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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Düne schweifen. Bis zum Kamm waren es noch mindestens 40 Meter Höhenunterschied. »Das ist ein Leehang«, erklärte sie. »Loser, rutschiger Sand und viel steiler als ein Luvhang. Zum Hochklettern völlig ungeeignet.« Ohne auf einen Kommentar der anderen zu warten, begann sie im Zickzack emporzusteigen, wobei sie tief in den Sand trat. »Wartet, bis ich oben bin und der Sand sich wieder beruhigt hat«, rief sie von der Düne herab. »Dann haltet euch beim Hochsteigen in der Spur, die ich getreten habe. Und vermeidet große Schritte.«
    »Die Kleine hat wirklich was drauf«, bemerkte Jiril anerkennend, als Mira im Nu den halben Hang erklommen hatte.
    »Sie ist in der Wüste aufgewachsen«, erinnerte ihn Ben. »Wir stehen hier praktisch in ihrem Kinderzimmer.«
    »Ihr ahnt nicht einmal annähernd, wozu Betas fähig sind«, sagte der Doktor leise, während er bemüht war, die Steuerung seines Schwebstuhls auf das Erklimmen von Hügeln und Böschungen einzustellen. »Und besonders dieses Mädchen.« Dann begann er langsam die Düne hinaufzuschweben.
    »Vielleicht sollte einer von uns schieben helfen«, bemerkte Jiril angesichts der Schräglage, in der sich der Wissenschaftler den Hang emporkämpfte. »Sonst sind seine Batterien leer, ehe er oben ankommt.«
     
    Von den Gesprächen am Fuß der Düne bekam Mira nichts mit. Sie war zu sehr vom Anblick der Ambodruse gebannt, deren Rückenkamm auf einmal bedrohlich groß über dem Scheitel der Düne auftauchte und Mira dazu brachte, reglos zu verharren. Die letzten Meter kroch sie mit pochendem Herzen aufwärts, dann endlich war der Blick frei hinüber zur Dünenkette auf der anderen Seite der Ebene.
    Aus der Nähe wirkte die Ambodruse wie ein gigantischer Pilz, der zum Leben erwacht war und nun vergeblich versuchte, sich von dem Platz, an dem er stand, loszureißen. Nun erkannte Mira auch, was die riesige Kreatur so an diesen Ort fesselte: Auf dem gegenüberliegenden Dünenkamm lag der zu Boden gesunkene Körper einer zweiten Ambodruse!
    Ein paar Minuten später hatte auch Ben die Düne erklommen und ließ sich schwer atmend neben dem Mädchen in den Sand sinken.
    »Beeindruckend, nicht wahr?«, bemerkte er beim Anblick des riesigen Geschöpfes, während er sich mit seiner Hutkrempe Luft zufächelte. Mira nickte nur. Als Ben sie unauffällig beobachtete, fiel ihm auf, dass es die Schwingen waren, die das Mädchen zu beunruhigen schienen. »Du kennst dieses Geräusch, nicht wahr?«, fragte er.
    Mira sah ihn kurz an, wich seinem Blick aber sofort wieder aus und schaute hinüber zur anderen Seite des Tals. Statt zu antworten, zuckte sie nur mit den Schultern.
    »Hast du es oft gehört?«
    »Hin und wieder«, sagte Mira leise. »Nachts …«
    Ben hob fragend die Augenbrauen. »Willst du mir davon erzählen?«
    »Nicht jetzt«, entgegnete Mira. »Nicht heute. Irgendwann, vielleicht.«
    Sie zwang sich, Ben nicht in die Augen zu sehen. Stattdessen blickte sie hinab zu Dr. Gayot und dem hinter ihm krabbelnden Roboter. Jiril kletterte ein paar Meter weiter rechts, als hätte er Angst, ihm könne jeden Augenblick eine aus Delius und dem Doktor bestehende Blechlawine entgegenrollen. Tatsächlich sah es so aus, als steige der Roboter nur hinter Dr. Gayot her, um ihn im richtigen Moment aufzufangen.
    »Wer hat dir eigentlich die Bedeutung von Lee und Luv beigebracht?«, fragte Ben. »Das sind eigentlich Begriffe aus der Seefahrt.«
    »Bausch«, antwortete das Mädchen.
    »Ist das ein Freund von dir?«
    »Geht so.« Mira überlegte einen Augenblick, dann sagte sie: »Er nannte sich gerne ›Kapitän‹.«
    »Falls ihr beiden vom alten Vincent sprecht«, mischte sich Dr. Gayot in das Gespräch ein, »der war seinerzeit Flugkommandant der Nathan. Und jetzt seid still, sonst finden wir uns noch im Magen dieses Ungeheuers wieder.«
    »Wir haben Gegenwind«, klärte Ben den Wissenschaftler auf. »Die Ambodruse kann uns also weder hören noch wittern.«
    »Dafür weht uns der verdammte Sand ins Gesicht«, schimpfte Jiril. »Alles zwickt und juckt und es knirscht auf den Zähnen …«
    »Dann lass den Mund zu«, brummte Ben.
    »Der Kadaver muss in unmittelbarer Nähe des Kraters liegen«, stellte Dr. Gayot fest, nachdem er die Landkarte studiert hatte. »Falls sie nicht sogar direkt neben ihm verendet ist.«
    »Sie missachten die Tatsache, dass es sich bei dieser Konstruktion um eine künstliche Lebensform handelt«, bemerkte Delius. »Folglich ist sie nicht verendet, sondern außer

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