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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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sein mochte?
    Seitdem sie eine Nebentätigkeit als Einbrecherin ausübte, hatte sie schon viel über Edelsteine gelernt, aber eine richtige Expertin war sie noch lange nicht, und sie hätte zu gerne gewusst, was sie da in Händen hielt.
    Sie verstaute die übrigen Sachen aus ihrem Raubzug mitsamt der Werkzeugtasche in der untersten Kommodenschublade, setzte den falschen Boden wieder ein und stapelte ihre Kleider darauf. Dann schob sie die Schublade zu, angelte ein bebildertes Diamantenlexikon unter dem Schrank hervor und nahm es mit in das Doppelbett.
    Beim Durchblättern entdeckte sie etliche Steine, die ihrem sehr ähnlich sahen. Vielleicht handelte es sich um einen Topas oder einen gelben Turmalin. Nein … da war auch ein Hauch Grün in Casey Dowlings großem gelbem Stein. Das heißt, es war vermutlich ein Zitrin, ein auffälliger, aber nicht übermäßig wertvoller Stein. Noch ein Grund mehr, warum Sarah den Ring behalten wollte.
    Sie wusste zwar, dass es ein furchtbarer Fehler sein konnte, Diebesgut für sich zu behalten, aber es musste doch eine Möglichkeit geben, dieses eine Stück nicht weggeben zu müssen. Sie wollte mehr als nur ein Souvenir. Sie wollte eine Trophäe. Eine Belohnung. Und jetzt kam ihr der Gedanke, dass sie den gelben Stein vielleicht zu einem Anhänger umarbeiten lassen konnte.
    Ihr fiel ein Satz ein, den ihre Großmutter einmal zu ihrer Mutter gesagt und den diese an sie weitergegeben hatte: »An manchen Leuten sehen Glassteine aus wie Diamanten. Und an anderen sehen Diamanten aus wie Glassteine.«
    An ihr – mit ihren Discounter-Klamotten und ihrem unauffälligen Aussehen – würde der Zitrin bestimmt wie Glas aussehen. Sie stellte sich vor den Spiegel und hielt den gelben Stein an ihren schwarzen Rollkragenpullover, direkt unterhalb des Schulterblatts.
    So wirkte er sehr viel kleiner als auf dem Ring.
    Dieser Stein, wenn er einmal neu gefasst war, würde ihr Geheimnis bestimmt bewahren. Während sie noch ihr Spiegelbild anstarrte, ertönte ein lautes Klopfen an der Tür. Das war ihr Mann, Trevor.
    »Warum ist denn die Tür abgeschlossen? Was machst du denn? Amüsierst du dich mit dir selbst?«
    »So könnte man sagen«, erwiderte Sarah.
    »Lass mich rein.«
    »Nein.«
    »Lass mich rein!«
    Sarah legte den Ring unter den ausgehöhlten Sockel ihrer Nachttischlampe.
    »Fahr zur Hölle!«, brüllte sie.
    Er rüttelte an der Tür und trat dagegen. Sarah ging hinüber und schloss sie auf. Wieder mal so ein Tag , dachte sie, während sie Trevor ins Schlafzimmer ließ. Wieder mal ein Tag im geheimen Leben der Sarah Wells .

17
    Sarah knallte ihre Wohnungstür ins Schloss und stapfte zu ihrem Auto. Dabei dachte sie an Trevor und wie er sie angebettelt hatte. »Warte doch, nur noch eine Minute.« Bloß dass es dann unerträgliche zwanzig Minuten unter seinem dicken, hässlichen Körper geworden waren, und jetzt kam sie wahrscheinlich zu spät zur Arbeit – wieder mal.
    Sie ging zu ihrem Saturn in der Delores Street und nahm den Freeway, machte ein bisschen Zeit gut. Sie schaltete das Radio ein und hörte » Guten Morgen mit Lisa Kerz und Rosemary Van Buren, der Sender für Verkehr, Wetter und das Neueste aus Ihrer Umgebung«.
    Lisa Kerz sagte gerade: »Rosemary, ich habe hier eine aktuelle Meldung zu Casey Dowling, die, wie wir gerade erst gehört haben, gestern Nacht erschossen worden ist.«
    Erschossen? Wieso denn das? Sarah umklammerte das Lenkrad.
    »Hat die Polizei schon eine heiße Spur von dem Mörder?«, wollte Van Buren wissen.
    Mörder?
    Sarahs Herz wummerte wie wild. Wer verbreitete denn solche Lügen? Casey Dowling hatte doch gelebt und aus voller Kehle geschrien, als sie aus der Villa der Dowlings geflüchtet war.
    Casey war am Leben gewesen.
    »Nein, jetzt geht es um Marcus Dowling«, sagte Lisa Kerz. »Eine Eilmeldung. Mr. Dowlings Rechtsanwalt, Tony Peyser, hat vor zehn Minuten eine Erklärung verlesen …«
    Sarah starrte das Radio an, als könne es tatsächlich reden, und hörte Lisa Kerz sagen, dass Mr. Dowlings Rechtsanwalt die Einwohner von San Francisco live auf KQED um Hilfe gebeten hatte. Im letzten Moment richtete sie den Blick wieder auf die Fahrbahn und konnte nur mit Mühe einen Zusammenprall mit der Leitplanke verhindern.
    »Also gut, hier kommt die Presseerklärung, ganz aktuell«, sagte Rosemary Van Buren jetzt. »Mr. Peyser hat gesagt, ich zitiere: ›Für Informationen, die zur Festnahme des Mörders von Casey Dowling führen, setzt Mr. Dowling eine Belohnung

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