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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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ist es?«
    »Fünf nach sechs, französischer Zeit. In zwanzig Minuten werden wir landen.«
    Nathan trank seinen Kaffee und dachte nach. Er wusste nicht, wer abheben würde, wenn er anrief. Würde der Angerufene ihn erkennen oder müsste er seine Identität beweisen? Wäre sein Adressat bereit, ihm sofort zu helfen, oder würde er warten müssen? Stünde er in Verbindung mit einem Familienmitglied oder einer Mittelsper-son?
    Als das Flugzeug landete, hatte Nathan keinerlei Antwort auf seine Fragen und nur ein Bedürfnis: auf der Stelle zu telefonieren. Aber sein Vater hatte ihm befoh-74

    len, erst von Marseille aus anzurufen. Und dort blieben ihm nur zwanzig Minuten, um die Kontaktperson zu erreichen. Also nahm er sich zusammen und stieg in die nächste Maschine.
    Die knappe Stunde, die der Inlandflug dauerte, kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Als das Flugzeug endlich auf dem Flughafen Marseille-Provence zum Stillstand kam, drängte Nathan unter den missbilligenden Blicken der anderen Passagiere gleich nach draußen. Im Laufschritt erreichte er die Ankunftshalle und zog sein Handy aus der Tasche.
    Er wählte gerade die Nummer, als ein Mann mit einem großen Koffer ihn anrempelte. Durch den Stoß glitt ihm das Telefon aus der Hand und fiel zu Boden. Und in dem Moment, als Nathan sich bücken und es aufheben wollte, zersprang es unter der Wucht des Koffers, den der Mann vor Schreck hatte fallen lassen.
    »Es tut mir leid!«, rief der alte Mann. »Sind Sie verletzt?«
    Nathan starrte die Überreste seines Handys an und antwortete mit einem mürrischen Brummen. Wenn der Typ, der ihn angerempelt hatte, jünger und nicht so demütig gewesen wäre, hätte er ihn gerne mit Flüchen überhäuft. Was für ein Trottel!
    »Das ist unverzeihlich«, fuhr der alte Mann fort. »Ich werde Ihnen den Schaden ersetzen.«
    »Schon gut«, knurrte Nathan, »das war nicht Ihre Schuld. Ihr Koffer ist am falschen Ort runtergefallen, das ist alles.«
    »Hören Sie«, sagte der Reisende beharrlich, »ich leite eine Firma, die mit Mobiltelefonen handelt, und unsere 75

    Büros sind ganz in der Nähe des Flughafens. Sie würden mir eine Ehre erweisen, Ihnen als Entschädigung ein neues Gerät anbieten zu können.«
    Nathan sah ihn mit gesteigerter Aufmerksamkeit an.
    Der Mann, um die sechzig, hatte eine sonnengegerbte Haut, die das eindringliche Blau seiner Augen noch hervorhob. Seine kurz geschorenen Haare waren fast weiß, und er trug einen eleganten dunklen Anzug. Er konnte genau derjenige sein, der er zu sein behauptete. Unter anderen Umständen hätte Nathan seinen Vorschlag akzeptiert, aber er war in Eile, und außerdem entdeckte er eine Telefonzelle in nur wenigen Metern Entfernung.
    »Ich danke Ihnen, aber das ist nicht nötig.«
    »Gestatten Sie, dass ich darauf bestehe.«
    Der alte Mann hatte seine Hand auf Nathans Arm gelegt, und Nathan spürte plötzlich, wie ein angenehmes, beruhigendes Gefühl in ihm aufstieg.
    Dasselbe Gefühl hatte er schon einmal verspürt, als ihn während eines Kurzaufenthaltes in Tokio ein Masseur wegen eines blockierten Rückenwirbels behandelte.
    »Ich bin in Eile«, antwortete er jedoch. »Ich muss leider ablehnen.«
    »Wir brauchen nur zehn Minuten. Nicht länger.«
    Nathan zögerte. Er hatte es nicht wirklich eilig, und in seiner Situation war ein Telefon unverzichtbar. Die blauen Augen des Unbekannten strahlten mit solch einer Überzeugungskraft …
    »Einverstanden.«
    Sie verließen die Haupthalle, als ein Flugzeug aus Brasilien zum Landeanflug ansetzte. An Bord befand sich João Bousca, Sappatis ehemaliger Expeditionsführer, der 76

    mit einem eigenartigen, dunklen Blick den französischen Boden betrachtete.

    ***

    Der Wagen, eine imposante schwarze Limousine, wartete vor dem Haupteingang im Halteverbot. Seltsamerweise nahm keiner der Polizisten, die vor dem Flughafen pa-trouillierten, davon die geringste Notiz. Nathan erwartete einen Chauffeur, der seine Mütze in der Hand haltend neben dem Fahrzeug stand, aber den gab es nicht. Der alte Mann mit den blauen Augen deponierte seinen Koffer im Kofferraum und setzte sich selbst hinters Steuer.
    Er startete den Motor und warf einen kurzen nervösen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Manches passiert auf die Sekunde genau«, erklärte er Nathan, der neben ihm Platz genommen hatte, »und ein Führer muss auf Pünktlichkeit achten. Weißt du, einige Wege sind vergänglich, aber auch oft die einzigen, die den Reisenden ans Ziel bringen.«
    Nathan zog die

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