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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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Viertelstunde.«
    Er legte auf.
    Jetzt war sein Lächeln wieder da. Wie durch Magie.
    Der Jaguar glitt mit Leichtigkeit durch den Verkehr von Marseille, hinauf zur Corniche und bog dann in die steilen Sträßchen von Roucas-Blanc. Ein hohes Metalltor öffnete sich geräuschlos unter dem unerbittlichen Auge einer Überwachungskamera, dann fuhr der Wagen in den Park.
    Während Nathan vom herbeigerufenen Arzt behandelt wurde, kümmerte sich ein livrierter Butler um Shaé.
    »Wenn Mademoiselle die Freundlichkeit haben würde, mir zu folgen.«

    ***

    Ein diskretes Klopfen an der Tür riss Shaé aus ihren Gedanken. Sie ging wieder hinein ins Zimmer, wo der Butler sie in aufrechter Haltung erwartete.

    134

    »Die Mahlzeit wird in einer Stunde serviert. Wünscht Mademoiselle eine bestimmte Kleidung?«
    Shaé zog verständnislos die Augenbrauen hoch. Sie öffnete den Mund, um eine Erklärung zu suchen, da bemerkte sie den diskreten Blick des Mannes auf ihre abgenutzten Kleider. Sie wurde rot.
    »Oh …«, stammelte sie, »ich …«
    Die Lippen des Butlers verzogen sich zu einem kaum merklichen Lächeln, doch er schwieg und verweigerte ihr die Hilfe, um die sie schweigend flehte.
    »Ehm … haben Sie vielleicht eine Jeans? Und ein Sweatshirt oder einen Pulli?«
    Sein Lächeln wurde ein wenig herablassend. Was er kaum kaschierte.
    »Ja, Mademoiselle, so etwas haben wir. Dazu Turnschuhe, nehme ich an. Wünschen Sie ein bestimmtes Parfum nach dem Bad? Balenciaga? Houbigant? Matsus-hima vielleicht?«
    Shaé kannte keinen dieser Namen. Sie überlegte kurz, ob der Butler sie absichtlich aufgezählt hatte. Sie müsste willkürlich eines auswählen, wollte sich aber nicht bla-mieren und entschied sich deshalb für gar keines.
    »Eh, nein, danke!«
    Und wieder der Hauch eines Misstrauens auf einem Gesicht, das keinerlei Ausdruck verriet. Shaé spürte eine Welle der Wut in sich aufkommen. Sie ballte die Fäuste und war sich der Lächerlichkeit ihres Verhaltens bewusst. Auch wenn sie unglaublich Lust hatte, ihm seine Süffisanz mit Ohrfeigen auszutreiben, konnte sie sich das nicht erlauben.
    »Benötigen Mademoiselle meine Dienste noch?«

    135

    »Nein.«
    Sie hatte sich um einen gleichgültigen Tonfall bemüht, spürte aber, dass es nicht geklappt hatte. Der Butler nickte und wandte sich um. Leise schloss er die Tür hinter sich.
    »Armer Idiot«, murmelte Shaé.
    Ihr war zum Heulen zumute.

    136

2
    haé stieg erst aus dem Bad, als irgendwo im Haus eine S Uhr zwölf Uhr mittags schlug. Vergessen und wie weggeblasen waren Groll, Müdigkeit und Anspannung.
    Sie fühlte sich friedlich. Sie wrang ihr pechschwarzes Haar aus und betrachtete sich kritisch im Spiegel.
    Ihr feiner und muskulöser Körper wies keine der üppi-gen Kurven auf, von denen manche Jungs schwärmen, aber das störte sie nicht. Im Gegenteil.
    Sie mochte ihre blasse, glatte und straffe Haut. Sie hatte sich sogar an den hellen Fleck gewöhnt, den sie von Geburt an am linken Oberschenkel trug. Mit ihrem Gesicht jedoch war sie strenger. Sie fand ihre Wangenknochen zu weit hervorstehend, ihre schwarzen Augen zu groß, ihre Lippen zu fleischig, ihr Kinn zu spitz. Sie hatte zu viel an sich auszusetzen, um das, was sie sah, anzuer-kennen.
    Doch sie zuckte die Achseln. Was hatte das nach all-dem noch für eine Bedeutung?
    Während sie in der Badewanne lag, hatte ihr jemand Kleider aufs Bett gelegt. Eine Markenjeans, ein T-Shirt und ein schwarzer Kaschmirpulli. Sie zog sich an und schlüpfte in die Turnschuhe, die ganz nach ihrem Geschmack waren. Alle Sachen standen ihr perfekt. Der Butler war vielleicht ein eingebildeter Idiot, aber er konnte Menschen einschätzen.

    137

    Sie verließ das Zimmer und ging die breite, mit einem Geländer versehene Treppe hinunter ins Erdgeschoss.
    Von der Eingangshalle aus betrat sie den Salon, wo sie Nathan traf.
    Sie erkannte ihn zunächst nicht wieder. Er trug eine dunkle Hose und ein anthrazitfarbenes Leinenjackett, das die Blässe seiner Haut noch betonte. Seine Haare waren sorgfältig gekämmt, und er hatte das seriöse Aussehen eines Minister- oder Botschaftersohns. Keine Ähnlichkeit mehr mit dem erschöpften Nathan, mit dem sie vor den Helluren geflohen war.
    Dann drehte er sich zu ihr um. In seinen grünen Augen erschien ein Leuchten, ein warmes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, und er wurde wieder der Nathan, den sie seit zwei Tagen kannte. Seit einer Ewigkeit.
    »Shaé. Endlich! Wie fühlst du dich?«
    Shaé brauchte ein paar

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