quietschend flogen wir auf die Haight Street, wo die Wahrscheinlichkeit, dass wir irgendwelche Penner, pensionierte Blumenkinder oder alte Leute, die gerade ins Auto ein- oder aus dem Auto aussteigen wollten, umnieteten, bei nahezu hundert Prozent lag.
»Die Haight trifft unten auf die Stanyan Street!«, rief ich.
Wir rasten dem Idioten im Camaro in dreißig Metern Abstand hinterher. Sein rechter Kotflügel streifte Funken sprühend über die Straße.
Wallis war immer noch schneller als wir, weil es ihm schlicht und einfach egal war, wen und was er rammte. Der Kerl wollte auf keinen Fall eingebuchtet werden. Jetzt schwenkte er nach rechts auf die Stanyan. Am Ende des nächsten Straßenblocks angekommen, überquerte er zwei Gegenfahrbahnen und bretterte nach links, in den Golden Gate Park hinein.
Zu unserer Rechten erhob sich das imposante Conservatory of Flowers, ein riesiges Gewächshaus noch aus dem viktorianischen Zeitalter. In meinem Kopf spielten sich irrsinnige Bilder ab, ein Szenario wie in einem James-Bond-Film,
in dem dieses Gewächshaus in einer Myriade von Scherben explodierte.
Doch mit schlitternden Reifen vermied Wallis den Zusammenprall.
Ich schrie: » Rich, pass auf !«
Wir verfolgten den Camaro und tauchten in eine Kakofonie aus dröhnenden Hupen und quietschenden Reifen ein, setzten unsere Auto-Scooter-Fahrt immer weiter fort, weil wir keine andere Wahl hatten.
Während all der atemberaubenden Minuten, die wir dem Camaro jetzt schon hinterherfuhren, hatte ich kein einziges anderes Polizeifahrzeug gesehen, weder Streifenwagen noch Zivilfahrzeug. Ich konnte zwar in der Ferne ein paar Sirenen hören, aber hier waren wir allein, scheuchten unseren Crown Victoria mit Lichtgeschwindigkeit auf dem John F. Kennedy Drive hinter Wallis’ Schrottkarre her durch den Park in Richtung Strand.
Plötzlich fiel das Gelände steil ab, und wir stürzten uns hinter dem Camaro her in die Tiefe. Jogger mit Hunden sprangen beiseite. Mein Gott, ich hätte mir am liebsten die Augen zugehalten, aber ich konnte nicht.
Am Bötchen-Weiher zu unserer Rechten standen jede Menge Senioren und Kinder mit ferngesteuerten Schiffen, und dann rasten unsere beiden Autos an Fußballfeldern mit Schüler-Teams vorbei, die uns mit offenen Mündern anstarrten.
Jetzt ging es wieder bergauf. Die
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