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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Zähne anfertigen lassen und einen anderen Bier trinken lassen, das wie Wasser { * } ausgesehen hatte. Das Eherne Volk hatte diese beiden mitsamt der Immerschwarzen besiegt und glaubte darum, das Unheil abgewendet zu haben.
    Der wahre Untrunkene aber, der Zwerg der kein Bier vertrug, war Blechboldt selbst. Vor seinen Mitzwergen verbarg er diesen Umstand mit Hilfe eines bierartigen Gebräus aus Wasser und Wurzeln, das ein normaler Zwerg nicht einmal zum Füßewaschen benutzt hätte. Das Rezept hatte ihn ein kleines Vermögen gekostet, und es hatte lange gedauert, bis er angemessen betrunken hatte spielen können. Inzwischen aber fiel er unter seinesgleichen kaum noch auf. Er konnte – wenn es sein musste – bei einer volltrunkenen Schankhöhlenkeilerei ganz vorn mit dabei sein, ohne dass jemand ihn für nüchtern gehalten hätte. Er konnte schreien, beißen, schimpfen und spucken wie der schlimmste Trunkenbold, und nach vielen Jahren hingebungsvollen Danebenbenehmens sagte man ihm nach, ein schlimmer Sauf- und Raufbold zu sein, was Blechboldt durchaus mit einem gewissen Stolz erfüllte.
    Und der wahre Goldbezahnte saß am Rand des Sumpfes und spielte gedankenverloren im Schlamm. Unglücklicherweise war sein Geist nur recht spärlich erhellt.
    Dass niemand wusste, dass Glimmboldt der Goldbezahnte war, lag einzig daran, dass Fazzgadt ihm seine Zähne herausgebrochen hatte, kaum dass er geschlüpft war. Ein Wunder war Glimmboldt dennoch für die meisten Zwerge, da er doch ihres Erachtens ohne Zähne zur Welt gekommen war. Inzwischen hatte Fazzgadt seinem Zögling ein schönes Gebiss aus dreifach gehärtetem schwarzem Feiertagsstahl schmieden lassen, das Glimmboldt mit Schrundwurzelharz an seinem Kiefer befestigte und mit dem er, wenn er wollte, Steine zerbeißen konnte.
    Lunt Glimmboldt, der zurückgebliebene Schlüpfling, und Farrnwart Blechboldt, der Ferkelbändiger, waren die wahren Boten des Untergangs, die das Große Erzferkel prophezeit hatte.
    Und Fazzgadt Eisenbart und der Ferkelbändiger waren die Einzigen, die darum wussten.
    Was genau Glimmboldt wusste, ahnte niemand. Die meisten gingen davon aus, dass es nicht viel war. Er spürte jedenfalls, wenn man ihn schlug, und wusste, wann er Durst hatte. Und das war genug, um ihn zu einem Zwerg zu machen.
    Es wunderte jedenfalls niemanden, dass er rechts und links nicht unterscheiden konnte und sich mitunter selbst für einen Kiesel hielt. Was sonst konnte man von einem Zwerg erwarten, der, kaum geschlüpft, auf einen Hammerschlag um zweihundert Jahre gealtert war? Er hatte die Wonnen der zwergischen Jugend versäumt, sein erstes Wort erst nach mehr als zweihundert Jahren gesprochen und war viel zu spät höhlenrein geworden. Von der Prophezeiung verkündeter Vorbote des Verderbens klang allerdings immer noch besser als debiler Dünnbart, womit ihn die meisten bezeichneten.
    Es war eine Ironie des Schicksals, dass Glimmboldt ebenso Teil des Schicksalszwergs war wie der blinde General und der Höchste der Hohen.
    Das Geheimnis um die Wahrheit über die Erzferkelprophezeiung machte Fazzgadt und Blechboldt zu Verbündeten. Und wenn der Ferkelbändiger in diesem Moment vom Schicksal sprach, dann wusste Fazzgadt sehr wohl, was er meinte. Obwohl ihm jedweder Aberglaube aus tiefster Seele verhasst war.
    „Da! Da ist wieder einer!“ Mit einem lauten Aufschrei stürzte sich Fazzgadt auf ein daumengroßes Insekt, das gerade an ihm vorbeischwirrte. Dieses war allerdings um einiges schneller als er, weshalb Fazzgadt einen Augenblick später mit dem Bart voran in den Schlamm klatschte. Blechboldt eilte dem Insekt hinterher, stolperte jedoch über den im Dreck liegenden Fazzgadt und fiel neben ihm hin, während Glimmboldt am Ufer vergnügt in die Hände klatschte.
    Mit schlammverklebten Bärten tauchten die beiden wieder auf.
    „Axtbruch und Hammerfäule, was ist nur so schwer daran, dieses Drecksinsekt zu fangen?“ Fazzgadt klatschte mit der flachen Hand auf den Schlamm.
    „Es ist schnell“, gab Blechboldt zu bedenken.
    „Es ist ein verwanztes, verschissenes, räudiges Drecksgetier, das ist das Problem“, schimpfte Fazzgadt so laut, dass er die Mücken aufscheuchte.
    „Du hast Schlamm im Bart“, kicherte Blechboldt.
    „Das sagst du nicht noch einmal zu mir!“ Fazzgadt fuhr in gespieltem Zorn hoch.
    „Oh doch, du hast Schlamm im Bart. Schlamm, Schlamm, Schlamm im Bart!“
    Lachend balgten sich die beiden Zwerge im Dreck, sodass Lehm und Schlamm umherspritzten und es

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