Das Alexandria-Komplott
Führerhaus.
Pitt kam zuerst an. Ruhig näherte er sich dem Heizer und sagte gutgelaunt: »Einen schönen guten Tag!«
Bevor der verwirrte, erschrockene Heizer antworten konnte, hatte Pitt dem Araber bereits die Schaufel entrissen und über den Schädel geknallt.
Der Lokführer wollte sich gerade umdrehen, als Gunn ihn mit dem schweren Schalldämpfer, der an den kurzen Lauf der Heckler & Koch montiert war, an der Schläfe traf. Der Araber ging zu Boden wie ein nasser Sack.
Während Gunn nach anderen Störenfrieden Ausschau hielt, hob Pitt die beiden Araber hoch, so daß sie beide halb aus den Seitenfenstern des Führerhauses raushingen. Dann musterte er nachdenklich die Anordnung der Rohre, Hebel und Ventile.
»Das schaffst du nie im Leben«, meinte Gunn kopfschüttelnd.
»Ich weiß, wie man einen Stanley-Dampfwagen in Gang bringt und fährt«, gab Pitt gekränkt zurück.
»Einen was?«
»Ein altes Automobil«, erwiderte Pitt. »Zieh mal die Feuerklappe auf. Ich brauche etwas Licht, um das Manometer ablesen zu können.«
Gunn kam der Bitte nach und streckte die Hände aus, um sie an den aus der Öffnung herauszüngelnden Flammen zu wärmen. »Beeil dich lieber«, drängte er ungeduldig. »Wir stehen hier im Rampenlicht wie eine Tanzgruppe in Las Vegas.«
Pitt zog an einem langen Hebel, und die kleine Lok bewegte sich ruckartig einen Zentimeter nach vorne. »Okay. Das ist die Bremse. Ich glaube, ich weiß jetzt, welcher Hebel wozu dient. Also, wenn wir an der Gesteinsmühle vorbeirollen, springst du ab und verschwindest im Gebäude.«
»Was ist mit dem Zug?«
»Dieser Expreß«, erwiderte Pitt mit breitem Grinsen, »macht nicht mehr halt.«
Pitt löste die Sperrklinke am Hebel für Vorwärts- und Rückwärtsfahrt und schob ihn nach vorne. Als nächstes drückte er die Sperrklinke der Drosselklappe und schob sie hoch. Die Lokomotive fuhr langsam an, und die angehängten Erzwagen klapperten hinter ihr her. Pitt öffnete die Drosselklappe bis zum Anschlag. Die Antriebsräder drehten mehrere Male durch, bevor sie auf den rostigen Schienen griffen. Der Zug kroch vorwärts und nahm Fahrt auf.
Das angestrengte Puff-Puff-Puff kam in immer schnelleren Stößen, während die kleine Lok beschleunigte und am Speisesaal vorbeifuhr. Die Tür flog auf, einer der Entführer sah heraus und hob eine Hand, als wolle er winken. Blitzschnell zog er sie zurück, als er die beiden Körper sah, die aus den Seitenfenstern des Führerhauses heraushingen. Er zuckte zusammen und verschwand laut schreiend wieder in der Hütte.
Pitt und Gunn gaben Feuerstöße auf die Fenster und die Tür des Gebäudes ab. Dann war die Lok vorbei und fuhr auf die Gesteinsmühle zu. Pitt warf einen Blick auf den Boden und schätzte, daß ihre Geschwindigkeit irgendwo zwischen fünfzehn und zwanzig Kilometern in der Stunde lag.
Pitt zog den an der Decke montierten Hebel für die Pfeife herunter und zurrte ihn mit einem Band seiner Anorakjacke fest. Der Pfiff der Messingpfeife durchschnitt die Luft wie ein Messer.
»Fertigmachen zum Absprung«, schrie er Gunn zu und übertönte das ohrenbetäubende Pfeifkonzert.
Gunn erwiderte nichts. Er starrte auf den rauhen Schotter, der unter ihnen dahinflog.
»Jetzt!« rief Pitt.
Sie sprangen los, rutschten und schlitterten, aber irgendwie gelang es ihnen, auf den Beinen zu bleiben. Jetzt durfte es kein Zögern geben, keine Atempause. Sie rannten neben dem Zug her, hasteten die Stufen der Gesteinsmühle hinauf und hielten nicht an, bis sie über die Schwelle stolperten und auf den Fußboden im Innern fielen.
Das erste, was Pitt sah, war Giordino, der, die Maschinenpistole lässig in der Hand, über ihm stand. Die Mündung der Waffe zeigte zur Decke.
»Ich habe schon miterlebt, wie du aus Kaschemmen rausgeschmissen wurdest«, bemerkte Giordino trocken, »aber das ist das erste Mal, daß ich erlebe, wie du aus einer Lok rausgeflogen bist.«
»Darum tut's mir nicht leid«, meinte Pitt und stand auf. »War sowieso kein Pullmanwagen.«
»Das Gewehrfeuer. Wart ihr das oder die?«
»Wir.«
»Ist die Bande schon ausgeflogen?«
»Wie wütende Hornissen, denen man das Nest zerstört hat«, erwiderte Pitt. »Uns bleibt nicht viel Zeit. Wir müssen uns auf eine Belagerung einstellen.«
»Wäre gut, wenn sie vorsichtig zielen würden, sonst geht der Helikopter zum Teufel.«
»Ein Vorteil, den wir entsprechend ausspielen werden.«
Findley hatte den Wachposten und die beiden Mechaniker inzwischen auf dem Fußboden
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