Das Achtsamkeits Buch
wie: Geist – Gefühl – Leib, Du – Ich, hier – dort. Zustände von Präsenz können auch Auswirkungen auf andere Menschen haben, indem durch Resonanzphänomene in ihnen ähnliche Zustände hervorgerufen werden.
Retreat: Geplante Ruhepause oder Rückzug von der gewohnten Umgebung, um einer intensiven meditativ-spirituellen Praxis nachzugehen (siehe »Retreats: Rückzug zu intensiver Praxis«, S. 102) .
Satipatthana: Ein grundlegender buddhistischer Text zur Achtsamkeit ist die Satipatthana Sutta, die Lehrrede Buddhas von den vier Grundlagen der Achtsamkeit: Betrachtung von Körper, Gefühlen, Geist und Geistobjekten (vgl. Nyanaponika, 2000).
Shamatha-Weg: Shamatha ist ein (tibetisch-) buddhistischer Weg zur Schulung von Konzentration und Achtsamkeit, der darin gipfelt, dass dieser Geisteszustand mühelos stundenlang aufrechterhalten werden kann (siehe Exkurs »Shamatha-Weg«, S. 87) .
Somatische Marker: Die Theorie der »somatischen Marker« wurde von dem angesehenen Neurowissenschaftler Antonio Damasio entwickelt und beschreibt den Regelkreis: emotionales Erfahrungsgedächtnis – aktuell ausgelöste Emotionen – körperliches Signalsystem. Danach nimmt das Gehirn Emotionen nicht direkt in sich selbst wahr, sondern nur auf dem Umweg über den Körper. Das emotionale Erfahrungsgedächtnis bewertet innere und äußere Geschehnisse ständig, schnell und meist unbewusst. Entsprechend dieser Einschätzung entstehen über Nervenimpulse und Hormonausschüttungen augenblicklich in der Peripherie – überall im Leib – Aktivierungszustände (somatische Marker), die dann im Großhirn in die weitere Handlungsplanung einfließen. Diese automatische Aktivitäts- und Stimmungsregulierung bleibt meist unbemerkt. Sowohl die Körpersignale als auch die entsprechenden Gefühle werden nur bewusst, wenn sie sehr stark sind oder man genauer – achtsamer – hinspürt. Das emotionale Erfahrungsgedächtnis wiederum kann vom Frontallappen moduliert werden.
Trance: Fokussierter Bewusstseinszustand in Abgrenzung zu Achtsamkeit.
Vipassana: Unter Vipassana- oder Einsichtsmeditation versteht man eine Praxis der Achtsamkeit, die auf die ältesten überlieferten Redensammlungen des historischen Buddha zurückgeht. Ziel ist es, auf dem Wege der Geistesschulung »höchste Realitäten« zu erkennen und das Leid zu überwinden. Vipassana ist unabhängig von religiös-konfessionell undweltanschaulichen Vorstellungen und stark diesseitsorientiert – also auf die Befreiung des Bewusstseins in diesem Leben gerichtet. Der Weg baut auf der systematischen Bewusstwerdung aller fortwährend entstehenden und vergehenden Phänomene im gegenwärtigen Moment auf und bietet eine sehr differenzierte Methodik an.
Zeuge: Hilfskonstrukt spiritueller Traditionen zur Beschreibung des nicht-identifizierten Beobachtens ( → Beobachter, Innerer).
Ken Wilber beschreibt das Zeugenbewusstsein in »Einfach ›das‹. Tagebuch eines ereignisreichen Jahres« so:
»Dieses durchgängige oder konstante Bewusstsein während aller Zustände – Wachen, Träumen und Schlafen – tritt oft nach vielen Jahren der Meditationspraxis auf; in meinem Fall waren es 25 Jahre. Dieser Zustand ist ganz einfach zu erkennen: Man ist im Wachzustand bewusst, und wenn man dann einschläft und Träume einsetzen, bleibt man sich dieses Träumens bewusst. Dies ist mit luzidem Träumen verwandt, aber es gibt einen kleinen Unterschied: Normalerweise beginnt man beim luziden Träumen, den Traum zu manipulieren: (…) Beim Bewusstsein des ständigen Bezeugens dagegen besteht kein Wunsch, irgendetwas zu verändern, das im Bewusstsein auftaucht; man ist einfach und unschuldig Zeuge. Es ist ein wunschloses Gewahrsein, ein spiegelähnliches Gewahren, das alles, was sich zeigt, gleichermaßen und unparteiisch wiedergibt. Man bleibt also im Traumzustand bewusst, ist dessen Zeuge und ändert nichts daran (auch wenn man dies könnte, wenn man wollte; meist will man dies aber nicht).
Wenn man dann in den Zustand des traumlosen Tiefschlafs übergeht, bleibt man trotzdem bewusst, nur dass man jetzt nichts als die weite, reine Leerheit ohne jeglichen Inhalt gewahrt. Allerdings kann man hier eigentlich nicht mehr von ›Gewahren‹ sprechen, weil dabei die Dualität aufhört. Es ist eher so, dass hiernur noch das reine Bewusstsein selbst ist, ohne Eigenschaften, Inhalte, Subjekte und Objekte, eine weite, reine Leerheit, die
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