Das Alexandria-Komplott
Argentinien zu regeln.«
»Ich kümmere mich darum.«
»Bevor die Special Forces einen Rettungsversuch in Angriff nehmen können, muß die Lady Flamborough erst einmal aufgespürt werden«, erklärte Schiller mit unwiderlegbarer Logik.
»Da liegt der Hase begraben.« In Brogans Stimme lag ein merkwürdiger Unterton. »Die am nächsten stehende Trägerflotte ist fünftausend Meilen entfernt. Eine gründliche Suchaktion in der Luft und auf dem Wasser kann überhaupt nicht durchgeführt werden.«
Schiller starrte gedankenverloren auf den Tisch. »Jeder Rettungsversuch könnte Wochen in Anspruch nehmen, wenn die Entführer die Lady Flamborough in den kahlen Buchten und Einschnitten entlang der antarktischen Küste verstecken. Dunst, Nebel und eine niedrige Wolkendecke kommen noch dazu.«
»Unsere einzige Möglichkeit liegt also in der Satellitenüberwachung«, stellte Nichols fest. »Mißlich ist nur, daß wir keinen Spionagesatelliten haben, der diese Gegend der Erde überwacht.«
»Dale hat recht«, stimmte Schiller zu. »Die Meere so tief im Süden stehen auf der Liste der strategischen Überwachung nicht sehr weit oben. Wenn es um die nördliche Hemisphäre ginge, hätten wir eine ganze Reihe von Abhör- und Aufklärungsgeräten zur Verfügung, mit denen wir jede Konversation an Bord übertragen und selbst die Zeitung an Deck lesen könnten.«
»Was ist verfügbar?« erkundigte sich der Präsident interessiert.
»Der Landsat«, antwortete Brogan, »ein paar meteorologische Satelliten des Verteidigungsministeriums und ein Seesat, den die NUMA benutzt, um Eisdrift und Meeresströmungen in der Antarktis zu überwachen. Aber das Beste, was uns zur Verfügung steht, ist die SR-90 Casper.«
»Haben wir SR-90 Aufklärungsflugzeuge in Lateinamerika?«
»Ein geheimes Flugfeld in Texas, das ist der südlichste Stützpunkt.«
»Wie lange dauert es, da runter und wieder zurückzufliegen?«
»Eine Casper erreicht Mach 5 oder etwas weniger als fünftausend Kilometer in der Stunde. Eine der Maschinen könnte zum äußersten Zipfel der Antarktis fliegen, die Fotos schießen und den Film in fünf Stunden zurückbringen.«
Ärgerlich schüttelte der Präsident den Kopf. »Kann mir mal bitte jemand verraten, warum die Regierung der Vereinigten Staaten immer mit heruntergelassenen Hosen erwischt wird? Bei Gott, keiner braut einen solchen Mist zusammen wie wir. Wir bauen die hochentwickeltsten Aufklärungssysteme der Welt, und wenn wir sie brauchen, dann befinden sie sich zur falschen Zeit am falschen Ort.«
Keiner entgegnete etwas, alle saßen bewegungslos da. Die Männer mieden den Blick des Präsidenten, starrten unbehaglich auf die Tischplatte, auf Papiere und Wände.
Schließlich sagte Nichols mit ruhiger, zuversichtlicher Stimme: »Wir werden das Schiff finden, Mr. President. Wenn überhaupt jemand die Menschen lebend da herausholen kann, dann die Special Forces.«
»Ja«, sagte der Präsident gedehnt und leise. »Die sind für einen solchen Einsatz besonders ausgebildet. Die einzige Frage, die mir dabei im Kopf herumgeht, ist, ob es noch Mannschaft und Passagiere zu retten gibt. Oder wird die Spezialeinheit ein Geisterschiff voller Leichen vorfinden?«
46
C olonel Morton Hollis war ganz und gar nicht glücklich, seine Familie während der Geburtstagsparty verlassen zu müssen. Der verständnisvolle Ausdruck in den Augen seiner Frau drehte ihm den Magen um. Das würde ihn ganz schön was kosten, wußte er. Zu dem roten Korallenhalsband würde noch die Fünftagekreuzfahrt auf die Bahamas kommen, mit der sie ihm schon die ganze Zeit auf die Nerven ging.
Er saß an seinem Schreibtisch, in einem speziell entworfenen Büroabteil in einer C-140 Transportmaschine, und flog gerade über den Süden Venezuelas. Genüßlich paffte er eine dicke Havanna, die er sich, nachdem nun endlich das Embargo auf kubanische Importwaren gelockert worden war, im Laden der Luftwaffenbasis geleistet hatte.
Hollis überflog die letzten Wetterberichte von der antarktischen Halbinsel und sah sich die Fotos an, die eine zerklüftete, eisbedeckte Küste zeigten. Seit dem Start war er Dutzende von Malen in Gedanken die vor ihm liegenden Schwierigkeiten durchgegangen, im Laufe ihrer kurzen Existenz hatten sich die neugebildeten Special Operations Forces bereits einen beachtlichen Namen gemacht, aber eine größere Rettungsaktion war Neuland für die Truppe.
Die Special Operations Forces, das Waisenkind des Pentagon, waren erst im Herbst 1989 zu
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