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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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die geringste Lust, eine Nacht in der Wüste zu verbringen«, sagte Jiril. »Mit Ambodrusen über mir und Monsterkäfern unter mir. Es sei denn, jemand gibt mir einen Flammenwerfer oder eine Kobaltkanone.«
    Der Donner einer nahen Explosion ließ Jiril und Mira erschrocken zusammenzucken. Alle blickten zum gegenüberliegenden Dünenkamm, wo eine pilzförmige Rauchwolke von der künstlichen Ambodruse aufstieg. Ihr erschlaffter Ballonleib sank im Nu in sich zusammen, dann schoss plötzlich ein greller Blitz in den Fangtentakel des über ihr schwebenden Weibchens, untermalt von einem lauten Knistern.
    Das Tier stieß ein schrilles Pfeifen aus, wobei seine Tentakel wild peitschten, und riss seinen tastenden Rüssel blitzschnell nach oben. Gleichzeitig sackte der riesige Glockenkörper der Ambodruse meterweit ab, als hätte die elektrische Entladung sie betäubt. Mitten im Sinkflug blähte sie ihren Körper prall auf, dann war ein Fauchen zu hören, als sie einen Teil des Traggases kraftvoll aus ihrem Leib presste. Wie mit einem Düsenantrieb katapultierte sie so ihren riesigen Ballonkörper wieder in die Höhe. Die Rauchwolke unter ihr zerstob durch den Luftstoß.
    »Sie hat einen Kurzschluss verursacht«, staunte Ben. »Offenbar ist Speichel oder irgendeine andere Körperflüssigkeit von ihrem Fangtentakel in eine der Schussöffnungen getropft.«
    »Das könnte sie vertreiben«, hoffte der Doktor. »Nun wissen wir zumindest sicher, dass es sich bei der gestrandeten Ambodruse tatsächlich um eine Maschine handelt.«
    »Die jetzt eventuell unter Strom steht«, gab Ben zu bedenken. »Wir müssen vorsichtig sein.«
    Das Weibchen hatte unterdessen an Höhe gewonnen und schwebte einige Hundert Meter von seinem vermeintlichen Artgenossen entfernt auf der Stelle, als sei es unschlüssig, ob die Elektroschockattacke gegen es persönlich gerichtet gewesen war. Schließlich neigte sich sein Körper zur Seite, als hätte ihn eine mächtige Böe erfasst, woraufhin es das qualmende Ambodrusenwrack in weitem Bogen umflog.
    »Sie kommt her!«, stieß Jiril erschrocken aus und begann die Düne hinabzurutschen. »Dieses Ungeheuer kommt direkt auf uns zu!«
    Tatsächlich näherte sich die Ambodruse ihrem Versteck nun mit beachtlicher Geschwindigkeit, wobei ihr mächtiger Fangtentakel sich langsam senkte, bis er wie der Rüssel eines Sandteufels über den Boden streifte.
    »Runter von der Düne!«, rief Ben. Er packte Mira, stieß sich nach hinten ab und riss gleichzeitig noch den Doktor aus seiner Verankerung. Gemeinsam sprangen und purzelten alle den Hang hinab. Dr. Gayot kullerte mit eingezogenen Instrumentenarmen ein Stück weit die gegenüberliegende Böschung wieder hinauf, kam dann zurückgerollt und blieb schließlich lamentierend liegen. Als Letzter erreichte Delius den Fuß der Düne. Er hatte einfach alle vier Arme in seinen Körper gezogen und kam wie eine fette Zapfsäule den Hang heruntergerutscht. Die Lawine aus Sand, die er dabei hinter sich herzog, begrub ihn fast völlig unter sich.
    »Bleibt flach auf dem Boden liegen und bewegt euch nicht!«, kommandierte Ben, der sich als Einziger wieder erhob und auf den Sandschlitten zurannte.
    »Was hast du vor?«, rief ihm Jiril hinterher.
    »Sei still und tue, was ich dir sage!«, sagte Ben. »Und pass auf das Mädchen auf!«
    Er erreichte den Schlitten, riss achtlos die gesamte Ausrüstung herunter und schwang sich hinter das Steuer. Dann startete er den Motor mit einem solchen Schub, dass unter der durchdrehenden Kettenraupe eine meterweite Sandfontäne hervorschoss.
    »Denk an die Totmannschaltung!«, schrie Mira, als sie begriff, was Ben vorhatte. »Sonst bleibt der Schlitten sofort wieder stehen.«
    Ben sah kurz über seine Schulter. Danke!, erklang seine Stimme in Miras Kopf. Im selben Augenblick schoss der Schlitten durch das Dünental davon. Ben blieb hinter dem Steuer sitzen, bis er ausreichend Geschwindigkeit gewonnen hatte. Dann sprang er ab, warf sich hinter eine Sandverwehung und rührte sich nicht mehr.
    Der Leib der Ambodruse tauchte über dem Kamm der Düne auf wie ein bizarrer Fesselballon. Fast lautlos glitt er heran, lediglich die hauchdünnen, segelgroßen Gleitschwingen, mit denen sie sich fortbewegte und ihre Flugrichtung bestimmte, erzeugten dieses melodische, durchdringende Sirren, das Mira wie versteinert auf der Stelle liegen bleiben ließ. Während sie zu dem riesigen Ballonleib hinaufstarrte, schwebte das untere Ende des Fangtentakels so dicht über sie

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