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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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sagte Jacobi. »Mach dich frisch, iss was und dann kommst du ins Präsidium. Wir lassen uns Zeit mit dem Kerl. Fingerabdrücke und der ganze Papierkram … Ich schätze mal, dafür werden wir so rund drei Stunden brauchen. Er gehört ganz allein dir, Boxer. Niemand wechselt vorher ein Wort mit ihm. – Gut gemacht.«

68
    Gleich nach dem Duschen, noch mit feuchten Haaren, fuhr ich ins Präsidium. Ich war geladen bis unter die Haarspitzen und wollte den Kerl, der mich gedemütigt, bis ins Mark verängstigt und sechs unschuldige Menschen auf dem Gewissen hatte, unbedingt so schnell wie möglich in die Mangel nehmen.
    Ich betrat Jacobis Büro und sagte: »Was haben wir bis jetzt?«
    »Den Angaben in seinem Ausweis zufolge heißt er Roger Bosco, ehemaliger Angestellter in der Parkverwaltung, zurzeit Hausmeister im San Francisco Yacht Club. Keine militärische Vergangenheit, keine Vorstrafen. Und einen Rechtsanwalt hat er auch nicht verlangt.«
    »Fangen wir an«, sagte ich.
    Das Beobachtungszimmer hinter dem Spiegel war voll mit Polizeibeamten, Führungskräften und Leuten aus der Staatsanwaltschaft. Die Kameras liefen. Es konnte losgehen.
    Als Jacobi und ich das Verhörzimmer betraten, hob der Verdächtige den Blick. Als ich ihn sah, sein äußeres Erscheinungsbild, seine ganze Haltung, wurde ich mir unsicher.
    Roger Bosco wirkte älter und kleiner als der Mann auf den Parkhaus-Videos, und er machte einen verwirrten Eindruck. Er sah mich aus seinen wässerig-blauen Augen an und sagte: »Ich habe Angst vor dem Hubschrauber gehabt. Darum wollte ich weglaufen.«
    »Fangen wir doch einfach ganz von vorn an, Roger. Sind Sie damit einverstanden, dass ich Sie Roger nenne?«
    »Na klar.«
    »Warum haben Sie das gemacht?«
    »Wegen dem Geld.«
    »Sie hatten von Anfang an geplant, Lösegeld zu kassieren?«
    »Was meinen Sie mit ›Lösegeld‹?«
    Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich direkt neben Bosco, versuchte, hinter der Fassade des »naiven Dummkopfs« einen aufgeblasenen, psychopathischen Mörder zu entdecken. Jacobi ging mit langsamen Schritten hinter uns entlang, wendete und ging den gleichen Weg wieder zurück.
    »Mir ist klar, dass zwei Millionen Dollar eine Menge Geld sind«, sagte ich. Ich beherrschte mich, wollte ihm zeigen, dass er mir vertrauen konnte, dass ich ihm die stundenlange Qual seiner Geisterbahnfahrt vergeben hatte.
    »Zwei Millionen? Er hat mir fünfhundert geboten. Und ich hab erst zweihundertfünfzig gekriegt.«
    Ich blickte Jacobi an, aber seine ausdruckslosen, grauen Augen gaben nichts preis. Ich ignorierte das aufkeimende Gefühl der Enttäuschung. Bosco war mit einem Boot direkt auf das Geld zugefahren. Das ließ sich nicht bestreiten.
    »Roger, Sie müssen mir helfen, damit ich Ihnen helfen kann. Erzählen Sie mir, wie Sie die Morde geplant haben. Sie sind wirklich brillant, das muss ich zugeben. Wir haben ein riesiges Aufgebot an Polizisten gebraucht, um Sie zu erwischen, und davor habe ich großen Respekt. Wenn Sie mir jetzt wirklich alles erzählen, Schritt für Schritt, wenn Sie voll und ganz kooperieren, dann kann ich bei der Staatsanwaltschaft ein gutes Wort für Sie einlegen.«
    Boscos Mund stand sperrangelweit offen. Er schaute mich mit einem ausgesprochen glaubwürdigen ungläubigen Blick an, dann Jacobi, dann wieder mich.
    »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen. Ich schwöre bei Gott, ich habe niemanden umgebracht, nie im Leben. Ich bin nicht der, den Sie suchen.«

69
    Es dauerte Stunden, in deren Verlauf Jacobi und Conklin und ich alle möglichen Leute anriefen und in dunklen Büros irgendwelche Papiere durchsahen, alles, um Boscos Leumund und sein Alibi zu überprüfen.
    Ja, Roger Bosco war Angestellter des Yacht Clubs. Seine Arbeitszeiten waren genau dokumentiert. Als die Bentons, die Kinskis und die Marones niedergemetzelt worden waren, war er laut Stempelkarte bei der Arbeit gewesen und auch gesehen worden.
    Ich holte Bosco aus der Arrestzelle und setzte ihn noch einmal in das Verhörzimmer, dieses Mal mit Kaffee, einem Schinken-Sandwich und einer Packung Kekse.
    Und dann erzählte er Jacobi und mir von Anfang an, was passiert war: Ein Mann hatte ihn am Anleger angesprochen und gesagt, er sei Filmproduzent, mache gerade einen Action-Film und brauche jemanden, der für ihn ein Paket aus der Bucht fischt.
    Bosco sagte, er sei richtig aufgeregt gewesen.
    Er hatte dem Mann gesagt, dass er sich bestimmt einen Tag freinehmen könnte und wahnsinnig gerne mitsamt seinem Boot im

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