Das Alexandria-Komplott
davon schulde ich Ihrem Sohn. Er hat das Talent, am richtigen Ort aufzutauchen, wenn man ihn am wenigsten erwartet.«
»Ich habe Dirks Oldtimer gesehen. Ein Wunder, daß Sie alle überlebt haben.«
»Ein wunderschönes Fahrzeug«, seufzte Hala. »Zu traurig, daß es kaputt ist.«
Nichols räusperte sich. »Wenn wir nun zum Thema ihrer Ansprache vor der Vollversammlung am morgigen Tage kommen könnten …«
»Haben Ihre Leute irgendwelche konkreten Hinweise entdecken können, die zum Auffinden der Überreste der Bibliothek von Alexandria führen könnten?« erkundigte sich Hala in scharfem Ton.
Mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der plötzlich in Treibsand geraten ist, sah Nichols den Senator und Schiller an. Pitt sprang in die Bresche und antwortete.
»Wir haben noch nicht die Zeit gefunden, eine umfassende Suchaktion zu starten«, gestand er ehrlich. »Wir wissen kaum mehr als vor vier Tagen.«
Nichols begann zögernd: »Der Präsident … er hatte gehofft …«
»Sparen Sie sich Ihre Worte, Mr. Nichols.« Halas Blick schweifte zu Schiller. »Sie können beruhigt sein, Julius. Meine Ansprache wird eine kurze Erwähnung der bevorstehenden Entdeckung von Teilen der Bibliothek von Alexandria beinhalten.«
»Es ist mir eine Freude zu hören, daß Sie Ihre Ansicht geändert haben.«
»Wenn man die jüngsten Ereignisse in Betracht zieht, dann schulde ich Ihrer Regierung etwas.«
Nichols war sichtlich erleichtert. »Ihre Ankündigung wird Präsident Hasan einen entscheidenden politischen Vorteil verschaffen; eine einzigartige Möglichkeit für den ägyptischen Nationalismus, den religiösen Fundamentalismus von Achmed Yazid zu überflügeln.«
»Erwarten Sie nicht zuviel«, warnte der Senator. »Wir verkleistern nur die Risse in einer sturmreifen Festung.«
Nichols' Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln. »Ich würde ein Monatsgehalt dafür hergeben, wenn ich Yazids Gesicht in dem Augenblick sehen könnte, in dem er merkt, daß er auf die Schnauze gefallen ist.«
»Ich fürchte eher, er wird Hala erst recht mit seiner Rachsucht verfolgen«, bemerkte Schiller.
»Das glaube ich nicht«, gab Nichols zurück. »Wenn das FBI einen Zusammenhang zwischen den toten Terroristen und Yazid und eine weitere Verbindung zu dem Attentäter, der für den Flugzeugabsturz und den Tod von sechzig Menschen verantwortlich ist, herstellen kann, werden die gemäßigten Ägypter, die gegen den Terrorismus eingestellt sind, Yazids Bewegung ihre Unterstützung entziehen. Wenn man einen Terroreinsatz bis zu seiner Haustür verfolgen kann und weltweit publik macht, wird er es sich zweimal überlegen müssen, bevor er einen weiteren Anschlag auf Miß Kamils Leben befiehlt.«
»In einem Punkt hat Mr. Nichols recht«, stimmte Hala zu. »Die meisten Ägypter sind Sunniten, die dem blutrünstigen Ruf der Schiiten aus dem Iran nicht folgen. Sie wünschen sich eine allmähliche Veränderung – weg von der Demokratie, hin zu einer religiösen Führung. Diese Leute werden mit Yazids brutalem Vorgehen nicht einverstanden sein.« Hala hielt einen Moment lang inne. »Was den zweiten Punkt angeht, stimme ich nicht zu. Yazid wird keine Ruhe geben, bis ich tot bin. Er ist zu fanatisch, als daß er aufgeben könnte. Wahrscheinlich plant er bereits in dieser Minute den nächsten Anschlag auf mein Leben.«
»Sie könnten recht haben; unsere Geheimdienste müssen Yazid scharf im Auge behalten«, erwiderte der Senator.
»Wie sehen ihre weiteren Pläne nach der Rede vor der Vollversammlung aus?« erkundigte sich Schiller.
»Heute morgen, bevor wir das Hospital verließen, wurde mir über unsere Botschaft in Washington ein Schreiben Präsident Hasans übermittelt. Präsident Hasan wünscht ein Zusammentreffen mit mir.«
»Wenn Sie die Grenzen unseres Landes überschreiten, können wir für Ihre Sicherheit nicht mehr garantieren«, warnte Nichols.
»Das weiß ich«, erwiderte sie. »Aber es besteht wenig Grund zur Sorge. Seit der Ermordung Präsident Sadats arbeiten die Leute vom ägyptischen Sicherheitsdienst sehr viel effizienter.«
»Darf ich fragen, wo dieses Treffen stattfinden soll«, hakte Schiller nach.
»Das ist kein Geheimnis. Es wird ohnehin von den Medien in aller Welt übertragen«, antwortete Hala nonchalant. »Präsident Hasan und ich, wir werden anläßlich der bevorstehenden Wirtschaftsgespräche in Punta del Este in Uruguay miteinander konferieren.«
Der verbeulte, von Kugeln durchlöcherte Cord stand verloren in
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