Das Abkommen
ich?
Aber es war ganz anders. Sie legte einfach ihre Hand auf meinen Bauch und ließ sie dort liegen.
Ich weiß, es klingt dumm, aber ich hätte bis ans Ende meiner Tage in diesem Bett bleiben können. Ich wollte mit ihr über ihr Leben, ihre Mutter, ihre Pläne reden. Ich wollte, dass dieser Morgen nie endete. Aber es ging nicht.
Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und sie lächelte.
»Du hast meine Frage von heute Nacht noch nicht beantwortet.«
Die Hand auf meinem Bauch wurde durch ihren Kopf ersetzt, und sie lag da, während sie aufwachte und überlegte.
»Was wir jetzt machen? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass es anders werden soll. Ich will dieser Trägheit ein Ende machen … Und ehrlich gesagt ist es mir inzwischen vielleicht sogar egal, ob die Situation besser oder schlechter wird. Vielleicht hast du ja recht. Vielleicht wäre es eine Art Starthilfe, wenn die Leute wüssten, dass Rauchen ihre – und nur ihre – Entscheidung ist. Vielleicht würde uns das neues Leben einhauchen.«
»Vielleicht«, sagte ich.
»Wenigstens könnten wir dann etwas Neues anfangen. Wir könnten versuchen, eine ehrliche, geradlinige Kampagne zu starten, deren Schwerpunkt Eigenverantwortung ist …«
»Du stehst auf eigenen Füßen, Baby«, sagte ich in Anlehnung an den alten Werbeslogan für Virginia Slims.
Sie rollte sich auf den Rücken und sah mich an. »He, das ist gar nicht schlecht. Kann ich das verwenden?«
»Bitte sehr! Was meinst du – was wäre, wenn wir uns auf Paul Trainers Seite stellen? Würdest du riskieren, dass Big Tobacco alles bekommt, was es sich je erträumt hat, nur um von den ausgefahrenen Gleisen herunterzukommen?«
»Ich hatte gehofft, dass du die Tabakindustrie dazu bringen würdest, erhebliche Zugeständnisse zu machen.«
Ich lachte. »Das ist eher unwahrscheinlich.«
Es dauerte ein paar Minuten, aber schließlich gab sie nach und nickte. Ich nahm das Telefon und wählte Paul Trainers Privatnummer. Es war Samstag, und ich ging davon aus, dass er zu Hause war.
»Hallo?«
»Paul? Hier ist Trevor.«
»Trevor! Was ist los?« Er klang etwas niedergeschlagen, aber zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir nichts dabei.
»Ich muss mit Ihnen reden.«
»Worüber?«
»Über meinen Vater.«
»Dann reden Sie.«
»Nicht am Telefon. Kann ich zu Ihnen kommen?«
»Sicher, warum nicht? Ich bin zu Hause.«
EINUNDVIERZIG
Wir fanden Paul Trainer im westlichen Teil eines Hauses, das groß genug war, um sich darin mithilfe der Gradzahlen auf dem Kompass zurechtfinden zu können. Er war in einem Raum voller blühender Pflanzen, um die er sich mit derart unbeholfenen und gefühllosen Bewegungen kümmerte, dass ich das Ganze sofort als Inszenierung hätte erkennen sollen. Aber wahrscheinlich versperrte mir meine eben erst entdeckte Zielstrebigkeit den Blick auf die Tatsachen, und ich übersah die mehr als offensichtlichen Hinweise einfach. Eines fiel mir trotzdem auf: In der weitläufigen Pracht seines Hauses sah Trainer irgendwie klein aus. Hier wirkte er schon eher wie der immer weniger werdende Alte, der er vermutlich auch war.
»Kommen Sie rein, Trevor.« Er winkte mich mit einer gefährlich aussehenden Schere zu sich. »Was ist denn so wichtig, dass Sie am Wochenende zu mir kommen müssen?«
Anne blieb dicht hinter mir, als ich den von Blütenduft erfüllten Raum betrat. Sie hatte geschworen, dass sie nur mitkam, um mir moralischen Beistand zu leisten. Aber wahrscheinlich wollte sie sich persönlich davon überzeugen, dass ich die Sache auch wirklich durchzog. Egal, aus welchem Grund, es war gut, sie in meiner Nähe zu wissen.
»Ich muss mit Ihnen reden«, murmelte ich.
Er entfernte einen Käfer von einem zarten Farn, riss dabei aber gleich das ganze Blatt ab. Meine Nase juckte, und ich spürte, dass ich gleich niesen musste.
»Ich glaube, so weit waren wir schon. Sie sagten, es ginge um Ihren Vater?«
Ich nickte, obwohl er gar nicht in meine Richtung sah. »Das machst du gut, weiter so«, flüsterte Anne mir ins Ohr.
»Er hat vor, Terra zu übernehmen und wieder Zigaretten auf den Markt zu bringen.«
»Wirklich?«
Ich nickte noch einmal.
»Und wie kommen Sie auf diese Idee?«
»Ich … wir haben ein Gespräch mit John O’Byrne von Smokeless Youth mit angehört. Mein Vater versucht, die Unterstützung der Anti-Tabak-Lobby zu gewinnen, damit sie ihm bei diesem Schachzug hilft und sich hinter den Präsidenten stellt.«
Trainer ging wieder zu seiner Pflanze und sagte kein
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