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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Tiere aus Metall.«
    »Ein Mann aus dem Institut, soso … Die beiden haben sich gestritten?«
    »Ja.«
    »Und du hast gelauscht.«
    Mira nickte. »Stimmt es, dass die Menschen außerhalb der Beta-Zone anders sind als wir?«
    Bausch war nun wirklich erstaunt. »Darüber haben sie sich gestritten?«
    »Nein. Sie stritten sich über mich. Vater ist immer noch wütend auf die Leute aus dem Institut, weil sie uns nach den Sonnenstürmen nicht zu Hilfe gekommen sind. Er sagte, uns Betas hätte geholfen werden können, und wir könnten heute ›normal‹ sein, doch Ben widersprach ihm. Er nannte Vaters Worte Spiegelfechterei und redete über etwas namens Mutagenese. Und uns Betas bezeichnete er als Hom…« Sie überlegte kurz. »Homo su… «
    »Homo superior«, half ihr der alte Mann.
    »Ja, genau, das war es! Kannst du mir sagen, was Ben damit meint?«
    Bausch sah das Mädchen nachdenklich an. Als Mira erkannte, dass er ihr nicht antworten würde, betrachtete sie ihre Hände. Schließlich fragte sie: »Bausch, sind alle Menschen außerhalb der Zone so schön wie Ben?«
    »Hast du das nicht längst in der Schule gelernt?«, wich der alte Mann aus.
    Mira schüttelte den Kopf. »Vater hat dem Lehrer verboten, in meiner Gegenwart darüber zu sprechen.« Sie bedachte Bausch mit einem vorwurfsvollen Blick. »Das weißt du doch.«
    »Oh, ja …« Der alte Mann wirkte verlegen, während seine Augen sehnsüchtig die Flaschen auf dem Tisch studierten. »Tut mir leid, Prinzessin, das habe ich vergessen.«
    »Ich habe es dir erst vorgestern wieder erzählt!«
    »Jaja.« Bausch lächelte entschuldigend. »Wir kennen uns doch erst seit vorgestern …«
    Mira schürzte verärgert die Lippen. »Wir kennen uns seit zehn Jahren, Bausch! Ich gehöre hier praktisch schon zum Inventar.«
    »Willst du einen Schluck Tee?«, wich der alte Mann aus. »Ich habe ihn vor einer Stunde frisch aufgebrüht.«
    »Du trinkst zu viel, Bausch. Du trinkst so viel, dass du alles, was ich dir erzähle, wieder vergisst. Du bist wirklich ein nachlässiger Freund!« Das Mädchen senkte verletzt den Blick. »Ich habe nichts von dem vergessen, was du mir erzählt hast. Ich nicht …«
    Bausch hielt es nicht mehr aus, schnappte sich die ihm am nächsten stehende Flasche, entkorkte sie und nahm gierig ein paar Schlucke. Mira beobachtete verstohlen, wie sein Adamsapfel dabei auf und ab hüpfte. Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, leckte Bausch sich mit der Zunge die glitzernden Tropfen von seinen Lippen, verschloss die Flasche wieder und lehnte sich mit zufriedenem Gesichtsausdruck in seinem Sessel zurück. Die Flasche behielt er in den Händen und streichelte sie wie ein lieb gewonnenes Haustier, indes er seine junge Besucherin wieder vergessen zu haben schien. Mira erwartete jeden Moment, dass die Palmweinflasche in Bauschs Schoß vor übertriebener Zuneigung zu schnurren anfing, und eine heftige Welle von Ekel und Wut wallte in ihr auf. Sie ertappte sich dabei, wie sie auf eine Flasche eifersüchtig wurde!
    Bauschs selige Schnarchgeräusche schlugen schließlich dem Fass den Boden aus. Mit einem lauten Husten machte Mira sich wieder bemerkbar. Der alte Mann zuckte erschrocken zusammen. Verdattert riss er die Augen auf (eine Schnecke hätte es nicht schneller gekonnt!) und blinzelte in den Raum. Dann erkannte er Mira und lächelte sie überrascht an.
    »Nanu, Prinzessin«, säuselte er, »bist du schon lange hier?«
    Mira verspürte große Lust, Bausch anzubrüllen, doch sie unterdrückte ihre Wut und schüttelte nur den Kopf.
    »Du bist einfach eingeschlafen!«, beschwerte sie sich.
    »Ich habe nur nachgedacht.«
    »Du lügst.«
    »Nein, Prinzessin. Es ist nur das Gleiche.« Bausch stand ächzend auf und hielt Mira eine Hand hin. »Komm, ich werde dir etwas zeigen. Aber du musst mir vorher versprechen, dass du niemandem etwas davon erzählst. Schon gar nicht deinem Vater!«
    »Etwas über die Menschen außerhalb der Zone?« Mira rutschte von der Couch und sah Bausch erwartungsvoll an.
    »Etwas über die Vergangenheit …«, antwortete der alte Mann geheimnisvoll. Er stellte sich vor eines der Regale und streckte seinen knorrigen Arm durch die Bücherwand, während er in der anderen noch immer die halb leere Flasche hielt. »Na, verdammt, wo ist er denn?«, murmelte Bausch und suchte offensichtlich etwas hinter dem Regal. Mira erwartete, dass er ein besonders gut verstecktes Buch hervorfischte, aber zu ihrer Überraschung hellte sich lediglich sein Gesicht

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