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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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umso mehr erhellte sich ihr Gesicht, als wirkten die Erinnerungen, die sie wachrief, wie Balsam für die ver-borgenen Verletzungen ihrer Seele. Er vergaß darüber beinahe sogar die Helluren und die Art und Weise ihres Verschwindens, nachdem sie getroffen worden waren.
    »Weshalb siehst du mich so an?«
    Shaés Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden, und sie sah ihn misstrauisch an.
    »Nur so«, versicherte er, »es ist wohl besser, wenn wir uns von hier verziehen, oder?«
    Sie nickte zustimmend. Auf dem Rückweg zur Straße achtete sie darauf, dass sie einen Umweg einschlugen, um außerhalb der Sichtweite des alten Ben zu bleiben.
    Nathan grübelte über die letzten Ereignisse und die Rolle, die Shaé dabei gespielt hatte. Sie hatte sich der Helluren mit der gleichen List entledigt, mit der es ihm am Vortag gelungen war, den Werwolf zu besiegen. Die Parallele war ganz offensichtlich und warf eine Menge Fragen auf, die sich nahtlos an diejenigen reihten, die er sich seit ihrem Aufeinandertreffen stellte. Fragen ohne Antworten.
    Als sie über eine kleine Mauer kletterten, fing Shaé wieder an zu reden:

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    »Weißt du, man kann ihm nicht wirklich böse sein. Er lebt alleine und redet mit niemandem – er steht den Bären näher als den Menschen.«

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    ie liefen eine Weile schweigend nebeneinander her S über die brachliegenden Felder. Shaé war in Gedanken versunken, während Nathan die Umgebung absuchte und dabei auf das kleinste Knacken eines Zweiges, das kleinste Rascheln im Gras oder in den Büschen achtete.
    Er entdeckte keinerlei Spuren der Helluren.
    Vom Empfang des alten Ben überrascht, hatten sie den Rückzug angetreten. Nathan war überzeugt, dass es sich nur um eine Feuerpause handelte, bevor der nächste Angriff kam. Er hoffte jedenfalls, dass diese Unterbre-chung, auch wenn sie kurz war, ihm die Möglichkeit bieten würde, ein Telefon aufzutreiben und die Person anzurufen, die ihm eigentlich helfen sollte.
    Um Bens Haus und seinem weiten Blick auf die Weingärten zu entgehen, mussten sie einen beträchtlichen Umweg machen. Zunächst durchquerten sie einen dichten Pinienwald, der unter den Böen des Mistral kräftig rausch-te, dann ein verlassenes Feld mit einigen von Hecken überwucherten Olivenbäumen, die ihre letzten silbernen Zweige zum Himmel reckten. Als sie endlich an dem Ort ankamen, wo sie den Clio zurückgelassen hatten, entdeckten sie überraschenderweise in unmittelbarer Nähe ein Polizeifahrzeug. Drei Polizisten untersuchten die Umgebung, während ein vierter das Wageninnere durchwühlte.
    »Mist«, fluchte Nathan, »was machen die da?«

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    »Die Schüsse?«, fragte Shaé suggestiv.
    Hinter sich hörten sie ein Geräusch. Doch bevor sie sich umdrehen konnten, legten sich zwei Hände auf ihre Schultern.
    »Ihr werdet mir jetzt erklären, was das …«
    Die Stimme des Mannes war kräftig und autoritär.
    Doch er konnte seinen Satz nicht zu Ende bringen.
    Mit einer Drehung des Oberkörpers hatte sich Nathan befreit. Er machte einen Schritt zur Seite, identifizierte den Neuankömmling und wollte Shaé gerade warnen.
    Aber er kam nicht dazu.
    Geschickt wie eine Schlange hatte sie sich herausge-wunden und schlug zu. Sie rammte ihr Knie voller Wucht in den Unterleib des Mannes. Ein Mann in Uniform mit blauer Mütze!
    Der Polizist krümmte sich vor Schmerz und stieß einen dumpfen Schrei aus. Er hielt seinen Unterleib fest, sank zu Boden und rollte sich zusammen.
    »O nein«, stöhnte Nathan, »du hast einen Bullen umgehauen.«
    Shaé war leichenblass und sah den wimmernden Mann an, der verzweifelt versuchte, wieder Luft zu bekommen.
    »Ich dachte, es sei ein Hellure«, verteidigte sie sich.
    Durch die Stimmen aufmerksam geworden, hoben die Polizisten, die an den Autos standen, den Kopf. Nathan wollte Shaé herunterdrücken, aber es war zu spät. Ein Warnschrei ertönte. Während ein Polizist zum Funkgerät in seinem Fahrzeug griff, zogen die anderen ihre Waffen und bewegten sich auf sie zu.
    »Unmöglich!«, rief Nathan aufbrausend. »Was sollen wir jetzt machen?«

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    Shaé warf ihm einen düsteren Blick zu.
    »Wie immer. Abhauen!«
    Zunächst glaubten sie, dass ihnen niemand folgte. Hinter ihnen war kein Geräusch zu hören. Nachdem sie ein kleines felsiges Hindernis überwunden hatten, drehten sie sich um und konnten keine verdächtige Bewegung im Dickicht bemerken.
    »Glaubst du, wir haben sie abgehängt?«, erkundigte sich Shaé keuchend.
    »Ich weiß nicht, wie es in

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