Das Alexandria-Komplott
zu demjenigen von Yazid. Dann hatten wir mit einem Zufallsfund in der internationalen Kartei von Interpol im Pariser Hauptquartier Glück. Plötzlich paßte alles zusammen. Wir sind über eine Familienorganisation gestolpert; eine Verbrecherdynastie, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine steile Karriere gemacht hat. Ein Milliarden-Dollar-Imperium, das von einer Mutter, einem Vater, drei Söhnen und einer Tochter regiert wird und von einem Netz an Onkeln, Tanten, Cousinen – alle durch Blutbande oder Heirat verbunden – aufrechterhalten wird. Dieser enge Zusammenhalt hat es den Fahndern in aller Welt nahezu unmöglich gemacht, in das Netz einzudringen.«
Abgesehen vom Klicken der Teletypemaschinen und dem leisen Gemurmel der Sekretäre herrschte am Tisch die Stille absoluter Fassungslosigkeit. Brogan ließ seinen Blick von Nichols zu Schiller, dann zu Oates und schließlich zum Präsidenten wandern.
»Der Name?« erkundigte sich der Präsident in ruhigem Ton.
»Capesterre«, antwortete Brogan. »Roland und Josephine Capesterre sind Vater und Mutter. Der älteste Sohn ist Robert oder, wie wir ihn kennen, Topiltzin. Der nächstältere ist Paul.«
»Das ist Yazid?«
»Ja.«
»Ich glaube, jetzt sind wir gespannt, alles weitere von Ihnen zu hören, was Sie wissen«, erklärte der Präsident.
»Wie ich schon sagte«, fuhr Brogan fort, »ich habe noch nicht alle Fakten auf dem Tisch. Es fehlen die Aufenthaltsorte von Karl und Marie, dem jüngeren Bruder und der Schwester, sowie die Namen der Verwandten. Wir haben die Oberfläche nur angekratzt. Soweit ich in Erfahrung gebracht habe, sind die Capesterres eine Familie, die sich traditionell dem Verbrechen zugehörig fühlt. Ihre Geschichte beginnt vor beinahe achtzig Jahren, als der Großvater aus Frankreich in die Karibik emigrierte und ein Schmuggelunternehmen aufzog. Während der Prohibition wurden gestohlene Güter und Schnaps in die USA transportiert. Zuerst arbeitete er von Port of Spain auf Trinidad aus. Aber als das Geschäft blühte, kaufte er eine kleine Insel in der Nähe und betrieb von dort aus seine Geschäfte. Roland übernahm das Unternehmen, als der Alte starb, und zusammen mit seiner Frau Josephine – manche halten Sie für den Kopf der Firma – expandierte er in den Drogenhandel. Zuerst gründeten sie auf ihrer Insel eine ganz normale Bananenplantage und machten damit einen hübschen ehrlichen Gewinn. Dann wurden sie erfinderisch und fuhren zwei Ernten ein – Bananen und Marihuana, das unter den Bananenstauden angepflanzt wurde, um eine Entdeckung zu vermeiden. Sie haben auch ein Labor auf der Insel eingerichtet, um das Marihuana weiterzuverarbeiten. Habe ich ein klares Bild gezeichnet?«
»Ja …«, erwiderte der Präsident. »Wir sehen jetzt klar. Vielen Dank, Martin.«
»Alles geplant«, murmelte Schiller. »Die Capesterres produzierten, veredelten und schmuggelten – und das alles in einer einzigen effizienten Operation.«
»Und versorgten die Märkte«, führte Brogan weiter aus. »Doch interessanterweise nicht die in den Vereinigten Staaten. Sie haben ihre Drogen nur in Europa und dem Fernen Osten verkauft.«
»Sind sie immer noch im Drogengeschäft?« erkundigte sich Nichols.
»Nein.« Brogan schüttelte den Kopf. »Durch ihre Kontakte erhielten sie einen Tip, daß ihrer Privatinsel eine Razzia durch die vereinten Sicherheitskräfte der Westindischen Inseln drohte. Die Familie verbrannte die Marihuanapflanzen, behielt die Bananenplantage und fing an, Mehrheitsbeteiligungen an finanziell wackeligen Unternehmen zu erwerben. Sie waren außerordentlich erfolgreich, wenn es darum ging, das Ruder dieser Firmen herumzuwerfen, und machten atemberaubend hohe Gewinne. Natürlich hat ihre übliche Managementmethode etwas damit zu tun.«
Nichols biß an. »Wie sah die denn aus?«
Brogan grinste. »Die Capesterres verließen sich auf Erpressung, Nötigung und Mord. Jedesmal, wenn ein Konkurrenzunternehmen im Weg stand, schlossen die Vorstände dieser Firmen unvorteilhafte Verträge mit den von den Capesterres beherrschten Unternehmen ab und verloren bei diesem Handel natürlich immer das letzte Hemd.
Planungsbeamte, die die Durchführung von Projekten behinderten, gegnerische Anwälte, die prozessierten, nicht wohlgesonnene Politiker – sie alle lernten die Capesterres kennen. Ihre Frauen und Kinder hatten an einem sonnigen Tag einen Unfall, ihre Häuser wurden niedergebrannt, oder sie verschwanden spurlos.«
»Als ob die Mafia General
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