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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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meinem Fuß und fing dann an, sich wie eine Katze, für die sie sich manchmal hielt, an meinem Bein zu reiben. Ich streichelte sie nicht, sondern überprüfte stattdessen noch einmal die Vorhänge, bevor ich es schließlich wagte, eine einzige Lampe einzuschalten.
    Auf dem Flug zurück hatte Trainer noch mehr geredet als beim Abendessen und so unterschiedliche Themen angeschnitten wie die Regierung, Videospiele, Blumen und Sport. Mit anzusehen, wie die Energie eines Vierjährigen aus einem über siebzig Jahre alten Körper heraussprudelt, ist irgendwie unheimlich, aber es hatte mich nicht davon abgehalten, ihm ein paar harmlose Fragen zu stellen, um herauszufinden, ob er nun übergeschnappt war oder nicht. Seine Antworten ließen dann aber keine Rückschlüsse auf seinen Geisteszustand zu.
    Die Leuchtanzeige meines Anrufbeantworters informierte mich, dass mein persönlicher Rekord von drei Nachrichten um sechsundzwanzig übertroffen worden war – und wenn das Band nicht voll gewesen wäre, wären es sicher noch mehr geworden. Ich löschte alles, ohne die Nachrichten abzuhören, legte den Hörer neben das Telefon und ging in die Küche.
    Ich hatte keinen Hunger, aber da Kochen inzwischen so ziemlich das Einzige war, bei dem ich mich entspannen konnte, holte ich ein Kochbuch über Gourmet-Hundefutter aus dem Schrank und fing an, einen knochenförmigen Snack mit Rindfleischgeschmack für Nikotin zuzubereiten. Sie lief aufgeregt in der Küche hin und her und schien den gesamten Raum mit ihrem großen weißen Körper auszufüllen, sodass ich ihr ständig ausweichen musste, während ich arbeitete.
    Es stellte sich heraus, dass es mir nicht so leichtfiel wie sonst, mich durch das Gefühl des klebrigen Teigs zwischen meinen Fingern zu entspannen. An der Wand hing ein kleiner Fernseher, und schließlich konnte ich der Versuchung nicht mehr länger widerstehen und schaltete ihn ein. Ich brauchte nur durch die Hälfte der Kanäle zu schalten, bevor ich mich selbst sah. Obwohl meine Fernsehauftritte bis jetzt alles andere als gelungen waren, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass es schon irgendwie aufregend war, mich selbst auf dem winzigen Bildschirm zu sehen.
    Die Aufzeichnung brach nach »haben die Tabakunternehmen ihre Produktionsanlagen geschlossen und ihre Produkte aus dem Groß- und Einzelhandel zurückgerufen« ab, vermutlich, weil der Sender nicht zeigen wollte, wie seine hart arbeitenden Journalisten zum Ausgang stürzten. Ein Moderator kam ins Bild, der bestätigte, dass die Tabakfirmen im ganzen Land ihre Produkte aus den Regalen räumten und sämtliche Fabriken der Tabakindustrie geschlossen wurden. Dann meldete er noch, dass das Management von Big Tobacco nicht auf Anrufe reagierte und Lawrence Mann, der Vorsitzende der neu organisierten, mächtigen Tabakarbeitergewerkschaft, keinen Kommentar abgeben wollte.
    Da aus North und South Carolina nur Schweigen kam, hatten die Medien keine andere Wahl, als gefühlsduselige Interviews mit dem Mann auf der Straße zu senden: ein Supermarktangestellter (»Sie sind einfach reingekommen und haben die Regale ausgeräumt! Wir haben nichts mehr zum Verkaufen!«), ein Tabakfarmer (»Ich weiß nicht, was das Ganze soll, aber wissen Sie, wer mit Sicherheit darunter leiden wird? Die hart arbeitenden Leute, die versuchen, ihre Familien zu ernähren.«), ein Nichtraucher (»Ich weiß nicht … Natürlich ist das dumm, wenn man raucht, aber man sollte trotzdem das Recht dazu haben.«) Ich schaltete den Fernseher aus, bevor das unvermeidliche Interview mit dem Kerl, der vor drei Stunden seine letzte Zigarette geraucht hatte, gesendet wurde.
    Als ich den Ofen einschaltete, klopfte es an der Tür. Ich erstarrte für einen Moment, stürzte dann aber zum Lichtschalter. Nikotin, die dachte, ich wollte mit ihr spielen, versuchte mich anzuspringen, und es gelang mir gerade noch, ihr die Schnauze zuzuhalten, bevor sie zu bellen anfing.
    »Sch!« , zischte ich.
    Das Klopfen kam wieder, dieses Mal noch lauter und begleitet vom Schrillen der Türklingel.
    Ich glitt an der Wand herunter und hielt Nikotin fest, um sie davon abzuhalten, zur Haustür zu laufen. Dass ich fünfundzwanzig Kilo mehr wog als sie, half mir nicht viel angesichts der seltenen Aussicht auf einen Besucher, und einen Augenblick später hatte sie sich befreit und rannte in den vorderen Teil des Hauses.
    Als ich ihr nachging, stellte ich fest, dass sie mit beiden Vorderpfoten an der Tür stand und aufgeregt bellte. Ich packte

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