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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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ihr wollt. Hier seid ihr in Sicherheit, aber begebt euch auf keinen Fall jenseits der Mauer.
    Habe ich mich klar ausgedrückt?«

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    Ein weiteres Mal von seinem Charisma gefesselt, nick-ten Nathan und Shaé zustimmend. Barthélemy warf ihnen ein knappes Lächeln zu und entfernte sich. Als er an der Tür ankam, drehte er sich noch einmal um.
    »Heute Abend werde ich dir einen wichtigen Teil der Familie vorstellen. Ich schwöre dir: Wir werden die Mörder deiner Eltern finden. Und wir werden uns auch um die Unruhestifter kümmern. Alles wird sehr schnell wieder in Ordnung kommen.«
    Das kühl und gefühllos ausgesprochene Versprechen klang wie eine tödliche Drohung. Shaé spürte, wie ihr das Blut in den Adern gefror. Natürlich gehörte sie nicht zu den Unruhestiftern, von denen Barthélemy sprach, aber sie war feinfühlig genug, um mitzubekommen, dass er sich nur an Nathan wandte, an ihn allein.
    In ihr wuchs langsam eine Gewissheit: Wer auch immer dieser Familie etwas antat, begab sich in Gefahr!

    ***

    Nach dem Essen gingen Nathan und Shaé in den Park.
    Der Mistral hatte sich gelegt, und bei den fast frühlings-haften Temperaturen war die Luft vom Duft der Thymi-anblüten erfüllt. Männer mit strenger Miene waren neben dem Eingangsportal und auf dem begehbaren Dach der Villa postiert, während andere auf dem Weg entlang der Schutzmauer auf und ab gingen.
    Zwei von ihnen gehörten zu der Gruppe, die die Helluren in die Flucht geschlagen hatte. Aber als Nathan sie mit einer Geste grüßte, reagierten sie nicht darauf. Die Beulen in ihren Jacken, die sich auf Brusthöhe befanden, 149

    verrieten Halfter, und einige ihrer Kollegen hielten ein Sturmgewehr in der Hand.
    »Bereiten diese Typen einen Bürgerkrieg vor?«, fragte Shaé leise.
    Nathan zuckte die Achseln.
    »Stimmt, ihre Ausrüstung ist gewaltig, aber wenn die Helluren oder Werwölfe hier auftauchen, bin ich froh, wenn diese Männer sie in Empfang nehmen.«
    »Schießen ihre Gewehre mit Silberkugeln?«
    »Wir haben bewiesen, dass es andere Möglichkeiten gibt, sich dieser Bestien zu entledigen, findest du nicht?«
    Shaé spürte, wie ihr Puls schneller schlug. Aber es gelang ihr, sich zu beherrschen.
    »Ja, doch«, sagte sie mit schwacher Stimme.
    Sie liefen über eine gepflasterte Allee, die hinunter zu einem riesigen Swimmingpool mit Überlaufbecken führ-te. Daran grenzte ein etwas verwilderter Bereich, der mit Pinien und Wacholder bepflanzt war. Zwischen den Bäumen schimmerte ab und zu das silbrige Blau des Mittelmeeres hindurch, das sich mit dem Tiefblau des Himmels ergänzte. Shaé setzte sich auf eine Bank. Nach einem unmerklichen Zögern nahm Nathan neben ihr Platz.
    Sie war diejenige, die das Schweigen durchbrach.
    »Danke, dass du deinem Onkel nichts gesagt hast von
    … dem Etwas.«
    »Ich denke nicht, dass ihn das etwas angeht. Möchtest du darüber reden?«
    »Nein!«
    Sie hatte geschrien. Und hielt sich eine Hand vor den Mund und die andere gegen den Bauch gepresst. Das 150

    Gewehr eines Spähers funkelte in der Sonne, als er sich zu ihnen umdrehte. Und es funkelte erneut, als er wieder seinen Posten auf dem Dach einnahm.
    »Nein«, wiederholte sie jetzt ruhiger, »auf gar keinen Fall.«
    »Wie du willst.«
    Sie schluckte schwer.
    »Darüber reden heißt zugeben, dass es existiert.«
    »Weißt du, Shaé, es wird nicht dadurch verschwinden, dass du seine Existenz leugnest. Ich glaube, dass Reden demjenigen Kraft gibt, der die Worte gebraucht. Das glaube ich wirklich, aber ich dränge dich nicht.«
    Sie setzte einen bockigen Gesichtsausdruck auf, der ih-re Not nur schlecht verbarg.
    »Du weißt nicht, wovon du sprichst«, sagte sie.
    Nathan schüttelte den Kopf.
    »Du unterschätzt mich …«
    Der Blick seiner grünen Augen bohrte sich tief in Shaés schwarze Augen.
    Sie verströmte eine bezaubernde, katzenartige Anmut und war von einer wilden Schönheit, die Lichtjahre von der Bestie entfernt war, die sich ihrer bemächtigt hatte und sie terrorisierte. Nathan spürte tief in seinem Innern, dass er ihr helfen konnte.
    Nein, noch stärker.
    Er wusste, dass er ihr helfen konnte.
    »… und jemanden zu unterschätzen ist ein schrecklicher Fehler«, fuhr er in ernsterem Ton fort.
    »Ich …«
    »Psst«, unterbrach er sie flüsternd. »Mach die Augen zu.«

    151

    Sie gehorchte beinahe willenlos.
    Mit jeder Faser ihres Körpers spürte sie Nathan neben sich. Sein Gesicht, das sich zu ihr herunterbeugte. Nathans Mund, der sich ihrem näherte.

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