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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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fährt.«

15
    Sarah Wells drückte ihre Schlafzimmertür ins Schloss und verriegelte sie. Sie war immer noch völlig außer Atem nach ihrem Abenteuer. Ihre Hände zitterten. Sie stellte sich vor den Spiegel, schüttelte die Haare durch und musterte sich kritisch.
    Konnte man es sehen?
    Ihre Haut war weiß, fast durchsichtig, und die braunen Augen waren riesig. Ihr fiel ein, dass ihr Mann einmal zu ihr gesagt hatte, dass sie eigentlich ganz gut aussehen könnte, wenn sie sich bloß ein wenig Mühe geben würde, aber dieser Satz hatte sie nur in ihrer Entschlossenheit bestätigt. Sie wollte genau so aussehen, wie sie war: eine achtundzwanzig Jahre alte Lehrerin mit einem Doppelleben. Und damit waren noch nicht einmal die Einbrüche gemeint.
    Sarah legte die beiden Stoffbeutel auf den Fußboden und zog die unterste Schublade der großen, alten Kleiderkommode auf. Die Schublade barg ein paar Geheimnisse, genau wie sie.
    Sie nahm die T-Shirts und Jogginghosen heraus und hob den doppelten Boden der Schublade hoch. Wie jedes Mal hielt sie den Atem an und hoffte, dass der Schmuck noch da war.
    Und so war es.
    Jeder ihrer Raubzüge hatte eine eigene, weiche Stofftasche bekommen, fünf verschiedene Sammlungen mit erlesenen Schmuckstücken. Die Stücke, die sie bei Dowlings erbeutet hatte, machten das halbe Dutzend voll.
    Sarah öffnete den Beutel mit ihren neuesten Errungenschaften und betrachtete sich das wundervolle Gewimmel aus Edelsteinen, die bis vor Kurzem der Ehefrau eines Filmstars gehört hatten. Es waren wirklich ganz unglaubliche Stücke: absolut atemberaubende, wunderschöne Saphire und Diamanten. Ringe, Halsketten und Armbänder. Schmuck im Wert von Hunderttausenden Dollar, vielleicht sogar noch mehr.
    Dieses Mal war sie wirklich nur wahnsinnig knapp entkommen – um Haaresbreite sozusagen. Für den Augenblick war sie zwar in Sicherheit, aber ein großes Problem blieb ihr nach wie vor: Sie musste das Zeug loswerden.
    Maury Green, ihr Mentor und Hehler, war tot, war am Flughafen von der Kugel eines Polizisten getroffen worden, die eigentlich für seinen Kunden gedacht gewesen war, einen Juwelendieb auf der Flucht. Maury war ihr ein guter Lehrer und Freund gewesen. Es war wirklich deprimierend, dass er ihren Erfolg nicht mehr miterleben und seinen Anteil daran kassieren konnte.
    Maury hatte, wie andere gute Hehler auch, ungefähr zehn Prozent des Wiederverkaufswerts der Juwelen gezahlt. Das war zwar auf den ersten Blick nicht allzu viel, wenn man bedachte, welches Höllenfeuer über sie hereinbrechen würde, wenn sie geschnappt wurde, aber trotzdem … es war ein Riesenbatzen Geld im Vergleich zu dem, was sie als Lehrerin verdiente. Aber jetzt war Maury nicht mehr da.
    Je länger sie den Schmuck behielt, desto größer war das Risiko, entdeckt zu werden. Sie hielt zwei Handvoll mit Casey Dowlings Schätzen unter die Tischlampe und schwenkte sie sanft hin und her, sodass das Licht von den Steinen reflektiert wurde.
    Und so saß Sarah Wells in ihrem abgeschlossenen Schlafzimmer und ließ sich von den prachtvollen Lichtbrechungen hypnotisieren.

16
    Sarah Wells war nicht die Erste, die ihre Einbrüche ausführte, während das Abendessen auf dem Tisch stand. Sie hatte die Großen genau studiert, den »Dinnertime Burglar« ebenso wie die »Dinner Set Gang«. Sie hatten Juwelen im Wert von zig Millionen Dollar erbeutet, mit ganz einfachen Werkzeugen, während ihre Opfer im Erdgeschoss bei Kaffee und Dessert gesessen hatten. Wie ihre Vorbilder forschte auch Sarah ihre Ziele sehr gründlich aus und beobachtete jede ihrer Bewegungen. Aber nachdem so viel über Hello Kitty in der Zeitung gestanden hatte, wunderte sie sich schon ein bisschen, wieso ihre Opfer sich so sicher fühlten, dass sie nicht einmal die Alarmanlage einschalteten.
    Ihre Fähigkeit zur Verdrängung der Realität war einfach unglaublich . Darauf ein dreifach kräftiges Hipphipphurra.
    Als Sarah sich im einstigen Reichtum der Dowlings badete, wurde sie von einem bestimmten Stück besonders fasziniert und in Bann gezogen. Es war ein Ring mit einem sehr großen blassgelben Stein, vielleicht zwanzig Karat schwer, mit Kissenschliff und einer besonders auffallenden Fassung.
    In der Pavéefassung mussten an die hundertzwanzig kleine Diamanten verankert sein.
    Was für ein Ring!
    Dieses Ding raubte einem wirklich den Atem! Der Inbegriff der Romantik. Marcus Dowling hatte seiner Frau diesen Ring zweifellos zu einem ganz besonderen Anlass geschenkt. Was er wohl wert

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