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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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problemlos einen Platz und handelte sich lediglich eine überraschte, aber freundliche Bemerkung der Air-France-Angestellten ein, weil er sein Ticket bar bezahlte. In den verbleibenden fünf Stunden bis zum Abflug bummelte er auf dem Flughafen umher und blätterte in den Zeitungen, die über die rätselhafte Explosion der vergangenen Nacht berichteten.
    Keine hatte eine plausible Erklärung dafür, sie übertra-67

    fen sich gegenseitig mit ihrer Fantasie. Die meisten sprachen von drei Toten, und eine Zeitung erwähnte sogar die Namen seiner Eltern und auch seinen. Das ließ ihn erschaudern. Denn er war am Leben und hatte die feste Absicht, es auch zu bleiben.
    Die Zollkontrolle war reine Formalität, und sein Reisepass erregte nicht den geringsten Zweifel. Falsche Papiere. Sein Vater hatte ihn mit falschen Papieren ausgestattet. Noch vor ein paar Tagen wäre so etwas für Nathan unvorstellbar gewesen. Und jetzt war es völlig nebensächlich.
    Die Stewardess forderte die Fluggäste auf, ihre Handys auszuschalten. Nathan befolgte die Anweisung. Zuvor war er mehrere Male in Versuchung, die Telefonnummer aus dem holografischen Würfel anzurufen, aber die An-sage seines Vaters war eindeutig: Er musste warten, bis er in Frankreich war! Also machte er es sich so bequem wie möglich und suchte in seinem Gehirn fieberhaft nach dem Ort, wo die Informationen über Lykanthropen und Helluren gespeichert waren. Doch trotz aller Anstrengung wurde er nicht fündig.
    Allmählich fielen ihm die Augen zu. Er glitt in eine Lethargie und dann hinüber in einen traumlosen Schlaf.

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    ein, du bekommst keinen Euro! Glaubst du viel-N leicht, ich kann Geld drucken?«
    Shaé warf ihrem Pflegevater einen düsteren Blick zu.
    Völlig unbeeindruckt erwiderte er ihn mit einem gemei-nen Grinsen.
    »Sei froh über das, was du von uns bekommst, obwohl du’s nicht verdienst. Und übertreib’s nicht, sonst reißt mir der Geduldsfaden. Wenn du Geld brauchst, musst du arbeiten gehen!«
    Es war acht Uhr morgens. Höchste Zeit, sich auf den Schulweg zu machen, wenn schon der Tank ihres Rollers leer war und ihr Pflegevater einen Vorschuss fürs Benzin ablehnte. Aber irgendetwas Seltsames im Gesicht ihres Gegenübers hielt sie noch fest. Er fand offensichtlich Gefallen daran, sie zu erniedrigen, sich ungeniert die Rolle des guten Samariters anzumaßen und ihr die der unkontrollierbaren gefährdeten Jugendlichen zuzuweisen.
    Arbeiten?
    Ausgerechnet er wagte es, dieses Wort in den Mund zu nehmen, wo er den ganzen Tag nur schräge Geschäfte in den Vorstädten verfolgte und seiner Frau auf der Tasche lag!
    Sie hätte ihm liebend gern sein Gegacker gnadenlos um die Ohren gehauen, aber ihr fehlten, wie immer, die richtigen Worte. Also schwieg sie.

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    Ganz im Gegensatz zu ihren Augen, die sprachen Bän-de. Ein harter und eiskalter Blick voller Verachtung. Ihr Gegenüber wurde blass und wich einen Schritt zurück, als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen.
    Bevor er sich wieder gefangen hatte, öffnete sie die Tür mit einer Hand, die vor Anspannung zitterte, und stürzte hinaus ins Treppenhaus.
    »Shaé! Komm her!«
    Keine Antwort.
    »Shaé, das ist ein Befehl!«
    Sie war schon unten im Erdgeschoss und wollte gerade das Gebäude verlassen. Eine Sekunde lang hielt sie inne, schüttelte dann den Kopf, klemmte die Schultasche unter den Arm und lief los, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie ihr Pflegevater sie beim nächsten Mal empfangen würde.
    Sie war zu spät dran. Ihr Mathelehrer würde sie nicht mehr reinlassen, der Klassenlehrer nach einer Erklärung verlangen, und da es nicht das erste Mal war, müsste sie sich etwas einfallen lassen, um da wieder rauszukommen.
    Reden, schon wieder reden!
    »Ich kann dich mitnehmen, wenn du es eilig hast.«
    Shaé drehte sich um. Der alte Mann von gestern Abend hielt neben ihr. Er fuhr einen alten Kombi und hatte die Beifahrerscheibe runtergedreht, um sie anzusprechen. Shaé zögerte einen Augenblick. Nicht zu einem Fremden ins Auto steigen – das sagt sich ein Mädchen, das keinen Ärger will. Aber sie war wirklich spät dran, und das Lächeln des Mannes war beruhigend und nicht unecht. Das war kein Perverser.
    Sie nickte, machte die Tür auf und stieg in den Kombi.

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    »Ich muss …«
    »Ich weiß, wohin du musst, Mädchen«, unterbrach er sie.
    »Sie …«
    »Ich kenne eine Menge Wege, und deiner ist mir vertraut. Hab keine Angst.«
    Shaé schwieg verwirrt und sah ihn an. Er trug keine

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