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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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Robustheit bekannten Ban de Beno-
    ïc niedergeschlagen hatte, war ganz offensichtlich ein Hellure. Ohne das Eingreifen von Banin und Bohor hätte er Ban de Benoïc sicherlich in Stücke zerteilt.«
    Die Stimme redete plötzlich so selbstverständlich in seinem Innern, dass er keinen Moment an ihrer Wahrhaf-tigkeit zweifelte. Er trug ein erstaunliches Wissensreser-voir in sich, einen unergründlichen Brunnen der Erinnerung. Er wusste nicht, wie er von sich aus dorthin gelangen konnte, aber er konnte die Glaubwürdigkeit dieser sporadisch auftauchenden Aussagen nicht in Zweifel ziehen.
    Die Namen Bohor, Camelford, Ban de Benoïc oder Banin klangen wie die von keltischen Rittern, aber das war jetzt nicht wichtig. Jedenfalls wusste er, dass ein Kampf gegen die Helluren ein unmögliches Unterfangen war.
    »Wir sind gleich da«, keuchte Shaé.
    Als sie Nathan vorhin versichert hatte, einen Weg aus der Klemme zu kennen, hatte sie mehr Zuversicht de-monstriert, als sie tatsächlich besaß. Mit sechs Jahren war sie zum letzten Mal in diesen Weingärten gewesen. Und wenn Samia ihr nicht letzte Woche von einem Streifzug, 99

    der beinahe schiefgelaufen wäre, erzählt und dadurch ihr Gedächtnis aufgefrischt hätte, wäre ihr der verrückte Alte jetzt bestimmt nicht eingefallen. Hoffentlich hatte Samia nicht übertrieben.
    Shaés Wangen brannten, ihre Oberschenkel taten weh, aber noch stärker als Angst oder Müdigkeit war eine seltsame Euphorie, die sich in ihr ausbreitete. Sie spürte die Gewissheit, endlich ihren Weg gefunden zu haben.
    Und wenn sich dieser Weg als Sackgasse herausstellte, hatte sie eben Pech gehabt.
    Sie schob die Finger zwischen die Lippen und stieß mit letzter Kraft einen schrillen Pfiff aus. Unmittelbar darauf flog die Tür eines kleinen steinernen Hauses auf, das einhundert Meter weiter in der Landschaft versteckt lag.
    Ein wild gestikulierender Mann sprang heraus und schwang drohend ein Gewehr.
    »In Deckung!«, schrie Shaé und warf sich in eine Furche zwischen zwei Rebenreihen.
    Nathan folgte ihr mit einer Sekunde Verzögerung und hörte schon, wie ihm die erste Kugel um die Ohren flog.
    Eine Kugel, kein Schrot!
    Im Nachhall des Schusses war das wütende Gebrüll des Alten zu hören.
    »Haut ab! Verschwindet aus meinem Weingarten! Ihr Diebe! Mörder!«
    Und noch ein Schuss. Shaé und Nathan warfen sich flach auf den steinigen Boden. Die Helluren hinter ihnen waren stehen geblieben und beobachteten den Unbekannten, der auf sie feuerte. Einer von ihnen krümmte sich zusammen und presste seine Arme gegen die Brust.
    »Er ist getroffen«, stellte Shaé fest.

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    Im selben Augenblick erzitterten die Umrisse des Helluren, seine Konturen verschwammen, er wurde durchsichtig, und plötzlich waren die Männer in den Anzügen nur noch zu viert.
    »Was ist das?«, stammelte Nathan.
    Eine dritte Detonation schnitt ihm das Wort ab. Wie von einer unsichtbaren Faust getroffen, wurde ein Hellure nach hinten geschleudert.
    Und noch bevor er zu Boden fiel, löste er sich in Luft auf.
    Die Überlebenden warfen sich Blicke zu, machten kehrt und rannten davon, begleitet von einem Kugelhagel, der sie nur knapp verfehlte.
    »Komm mit«, flüsterte Shaé.
    Sie drückten ihre Gesichter ins Gras und krochen davon, bis sie hinter einer kleinen Steinmauer Schutz fanden. Dort richteten sie sich ein wenig auf und spähten in Richtung des Pinienwaldes, der an den Weingarten an-grenzte. Der Schütze tobte nicht mehr und eilte mit großen Schritten und vorgehaltener Waffe zu der Stelle, wo die Helluren gestanden hatten.
    Nathan und Shaé pressten sich gegen den Stamm einer riesigen Pinie und rührten sich nicht, bis der Mann davon überzeugt war, dass sich keine Eindringlinge mehr auf seinem Grund befanden, und ins Haus zurückkehrte.
    »Du bist wahnsinnig«, bemerkte Nathan. »Um ein Haar hätte es uns erwischt!«
    Shaé reagierte nur mit einem Schulterzucken.
    »Ist das ein Freund von dir?«, fuhr Nathan fort.
    »Irgendwie schon. Der alte Ben ist ein halbverrückter Bauer, der seine Nachbarn terrorisiert. Als ich klein war, 101

    verbrachten wir die Wochenenden manchmal in einem Dorf hier in der Nähe. Und eines Tages, als ich mit meinen Eltern spazieren ging, schoss er auf uns. Damals noch mit groben Salzkörnern! Später erfuhren wir, dass kein Mensch jemals seine Weingärten betrat. So komisch das auch klingt, aber wir haben uns eine Woche lang darüber amüsiert.«
    Nathan sah sie verwundert an. Je mehr sie erzählte,

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