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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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es nicht so weit. Noch standen die Deuter mit gesenkten Häuptern vor dem Verwalter, bereit, seine Fragen zu empfangen.
    „Ehrwürdige Deuter aus den Tiefen der Glimmsteingewölbe“, wandte sich der Verwalter an die Priester. „Ich bitte Euch, den Schaum zu befragen, was mit jenem geschehen soll, der der Höchste aller Priester, die geistliche Zierde der Zwergenheit, der Träumende unter den Schlafenden und der Wissende unter den Nichtsahnenden genannt wird.“
    Quälend langsam traten die drei Deuter auseinander, wobei sie einen monotonen Singsang anstimmten, machten den Deutergrund frei und hoben ihre Stäbe zur Decke empor.
    Auf dieses Zeichen hin machten sich die Hebelknechte an die Arbeit. Die Bottiche der ersten Ebene neigten sich, und das Bier ergoss sich in die Höhle, um abzufließen und den Schaum zurückzulassen, den allein die Vertrauten der Götter zu lesen verstanden.
    Nachdem das Bier abgeflossen war, schritten die Deuter in ihren Kutten langsam durch den Schaum, durchmaßen ihn mit ihren Stäben und berieten sich murmelnd, bis einer von ihnen vor den Großen Verwalter trat.
    „Der Schaum, oh Herr aller Zwerge, zeigt einzig…“
    Man konnte förmlich sehen, wie schwer es dem Schaumdeuter fiel, das von Felsigk Klammgluth befohlene ungeheuerliche Ergebnis auszusprechen. Der Herr des Zwergischen Zwielichts hatte etwas Unglaubliches, etwas noch nie Dagewesenes angeordnet. Er wollte den Allerhöchsten ein für alle Mal aus dem Weg räumen, zugleich einen Berg von Schuld auf die Schultern des Verwalters laden und den Schaumdeutern den Weg ebnen, damit sie die höchsten Priester des Imperiums werden konnten.
    Aber schließlich stieß er die Worte mit einer Bestimmtheit hervor, wie sie nur zwei Brocken Gold aus der Hand Felsigk Klammgluths hervorzurufen vermochte: „… den Tod.“
    Der Verwalter fuhr entsetzt zusammen.
    Die Götter forderten den Tod des Allerhöchsten? Das war eine Ungeheuerlichkeit! Sie forderten, dass der Verwalter gegen das oberste Gesetz der Zwergenheit verstieß! Mit ausdrucksloser Miene starrte der Herr der Zwerge vor sich hin, während sich die Gedanken in seinem Kopf überschlugen. Was waren das nur für Zeiten? Doch so schlimm der Wille der Götter auch war, er verschaffte ihm die Möglichkeit, sich den Göttern als würdiger Diener zu beweisen. Nicht hadern, nicht zaudern, sondern einfach ihren Willen erfüllen. Und das würden sie gewiss belohnen. Der Verwalter strich sich mit der Hand durch den Bart, schaute von einem Schaumdeuter zum nächsten und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. Dann wandte er sich mit betrübter Miene dem Boten des schwarzen Menhirs zu.
    „Sag deinem Meister… ich will den Höchsten der Hohen tot sehen.“
    „Aber…“ Die Augen des Zwergs weiteten sich vor Schreck. Dass ein Zwerg den Tod eines anderen befahl, war in der gesamten Geschichte des Ehernen Volkes noch niemals geschehen. Und dass es der Herr aller Zwerge war, machte es nicht unbedingt leichter, einen solch unheiligen Befehl zu übermitteln.
    Der Verwalter sah den Unwillen des Boten.
    „Hör zu, Zwerg, die Götter haben gesprochen. Oder willst du an den Worten des Schaums zweifeln?“
    Der Zwerg schüttelte eifrig den Kopf.
    „Wie könnte ich, Herr! Und wie könnte diese prächtige Orakelhöhle etwas anderes als die Wahrheit verheißen? Ich sehe den Schaum ja vor mir, und was er sagt, ist Tod. Eindeutig Tod, da führt kein Stollen dran vorbei.“
    „Nicht wahr? Was sie von dort oben herabschütten, ist Orakelbier, Zwerg. Es bildet mehr Schaum als normales Bier, der außerdem erheblich klarer ist. Ich lasse es von einigen Zwergen brauen, die mir Harrm Kiesgrimm empfohlen hat.“
    „Der kennt sich freilich aus, Herr.“ Der Bote nickte eifrig und gab sich alle Mühe, so überzeugt wie nur irgend möglich zu klingen.
    „Nur die Besten dienen mir, Zwerg“, fuhr der Verwalter fort. „Schau dich um. Die Götter sprechen zu mir. Und die Schaumdeuter sind meine Übersetzer. Es sind die besten Schaumdeuter, die es gibt. Sie stammen aus den hinteren Glimmsteingewölben, wo sie ein gottgefälliges und enthaltsames Leben geführt haben, und sie sind niemandem sonst verpflichtet als den Göttern selbst!“
    „Mein Glaube an den Schaum ist unerschütterlich, Herr. Die Worte der Götter lassen keinen Zweifel zu“, beeilte sich der Bote zu versichern.
    „Das will ich meinen. Und da ein Hohepriester nicht einfach abgelöst werden kann, müssen Dinge passieren. Das ist, wie du richtig

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