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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Schlamm stand. Dann grinste er.
    „Ach, sei’s drum. Wir erledigen das, und dann hat es sich.“ Er spie noch einmal geräuschvoll aus. „Meinst du, als es um die Erschaffung des Filzwolls ging, hat der Ewige Schmied bloß noch Haare übrig gehabt? Das Tier hat nicht mal Zähne…“
    „Die Stollen der Götter, guter Fazzgadt, sind unergründlich.“
    Beide konzentrierten sich wieder auf die Suche nach dem Rostspeier.
     
     
    „Aber wenn der Tausendaugenfüßler die ganzen Haare bekommen hätte, wäre niemandem aufgefallen, wie hässlich er ist.“
    „Ich bewundere dich, Fazzgadt, dein Geist ist so messerscharf, man könnte Eisen damit schneiden!“
    „Ja, das denke ich auch manchmal. Aber warum nur? Schau dir Glimmboldt an, dem der Schmied einen Geist gab, mit dem er in diesem Leben nicht einmal Käse schneiden wird.“
    Beide blickten zu Fazzgadts zurückgebliebenem Ziehsohn hinüber, der am Rand des Sumpfes saß und ihnen vergnügt zuschaute, wie sie bis zur Hüfte im Morast steckten und auf der Suche nach dem Insekt, das der Stein ihnen zu fangen aufgetragen hatte, von Baumstumpf zu Baumstumpf wateten.
    „Weißt du was?“, sagte Blechboldt. „Frag ihn doch einfach. Bitte den Höchsten um ein Quäntchen Gottkraut und dann frage den Schmied, warum er das alles so und nicht anders gemacht hat. Frage ihn nach den Augen, den Beinen und den Haaren und deinem Zögling. Aber jetzt sollten wir erst einmal weitermachen.“
    Beide richteten den Blick wieder auf den Schlamm und suchten weiter angestrengt nach dem Tier, das der Hohepriester ihnen beschrieben hatte. Groß wie ein Daumen sollte es sein und ein hellrotes Kreuz auf der Oberseite haben und Fühler, die noch mal halb so lang waren wie das ganze Tier.
    Nach einer Weile sagte Blechboldt: „Merkwürdig, dass uns der Höchste ausgerechnet nach einem Rostspeier suchen lässt. Ich habe euch doch von jenem Gelehrten erzählt, der herausgefunden hat, dass Zwerge, abgesehen vielleicht von Garstholm Flammrank, Luft zum Leben brauchen. Und ebendieser Gelehrte, Wutrich Pilzgrimm, der damals erster Zwerg der Gilde der Neuerer { * } war, hat einst hier in den Sümpfen den Rostspeier entdeckt. Er hat auch herausgefunden, was man damit tun kann. Der damalige Verwalter hat ihn allerdings nie genehmigt.“
    „Warum nicht?“, fragte Fazzgadt.
    „Wenn ich mich recht entsinne, zerstört er Stahl“, erklärte Blechboldt.
    „Also, wenn er das mit meiner Axt versucht, reiße ich ihm ein Bein nach dem anderen aus! Egal, wie viele es sind. Weißt du, was diese Axt mich gekostet hat? Außerdem wollte ich sie einmal dem Kleinen vermachen…“
    „Da! Da ist einer!“, rief Blechboldt.
    Beide hasteten los, so schnell, wie der Schlamm es zuließ.
    Das Insekt war freilich schneller.
    „Verflixt noch eins“, schimpfte Fazzgadt. „Ich hätte mir niemals träumen lassen, in den Sumpfgrotten des großen Travertin auf Insektenjagd zu gehen. Weißt du, ich bin immer ein aufrechter Schürfbruder gewesen, bis ich Teil dieser albernen Prophezeiung geworden bin. Schicksalszwerg, pah! Schlammschlucker wäre das richtige Wort. Beim heiligen Hammer, schau uns an! Wir lassen uns von einem Stein sagen, was wir tun sollen…“
    „Fazzgadt, du bist ein Banause“, entgegnete Blechboldt. „Wenn man es recht bedenkt, hat unser Volk sich schon immer von den Steinen sagen lassen, was es tun soll! Aber ich finde es hier immer noch angenehmer als bei unserer letzten Zusammenkunft unter den Ärschen unserer Mitzwerge. Wenn du mich fragst, dann hat das Ganze etwas Schicksalhaftes an sich…“
    Fazzgadt wusste, was Blechboldt meinte. Sie beide hatten ein Geheimnis, das sie, ohne dass jemand anderes davon wusste, mit der Prophezeiung des Großen Erzferkels verband.
    Vor vielen hundert Jahren hatte das Große Erzferkel eine Weissagung getätigt, die den Untergang des Ehernen Volkes vorhersagte. Darin hatte es die untrüglichen Zeichen offenbart, die den nahenden Untergang verkündeten: Wenn der Zwerg, der kein Bier trinkt, seine Hand dem Zwerg reicht, der das Licht der Gänge mit goldenen Zähnen im Mund erblickt hat, und die Immerschwarze wiederkehrt, dann ist das Ende gekommen von allem, was da ist und geheißen wird das Eherne Imperium.
    Die Immerschwarze war gekommen, sie hatte den Verschwörern gedient, ebenso wie ein Untrunkener und ein Goldbezahnter. Die letzten beiden waren jedoch, was die meisten Zwerge nicht wussten, nicht echt gewesen. Die Verschwörer hatten einem der Ihren goldene

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