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Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Kurzwahltaste – die Nummer des Chiefs. »Ist Tony da? Hier Jacobi. Sagen Sie ihm, ich habe Neuigkeiten für ihn. Gute Neuigkeiten.«
    Aus dem Augenwinkel sah ich Brady auf uns zuhasten. Er keuchte und rief meinen Namen.
    »Boxer, hören Sie Ihre Nachrichten eigentlich nie ab? Hören Sie, Pete Gordons Frau will mit Ihnen sprechen.«

103
    Heidi Meyer saß alleine in einem Verhörzimmer, vollkommen erschöpft von den körperlichen und seelischen Erschütterungen, die sie aufgrund der verschiedensten, unvorstellbar traumatischen Schockerlebnisse erlitten hatte. Ihre Welt war eine andere geworden. Sie war eine andere geworden. Wie war es möglich, dass sie mit Pete Gordon zusammengelebt hatte, ohne zu wissen, wer er war? Immer wieder tauchten Bilder vor ihrem inneren Auge auf, wie sie für Pete gekocht hatte, wie sie mit ihm gestritten oder versucht hatte, sein Temperament zu zügeln. Sie hatte seine Kinder zur Welt gebracht, hatte sich mit seinen Schwächen und seinen seelischen Verletzungen arrangiert. Während der vergangenen Jahre hatte sie fast jede Nacht neben ihm verbracht.
    Und jetzt hatte ihr Mann sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinn ihr Leben und das ihrer Kinder in die Luft gesprengt.
    Nachdem Agent Benbow sie erneut befragt hatte, hatte er sie mit einer frischen Tasse Tee alleine gelassen. Heidi dachte über das Verhör nach, wie sie Benbow jede Ecke ihrer Erinnerung offenbart hatte, um ihm alles zu sagen, was sie wusste, damit er ihren Mann ausfindig machen konnte, bevor er noch mehr Menschen ermordete.
    Sie hatte gesagt, dass Pete seit seiner Rückkehr aus dem Irak unberechenbar gewesen sei. Sie hatte gesagt, dass er ununterbrochen wütend war, dass die Kinder ständig Angst vor ihm hatten, und, ja, er hatte Waffen im Haus gehabt und wusste, wie man mit Sprengstoff umging.
    Heidi hatte Agent Benbow die blauen Flecken an ihren Armen gezeigt und einer Agentin gestattet, die schwarzblau verfärbten Stellen an den Innenseiten ihrer Oberschenkel zu fotografieren.
    Und während sie jetzt in dem fensterlosen Raum saß, wurde ihr endgültig klar, wie sehr Pete sie und die Kinder tatsächlich hasste und dass er, wenn er wirklich der Täter war, all diese Mütter und ihre Kinder stellvertretend für sie und Steven und Sherry ermordet hatte.
    Wo mochte Pete sich jetzt wohl aufhalten? Verfolgte er sie? Hatte er beobachtet, wie sie das FBI -Gebäude betreten hatte? Wartete er nur darauf, bis sie wieder herauskam? Und jetzt, wo sie dem FBI alles erzählt hatte, was sollte sie nun machen? Warum hatte ihr niemand gesagt, was sie jetzt machen sollte?
    Die Tür ging auf, und Heidi hob den Kopf. Agent Benbow kam herein, begleitet von einer großen, blonden Frau. Er stellte sie als Sergeant Lindsay Boxer vom San Francisco Police Department vor. Heidis Augen wurden feucht. Sie erhob sich und nahm Sergeant Boxers Hand in ihre beiden.
    »Sie haben Stevie gefunden. O Gott. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken.«
    »Das ist wirklich sehr gern geschehen, Heidi. Darf ich Sie Heidi nennen?«
    »Natürlich.«
    Benbow verließ den Raum, und Sergeant Boxer setzte sich auf einen Stuhl. »Bringen Sie mich noch schnell auf den neuesten Stand. Ich weiß noch nicht alles. Wo sind Steven und Sherry gerade?«
    »Bei meiner Freundin, Sarah Wells. Wir arbeiten zusammen an der Booker T. Washington Highschool.«
    »Und wo ist Sarah?«
    »Sie fährt mit dem Auto in der Gegend herum und wartet darauf, dass sie mich wieder abholen kann. Sie kann nicht nach Hause. Ihr Mann … sie hat ihn verlassen. Wir können nirgendwo hin. Selbst wenn mein Haus nicht ausgebombt wäre, müsste ich weit, weit weg von Pete gehen.«
    »Lassen Sie uns erst noch ein bisschen reden«, sagte Sergeant Boxer.
    »Gern. Ich sage Ihnen alles, was ich kann.«
    »Haben Sie seit den Ereignissen in Ihrem Haus mit Ihrem Mann gesprochen?«, wollte Sergeant Boxer wissen.
    »Er hat eine Nachricht auf meiner Mailbox hinterlassen. Da hat er gesagt, dass er Stevie eigentlich umbringen wollte, aber dann, als er in der Gegend herumgefahren ist, hat er wohl etwas entdeckt. Er hat wörtlich gesagt: ›Er sieht genauso aus wie ich. Aber du, Heidi, du siehst überhaupt nicht so aus wie ich.‹«
    »Das war eine bösartige Bemerkung. Was hat er noch gesagt?«
    »Ich soll den Behörden ausrichten, dass er mich und die Kinder erschießt, falls er die fünf Millionen nicht bekommt. Ich habe Agent Benbow mein Handy gegeben, damit er Petes Nachricht abhören konnte.«
    Sergeant Boxer

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