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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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zeigte. Es gab auch einen Hightech-Bereich, der aus einem Computer mit riesigem Bildschirm und einer futuristischen Stereoanlage bestand. Die gesamte luxuriöse Inneneinrichtung verriet ihren Wert durch ihre perfekte Schlichtheit. Dann war da noch ein geräumiges, lichtdurchflutetes Zimmer, das arrangiert war um ein Bett herum, das einer Märchenprinzessin würdig gewesen wäre. Und schließlich noch ein Badezimmer, das fast so groß war wie ihre gesamte Wohnung zu Hause, mit einer runden, aus einem einzigen Marmorblock geschnittenen Badewanne, einem Whirlpool und einem Massagetisch.
    Wie konnte man nur so reich sein?
    Shaé öffnete die Terrassentür und trat hinaus. Die Ori-131

    entierung nach Süden schützte vor den Böen des Mistral und bot eine atemberaubende Sicht auf die Bucht von Marseille. Ein sorgfältig gepflegter, von hohen Mauern umgebener Park erstreckte sich um Barthélemys Haus und schuf Distanz zu den Villen der Nachbarschaft, die hinter der Vegetation nicht zu sehen waren.
    Shaé dachte einen Moment lang an ihre Pflegeeltern.
    Auch wenn sie keinerlei Sympathie für Shaé empfanden, Sorgen würden sie sich in jedem Fall machen. Vielleicht glaubten sie, ihr sei etwas zugestoßen, und hatten die Polizei alarmiert. Auf dem Schreibtisch stand ein Telefon. Ein Anruf zu ihrer Beruhigung würde Shaé nur eine Minute kosten.
    Sie verwarf diese Idee so schnell, wie sie gekommen war. Sie würde nichts tun, ohne es vorher mit Nathan abgesprochen zu haben.
    Nathan.
    Der Einzige, der miterlebt hatte, was mit ihr geschah, wenn das Etwas die Kontrolle über sie bekam. Er war davon nicht schockiert und betrachtete sie genauso wie vorher. Mit einem warmen und großzügigen Blick. Wie ein Bruder – obwohl das Leuchten in seinen Augen, das sie mehrmals wahrgenommen hatte, wenn er sie heimlich beobachtete, nicht unbedingt geschwisterlich wirkte.
    Plötzlich war sie sicher, ihm vertrauen zu können. Und nicht nur aus diesem Grund.
    Auf einmal war ihr ganzes Dasein ein Abenteuer. Diese teuflischen Kreaturen, die ihnen nach dem Leben trachteten, und die schreckliche Verfolgungsjagd. Und dazu noch die außerordentlichen physischen und geistigen Fähigkeiten, die Nathan unter Beweis gestellt hatte.

    132

    Und die Familie.
    Barthélemy, Nathans Onkel oder Cousin – Shaé kannte ihre genaue Verwandtschaftsbeziehung nicht –, hatte im Jaguar auf der rasenden Fahrt nach Marseille eine Reihe präziser Fragen gestellt. Er artikulierte sich mit einer ruhigen und kühlen, fast beängstigenden Autorität, die Shaé nicht gefiel. Er hätte ebenso gut ein Polizeikommis-sar sein können, der heikle Ermittlungen führt.
    Als er von Nathan erfuhr, dass Nathans Vater gestorben war, zeigte er nicht die geringste Gefühlsregung. Er stellte lediglich eine Reihe weiterer Fragen.
    Nathan musste ein wenig durcheinander gewesen sein, denn er ließ eine Menge Details weg. Alles über das Etwas natürlich, aber auch über die innere Stimme, die manchmal in ihm sprach und von der er Shaé erzählt hatte. Und sie verstand auch nicht, weshalb er den ersten Werwolf und wie er ihn sich vom Hals geschafft hatte, verschwieg. Auch über die Helluren redete er sehr aus-weichend.
    Barthélemy stellte ihm eine letzte Frage und fing dann ohne Vorwarnung an zu lachen. Ein befreites, offenes Lachen, das ihn vollkommen veränderte. Ohne Maske aus Ernsthaftigkeit und Hochmut wirkte er zehn Jahre jünger und erschien viel sympathischer.
    Ein charmantes Lächeln machte seine Züge weicher, und mit überströmender Herzlichkeit wandte er sich an Nathan:
    »Ich bin wirklich sehr glücklich, dich kennenzulernen, auch wenn ich gehofft hatte, dass dies unter weniger dramatischen Umständen geschehen würde. Luc war für mich mehr als ein Cousin. Fast ein Bruder. Wir haben 133

    einen Teil unserer Jugend zusammen verbracht, und es wundert mich nicht, dass er dich mir anvertraut hat.«
    Anschließend wollte er Nathans Schulter ansehen und verzog das Gesicht, als er die Verletzung, die der Lykanthrop ihm zugefügt hatte, sah. Die offene Wunde blutete zwar nicht mehr, war aber sehr tief und an den Rändern ausgefranst. Barthélemy griff zum Telefon.
    »Hallo, Jacques? Hier spricht Barthélemy. Einer meiner jungen Cousins hat sich an der Schulter verletzt. Er muss genäht werden. Nein, nicht im Krankenhaus, bei mir zu Hause! Was? Dein Dienstplan interessiert mich nicht.«
    Barthélemys Stimme klang eisig. Und scharf wie eine Rasierklinge.
    »Bei mir, Jacques. In einer

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